Der Maedchensammler
töten?«
Trevor lächelte. »Das haben Sie mich schon einmal gefragt.
Eigentlich hätte ich damit gerechnet, dass das auch Quinns nächste Frage gewesen wäre.«
»Sagen Sie’s mir.«
»Er sucht nach einer Frau, von der er glaubt, sie hätte seinen Vater gegen ihn eingenommen und dann dessen Tod verschuldet.«
»Und? Stimmt das?«
»Möglich.«
»Er hasst sie also.«
»Er begehrt sie. Manchmal verwischen sich die Grenzen bei Wahnsinnigen.«
»Er begehrt sie so sehr, dass er ihr Abbild zerstört, wo auch immer er es findet?« Joe schüttelte den Kopf. »Er ist ein Schlächter.«
Trevor nickte. »Aber mit den ersten Opfern hatte er Geschlechtsverkehr. Wahrscheinlich hatte er gehofft, sie endlich gefunden zu haben, und Sex war die größte Demütigung. Aber dann hat er gemerkt, dass die Welt ziemlich groß ist, und dass es eine Menge Frauen gibt, die eine gewisse Ähnlichkeit aufweisen. Daraufhin hat er den zwanghaften Wunsch entwickelt, diese Frauen zu töten, die Ähnlichkeit auszulöschen, aber er verspürt nicht den Wunsch, mit ihnen Geschlechtsverkehr zu haben. Da keine von ihnen die Frau ist, die er sucht, ist das Morden für ihn nichts weiter als eine Pflichterfüllung.«
»Pflicht?«, wiederholte Jane. »Wieso?«
»Weil sie ihr ähnlich sehen und nicht damit davonkommen dürfen«, erklärte Trevor. »Er kann es nicht ertragen, Frauen, die ihr ähnlich sehen, am Leben zu lassen. Sie müssen sterben.«
Jane schüttelte den Kopf. »Das ergibt doch überhaupt keinen Sinn. Diese Frauen … Sie kommen aus den unterschiedlichsten gesellschaftlichen Zusammenhängen. Wenn er sie verfolgt, wenn er ihnen auflauert, dann muss er irgendetwas über ihr Leben in Erfahrung bringen. Er muss jedes Mal gewusst haben, dass es sich nicht um die Frau gehandelt hat, die er sucht.«
»So wie er denkt, besteht jedes Mal die Chance.«
»Blödsinn. Und wenn Aldo clever genug war, alle diese Frauen aufzustöbern, die ihr … die mir ähnlich sehen, warum hat er dann keine weiteren Nachforschungen angestellt?« Sie machte eine ungehaltene Geste. »Er hätte doch die Polizei einschalten oder die Richtige von einem Privatdetektiv suchen lassen können.«
»Das wäre ziemlich schwierig gewesen.«
»Nicht so schwierig wie elf Frauen zu ermorden in der Hoffnung, dass die Richtige vielleicht unter ihnen ist.«
»Doch.«
»Warum?« Jane spürte, dass sie zitterte. Sie wollte seine Antwort nicht hören. Was war denn bloß mit ihr los?
Er schaute ihr direkt in die Augen. »Keine Angst. Ich beschütze Sie.«
»Ich brauche Ihren Schutz nicht. Sagen Sie mir einfach, warum er sie nicht finden konnte.«
»Weil Cira seit über zweitausend Jahren tot ist.«
Ihr war, als hätte ihr jemand mit der Faust in den Magen geschlagen. Zuerst war der Name das Einzige, was sie deutlich verstanden hatte. »Cira …«, flüsterte sie. »Sie heißt Cira?«
Joe schnaubte verächtlich. »Eine zweitausend Jahre alte Leiche? Was zum Teufel ziehen Sie hier eigentlich ab, Trevor?«
»Warte, Joe«, sagte Eve, den Blick auf Jane geheftet.
»Lass ihn reden.«
»Er macht Jane Angst, verdammt.«
»Das sehe ich. Lass ihn reden.«
Jane hörte kaum noch, was sie sagten. »Cira?« Ihre Hände ballten sich zu Fäusten. »Er sucht nach Cira?«
»Und wie heißt diese Cira weiter?«, wollte Joe wissen.
»Niemand kannte ihren Nachnamen.« Trevor schaute Jane unverwandt an. »Sie war einfach nur Cira. Cira die Großartige, Cira die Göttliche, Cira die Bezaubernde.«
»Hören Sie auf mit dem Blödsinn«, sagte Eve scharf. »Sie strapazieren unsere Geduld. Wie kann eine Frau, die seit zweitausend Jahren tot ist, Aldos Vater getötet haben?«
»Tut mir leid.« Trevor wandte sich von Jane ab und lächelte Eve an. »Cira hat ihn nicht getötet. Aldos Vater hat sich selbst umgebracht, als er die Explosion auslöste, um den Tunnel zu verschließen.«
»Tunnel?«, wiederholte Eve.
Er nickte. »Der egoistische Mistkerl wollte alles für sich allein. Deswegen hat er den Eingang verschlossen. Aber er konnte nicht mit Sprengstoff umgehen und hat sich dabei selbst in die Luft gejagt.«
»Und wo ist das passiert?«
»In Norditalien«, sagte Joe. »Vor vier Jahren. Habe ich Recht?«
»Beinahe«, sagte Trevor. »Sie haben gute Arbeit geleistet, wenn Sie so viel über mich rausgefunden haben. Es war vor vier Jahren, und eigentlich hätte der Job in Norditalien stattfinden sollen, aber dann ist was Interessanteres aufgetaucht.«
»Aldo?«
»Nein, damals war Aldo
Weitere Kostenlose Bücher