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Der männliche Makel: Roman (German Edition)

Der männliche Makel: Roman (German Edition)

Titel: Der männliche Makel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Carroll
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fraglichen Zeitpunkt habe ich mir nichts von einer Berichterstattung versprochen …«
    »Also besteht kein Zusammenhang damit, dass Michael Courtney zufällig der Bandenchef ist, für den Ihr … enger Freund Jake Keane gearbeitet hat? Wofür er, wie ich inzwischen gehört habe, eine Haftstrafe verbüßen musste?«
    Oh mein Gott, dachte sie, er weiß wirklich alles. Aber wenn er das alles von Seth hat – wie ist der bloß dahintergekommen?
    Und plötzlich fiel es ihr wie Schuppen von den Augen. Jimmy Kelly, der verdammte Schnüffler persönlich, hatte geplaudert. Wer sonst hätte diese Informationen besitzen sollen? Hatte sie selbst Jake nicht auf diesem Wege gefunden? Für Seth Coleman war es sicher ein Kinderspiel gewesen, ihn hinter ihrem Rücken auszuhorchen.
    Sie fühlte sich mulmig, als ihr die Tragweite der Ereignisse bewusst wurde. Denn sie hatte nichts in der Hand. Sie wusste es. Sir Gavin wusste es. Ausgespielt. Sie hatte die Sache so richtig in den Sand gesetzt. Und wofür? Für einen Mann, der sie nicht zurückrief, der sich in Luft aufgelöst hatte und den sie wahrscheinlich nie wiedersehen würde.
    Aber wenn sie glaubte, das Schlimmste ausgestanden zu haben, hatte sie sich schwer geirrt.
    »Und als ob es nicht schon böse genug für Sie aussehen würde«, fuhr Sir Gavin fort, griff nach dem Chronicle und warf ihn ihr über den Schreibtisch hinweg zu, »hat man mich heute Morgen im Golfclub auf das hier hingewiesen. Jimmy Doorley hat ihn, sagen wir mal, zufällig vom Firmenwochenende wiedererkannt.«
    Gütiger Himmel, was noch?, dachte Eloise, schnappte sich die Zeitung und überflog in blitzartiger Geschwindigkeit die Titelseite. Doch sie konnte nichts entdecken. Also las sie die Schlagzeilen noch einmal, nur für den Fall, dass sie etwas übersehen hatte, aber nichts. Im Grunde genommen wurden nur die Meldungen der Post übernommen. So eine faule, phantasielose Bande, sagte sie sich ärgerlich.
    »Schauen Sie auf Seite fünf nach«, meinte Sir Gavin gelassen, ja, beinahe gleichmütig.
    Eloise gehorchte, und da stand es schwarz auf weiß, damit alle Welt es lesen konnte.
    Ihr schlimmster Albtraum war Wirklichkeit geworden. Genau das, was sie immer zu vermeiden versucht hatte, war eingetreten.
    Wie immer hatte Joe McHugh, ihr Gerichtsreporter, den richtigen Riecher gehabt. Und da sie nicht zugegriffen hatte, hatte die Konkurrenz es getan.
    Neben einem halbseitigen Foto von Michael Courtney und einer vollständigen Auflistung der Anklagepunkte verkündete eine fünf Zentimeter hohe Schlagzeile: Und hier sind seine treuen Helfershelfer … Darunter waren fünf Namen aufgeführt, doch erst als sie den letzten las, krampfte sich ihr das Herz zusammen.
    »… was uns zu dem Jüngsten seiner Handlanger bringt, der verurteilt wurde, weil er bei dem Überfall auf die Allied Irish Banks 2010 in Arklow den Fluchtwagen gefahren hat. Jake Keane. Allerdings tritt Keane, 34, unter verschiedenen Decknamen auf und wurde vor Kurzem auf Bewährung aus dem Gefängnis Wheatfield entlassen …«
    Und es wurde noch schlimmer.
    Da war auch ein Foto von Jake, allerdings ein schlechtes.
    »Also, Eloise, habe ich folgende Frage an Sie«, sagte Sir Gavin mit hochrotem Kopf. »Wie lange wird es wohl dauern, bis die Verbindung zwischen Ihnen und Jake Keane ans Licht kommt? Und was dann? Sie verstehen doch sicher, dass ich die heilige Pflicht habe, den Ruf unserer Zeitung zu schützen.«
    Sie konnte ihm nicht in die Augen schauen, spürte jedoch seinen lodernden Blick und wusste, dass sie antworten musste. Ganz gleich, was. Im nächsten Moment stellte sie fest, dass ihre Lippen sich zwar bewegten, aber kein Mucks herauskam. Es war zwecklos einzuwenden, dass Jake sich nur der Verführbarkeit schuldig gemacht hatte und nicht fähig gewesen war, sich gegen falsche Freunde abzugrenzen, die er schon seit frühester Jugend kannte. Es hatte auch keinen Sinn zu erklären, dass er für sein Verbrechen gebüßt und seine Schuld gegenüber der Gesellschaft beglichen hatte.
    In Sir Gavins Augen fiel Jakes schlechter Ruf auch auf sie zurück, und damit war Schluss. Es war aus. Sie hatte eine Story sterben lassen, um Jake zu schützen. Nun war es nur noch eine Frage der Zeit, bis sie selbst zur Akteurin in dieser Story werden würde.
    »Wie möchten Sie weiterverfahren?«, fragte sie und war selbst überrascht, dass sie inzwischen wieder ein wenig ruhiger klang.
    Sir Gavin lehnte sich zurück und seufzte tief auf.
    »Ich habe Sie sehr gern,

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