Der männliche Makel: Roman (German Edition)
wie er anfangs war, aber wenn ich ihn mir jetzt anschaue, denke ich, dass dieser Typ jede Frau haben kann, die er will. Er ist ein Traum. Attraktiv, charmant, sympathisch, höflich, intelligent. Und du hast das alles in die Wege geleitet.«
»Stimmt. Und jetzt ist es Monique, die mit ihm um die Häuser zieht.«
Nun, Sie kennen mich ja inzwischen. Ich habe so viel arrangiert, wie möglich war, ohne Jake einen Stundenplan für das kommende Wochenende in die Hand zu drücken. Am Samstagnachmittag findet ein geselliges Beisammensein statt, gefolgt von einem eleganten Abendessen, Reden und allem, was so dazugehört. Aber am Sonntagmorgen ist »Freizeit«. Klartext: vier oder fünf Stunden, in denen die Jungs den Golfschläger schwingen und fachsimpeln können. Also wird es am Sonntagmorgen passieren.
Ich habe mir alles genau überlegt und zurechtgelegt. Nach dem Frühstück werde ich mit Jake einen Spaziergang auf dem Gelände unternehmen und mir ein ruhiges Plätzchen suchen, weit weg von Ablenkungen und Störenfrieden. Und dann werde ich reinen Tisch machen und ihm alles beichten. Doch sosehr ich mich auch innerlich darauf vorbereite und mir einrede, dass alles gut werden wird, will die verspannte Stelle in meiner Magengrube einfach nicht verschwinden. Was, wenn er zwar begeistert reagiert und Lily kennenlernen will, aber trotzdem das verdammte Girl from Ipanema heiratet, sodass Lily Mummy zu ihr sagen muss? Was dann?
Darauf habe ich keinen Einfluss, sage ich mir. Also schicke ich ein Stoßgebet gen Himmel, dass es nicht passieren wird, und lasse los.
Und was, wenn jemand Lily Jake gegenüber erwähnt, bevor ich es kann? Was dann?
In den letzten Tagen hat Helen sich ausführlich genug über dieses Thema ausgelassen, und ich habe versucht, ihre Befürchtungen zu zerstreuen, wie ich es nun mit meinen eigenen tue. Weil es einfach so unwahrscheinlich ist, das ist der Grund. Schließlich ist es ein Firmenwochenende, sage ich immer wieder. Niemand interessiert sich für mein Privatleben. Das haben die Kollegen ohnehin nie getan. Nach Lilys Geburt wurde zwar ein Blumenstrauß im Krankenhaus abgegeben, doch seitdem hat sich weder ein Mitglied des Vorstands noch eine der Ehefrauen oder sonst jemand, der auch nur entfernt Verbindung zu diesem Personenkreis hält, nach Lilys Befinden oder auch nur nach ihrem Namen erkundigt.
Selbst die Kollegen im Büro erwähnen sie nicht, mit Ausnahme von Rachel, die gerade ihren wohlverdienten Urlaub nimmt. Soweit sich also ein Kontrollfreak wie ich einigermaßen sicher fühlen kann, bin ich ziemlich überzeugt, dass dieses Thema nicht aufs Tapet kommen wird. Verglichen mit meinem üblichen Zustand bin ich also wundervoll entspannt.
Und dann ist da noch eine andere Sorge, die in die Liste aufgenommen gehört: In einem unvorsichtigen Moment und unter Alkoholeinfluss könnte Jakes Vergangenheit versehentlich ans Licht kommen. Nicht durch seine Schuld, denn ich vertraue darauf, dass er den Mund halten kann. Doch meine Kollegen sind berüchtigt, wenn es darum geht, ihre Mitmenschen auszufragen.
Ach herrje, wenn ich nur daran denke, was alles passieren könnte, kriege ich gleich wieder eine Panikattacke …
»Eloise, hör mir zu«, meint Jake, als wir vor dem großen Ereignis miteinander telefonieren. »Hör endlich auf, dich verrückt zu machen. Wir haben das jetzt schon tausendmal durchgekaut. Du hast mich gründlich vorbereitet, und mehr können wir nicht tun. Ich weiß, wer wer ist, und habe genug Informationen über jeden, um eine dreimonatige Luxuskreuzfahrt durchzustehen. Es ist doch nur ein Wochenende. Ich weiß, was ich sagen und, noch wichtiger, was ich nicht sagen darf. Also werd ein bisschen lockerer, verdammt. Wir haben nun einen Punkt erreicht, an dem du die Kontrolle abgeben und lernen musst, mir zu vertrauen.«
»Ich vertraue dir. Du hast nur keine Ahnung, worauf du dich einlässt. Ach, und da wäre noch etwas …«
»Mein Gott, was denn noch?«
»… Robbie Turner …«
»… Auslandsressort. Ich werde ihn am weißen Schopf erkennen, das hast du mir schon eingebläut …«
»… lässt du mich bitte mal ausreden? Ich wollte nur sagen, dass seine Frau Adele heißt und sehr reizend, sympathisch und freundlich ist.«
»Also brauche ich mir bei ihr keine Gedanken zu machen, richtig?«
»Aber sei gewarnt. Sie ist kein Fan von mir, denn sie gibt mir die Schuld, dass sie und die Kinder Robbie so selten sehen, weil er so wahnwitzige Arbeitszeiten hat …«
»Ach, Eloise.
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