Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Maedchensammler

Der Maedchensammler

Titel: Der Maedchensammler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johansen
Vom Netzwerk:
Alles, es muss für ihn eine Katastrophe gewesen sein, als Guido sich plötzlich nur noch für eine tote Frau interessierte und die Bedürfnisse seines Sohnes völlig ignorierte. Schlimm genug, um Aldo in den Wahnsinn zu treiben.«
    »Warum hat er dann seinem Vater geholfen, Cira zu finden?«
    »Er war ihm hilflos ausgeliefert. Und vielleicht wollte er auch das Gold finden.«
    »Haben Sie es gefunden?«
    »Nein, aber das heißt nicht, dass es nicht da war. Guido hatte gerade erst mit den Ausgrabungen begonnen, als er beschloss, mit niemandem zu teilen. Er musste sehr vorsichtig sein. Die Tunnelwände waren durch den Vulkanausbruch einsturzgefährdet, und sie konnten sich pro Tag nicht mehr als ein, zwei Meter vorarbeiten, wenn sie nicht riskieren wollten, dass der Tunnel zusammenbrach.«
    »Und Sie haben in der Zwischenzeit in aller Ruhe dagesessen und die Schriftrollen entziffert?«
    »Körperliche Arbeit gehörte nicht zu meinen Aufgaben.«
    »Was dann?«
    »Ich arbeitete gerade in Mailand an einem anderen Projekt, als Manza Kontakt zu mir aufgenommen hat.«
    »Schmuggel.«
    »Na ja, zugegeben. Jedenfalls meinte Manza, er hätte einen antiken Kunstschatz lokalisiert, der uns alle zu Millionären machen würde. Er wollte die Kunstschätze ausgraben, und ich sollte sie außer Landes schmuggeln und Käufer dafür finden. Er hatte an einer Ausgrabungsstätte in Herkulaneum gearbeitet, wo er ein paar Briefe entdeckt hatte, die ihn zu Julius’ Anwesen in der Nähe der Stadt führten. Die Cira-Büste hat er nicht erwähnt.
    Ich war ziemlich skeptisch. In Herkulaneum werden seit 1750

    Grabungen durchgeführt. Ich war mir ziemlich sicher, dass mittlerweile alles entdeckt worden war.«
    »Aber Sie sind trotzdem hingefahren.«
    »Mich hat die Sache interessiert. Manza hatte jahrelang an Ausgrabungen in Herkulaneum teilgenommen. Aldo hatte seine halbe Kindheit damit verbracht, in den Tunneln herumzustromern, die über die Jahrhunderte in die alte Stadt hineingetrieben worden waren. Es bestand immerhin die Möglichkeit, dass Manza einen Schatz entdeckt hatte. Ich sagte mir jedenfalls, es konnte nicht schaden, hinzufahren. Ich habe mich geirrt. Am Ende habe ich zwei Monate lang im Krankenhaus verbracht.«
    »Wieso?«
    »Guido hatte beschlossen, nicht nur den Tunnel in die Luft zu sprengen, sondern gleichzeitig alle Beteiligten. Er wollte den Eingang verschütten und dann, wenn er sich sicher war, dass niemand mehr lebte, mit dem er die Beute hätte teilen müssen oder der wusste, dass er Ciras Überreste gefunden hatte, zurückkommen und sich holen, was er haben wollte.«
    »Und Sie waren in dem Tunnel?«
    »Ich und Pietro und sechs Arbeiter aus Korsika, die Manza angeheuert hatte. Mir ist es als Einzigem gelungen, aus dem Loch hinauszukriechen. Und das auch nur, weil ich zufällig auf dem Weg nach draußen war, als er den Tunnel gesprengt hat.
    Ich hatte ein gebrochenes Bein, und ich habe drei Tage gebraucht, um mich zu befreien. Guido lag tot im Tunneleingang.«
    »Und außer Ihnen hat niemand überlebt?«
    »Die anderen waren tiefer im Tunnel gewesen. Die Explosion hat sie buchstäblich in Stücke gerissen und begraben. Aber Manza wollte die Bibliothek nicht zerstören, deswegen war die Sprengkraft in deren Nähe geringer.«
    Jane erschauerte. »So viele Tote …«
    »Die Neigung zum Morden hat Aldo offenbar von seinem Vater geerbt. Andererseits habe ich nie etwas davon gehört, dass Guido vor der Sprengung des Tunnels jemals als gewalttätig aufgefallen wäre. Bevor er mit antiken Kunstgegenständen zu handeln begann, war er Professor für Archäologie in Florenz.«
    »Und wo war Aldo, als Sie sich aus dem Tunnel befreit haben?«
    »Verschwunden. Er hatte seinen Vater unter den Trümmern hervorgezogen, mit einem Tuch bedeckt und sich aus dem Staub gemacht.«
    »Kein besonders liebevoller Abschied.«
    »Er hat seinen Vater schon geliebt. Auf seine seltsame, kranke Art. Von dem Augenblick an, als Aldo auf der Ausgrabungsstätte auftauchte, war mir klar, dass er eine Schraube locker hatte. Er hing nur vor seinem Computer und faselte dauernd irgendwas von Schicksal und Reinkarnation, außerdem hing er in ziemlich perversen Geschichten drin. Er war aggressiv und sadistisch und stauchte die Arbeiter bei jeder Gelegenheit zusammen. Aber sein Vater brauchte nur eine Braue zu heben, und schon kuschte Aldo.«
    »Und Sie sind sicher, dass er Cira für den Tod seines Vaters verantwortlich macht?«
    »Vor allem macht er sie

Weitere Kostenlose Bücher