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Der Maedchensammler

Der Maedchensammler

Titel: Der Maedchensammler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johansen
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verantwortlich für das Leben, das er ihretwegen führen musste. Er und sein Vater hatten eine Cira-Statue aus der Bibliothek geholt und auf ihren Pick-up geladen.
    Die war verschwunden. Aber neben Guidos Leiche habe ich die Büste gefunden, die Manza entdeckt hat, als Aldo noch klein war. Sie stand auf einem Felsen über seinem Kopf und war mit einer Axt in zwei Hälften gespalten worden.«
    »Kann das nicht von der Explosion verursacht worden sein?«
    »Nein. Alle Gesichtszüge der Figur waren abgeschlagen worden.«
    »Genauso zerstört wie die Gesichter der Frauen, die er ermordet hat«, flüsterte Jane.
    »Damals ist mir noch gar nichts Symbolisches daran aufgefallen. Ich war stinksauer und wollte Aldo unbedingt in die Finger kriegen. Für Guido war es zu spät, aber nicht für Aldo.
    Von den Arbeitern, die bei der Explosion draufgegangen sind, kannte ich keinen, aber ich mochte Pietro. Er war ein anständiger Kerl, und er hatte es nicht verdient zu sterben. Aber als ich endlich eine Stadt erreichte, hatte mein Bein sich entzündet, und ich hatte genug damit zu tun, eine Amputation zu verhindern, sodass ich mir über andere Dinge nicht viele Gedanken machen konnte.«
    »Haben Sie den Leuten im Krankenhaus erzählt, was passiert war?«
    »Um Himmels willen, nein. Dann wäre ich im Gefängnis gelandet, und ich habe einen sehr ausgeprägten Selbsterhaltungstrieb. Als ich entlassen wurde, bin ich zu der Grabungsstätte zurückgekehrt, habe Guido begraben und Aldos Verfolgung aufgenommen.«
    »Aber Sie haben ihn nicht gefunden.«
    »Ich sagte ja bereits, er ist gewieft. Er war wie vom Erdboden verschluckt. Und jedes Mal, wenn ich in seine Nähe kam, ist er einfach verschwunden. Es war verdammt frustrierend. Und dann habe ich das Foto von Peggy Knowles gesehen, der Frau, die er in Brighton ermordet hat.«
    »Cira.«
    »Der Zusammenhang lag auf der Hand. Aldo und sein Vater waren beide von Cira besessen, und die symbolische Zerstörung des Gesichts war ein eindeutiger Hinweis. Aldo macht Cira sowohl für den Tod seines Vaters als auch für seine unglückliche Kindheit verantwortlich. Vielleicht hat ihm der Schock über den Tod seines Vaters endgültig den Rest gegeben, und er hat angefangen, sie als lebende Person zu betrachten, genauso wie sein Vater. Oder er hat den ersten Mord in Rom begangen, weil er rein zufällig einer Frau über den Weg gelaufen ist, die aussah wie Cira. Und dann, als ihm klar wurde, dass es noch mehr Frauen gibt, die ihr ähneln, hat er angefangen, nach ihr zu suchen.«
    »Sie meinen, er glaubt an … Reinkarnation?«
    »Wer weiß? Er ist verrückt. Ich schätze, das läuft in seinem Kopf alles durcheinander. Wir wissen, dass er den ganzen Erdball nach Frauen absucht, die aussehen wie sie, dass er sich diese Suche zur Lebensaufgabe gemacht hat. Er kann es nicht ertragen, dass irgendeine Frau auf der Welt herumläuft, die Cira ähnlich sieht. Da sie vor zweitausend Jahren gestorben ist, kann es gut sein, dass er an Reinkarnation glaubt. Was war zuerst da, die Henne oder das Ei?«
    »Und er hält mich für Ciras Reinkarnation?« Jane schnaubte verächtlich. »Schwachsinn. Ich bin niemandes Kopie. Es ist schon schlimm genug, dass ich so aussehe wie Cira. Aber im Innern bin ich nur ich selbst.«
    »Sie glauben nicht an die Möglichkeit der Reinkarnation?
    Millionen von Menschen glauben daran.«
    »Dann wünsche ich ihnen viel Glück. Ich allein trage die Verantwortung für das, was ich tue. Ich werde nicht anfangen zu jammern und eine Frau dafür verantwortlich machen, die vor zweitausend Jahren ins Gras gebissen hat.«
    »Sie werden ja richtig leidenschaftlich.«
    »Weil es mir wichtig ist. Es kotzt mich an, mir immer wieder anzuhören, dass Aldo hinter mir her ist wegen meines Gesichts.
    Ich bin schließlich weitaus mehr als ein Gesicht.«
    »Sie rennen offene Türen ein. Das wusste ich in dem Augenblick, als ich Ihnen gegenüberstand.« Er holte tief Luft.
    »Und Aldo ist nicht nur hinter Ihnen her, weil Sie aussehen wie Cira. Wahrscheinlich glaubt er, dass ihre Seele in Ihnen steckt.«
    »Dann wird er feststellen, dass er sich irrt. Ich bin nicht wie sie. Nicht wirklich.« Ihre Hand umklammerte das Telefon. »Und ich weiß nicht, was das alles zu bedeuten hat, aber ich bin diejenige, die damit klarkommen muss, nicht Cira.«
    »Wir müssen damit klarkommen«, korrigierte Trevor. »Das geht uns beide an.«

    Da irrte er sich. Tröstende Worte, aber sie hatte das ungute Gefühl, dass es am Ende

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