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Der männliche Makel: Roman (German Edition)

Der männliche Makel: Roman (German Edition)

Titel: Der männliche Makel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Carroll
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verlegen ich bin. »Oder, Sir Gavin?«
    »Ja, ja, natürlich«, beteuert Sir Gavin. »Sie müssen dabei sein, Jake.« Er nickt höflich. »Als Gast von Madame Editrix wären Sie uns sehr willkommen. Ich bestehe darauf. Wir freuen uns sehr darauf, Sie kennenzulernen.«
    »Wundervoll!«, stoße ich mit erstickter, schriller Stimme hervor, die ich kaum als meine eigene erkenne.
    »Dann wäre das geklärt«, lauten Seths triumphierende Abschlussworte. »Dann bis zum nächsten Wochenende … äh … Jake … ich freue mich schon auf eine Runde Golf mit Ihnen.«
    Ich stelle fest, dass Jake schweigt und ihn nur mit verschränkten Armen ansieht, ohne etwas preiszugeben.
    Und dann verdrücken sie sich endlich in die obere Etage des Restaurants und lassen uns in Ruhe.
    Oh, verdammter Mist. Nun ist es in Stein gemeißelt. Wenn Sir Gavin höchstpersönlich Jake eingeladen hat, gibt es kein Entrinnen, sofern die Post nicht bis zum nächsten Wochenende Konkurs anmeldet. Er muss mit, daran führt kein Weg vorbei.
    Sobald die beiden außer Sichtweite sind, springt Jake auf, packt mich am Arm und bugsiert mich sanft auf meinen Stuhl.
    »Alles in Ordnung?«, erkundigt er sich und schaut mir besorgt in die Augen. »Herrje, du warst ja schon verkrampft genug, bevor sie aufgekreuzt sind. Du solltest dich jetzt mal sehen …«
    »Überhaupt nichts ist in Ordnung.«
    Du ahnst nur nicht, warum.
    »Sir Gavin scheint ein netter Kerl zu sein«, meint er nachdenklich, »aber falls du willst, dass ich mir diesen Seth einmal vorknöpfe, wäre es mir ein Vergnügen. Ich möchte dich beschützen, und Gott steh demjenigen bei, der dir ans Leder will.«
    »Eines Tages würde ich mich freuen, wenn jemand diesen Kerl zerstampft, aber im Moment …«
    »Jetzt klingst du wieder wie sonst.« Als er lächelt, beginnen seine Augen erneut zu funkeln. »Das passt schon eher zu der seltsamen und gestressten Frau, die ich kenne. Also hör mir gut zu. Lass. Es.«
    Ich lächle zittrig. Wie komme ich jetzt wieder auf unser ursprüngliches Thema zurück?, denke ich dabei. Er setzt sich, und wieder herrscht Stille, sodass man eine Stecknadel fallen hören könnte. Doch Jake missversteht es.
    »Eloise«, sagt er leise, »grüble nicht darüber nach, warum Sir Gavin sich mit diesem Mistkerl Seth trifft. Es ist die Mühe nicht wert. Ganz gleich, was die beiden auch aushecken, du brauchst dir sicher deshalb keine Sorgen zu machen.«
    Nein, verglichen mit dem, was du gleich von mir zu hören kriegen wirst, ist es nichts.
    »Außerdem hätten sie es dir sicher erzählt, wenn es etwas mit dir zu tun hätte.«
    Ich nicke, obwohl das im Moment meine geringste Sorge ist. Ja, die beiden führen etwas im Schilde, das kann ich förmlich riechen. Allerdings ist es nur eine Frage der Zeit, bis ich es erfahre. Früher oder später kommt mir alles zu Ohren. Und erst dann werde ich mich damit befassen.
    Ich trinke einen Schluck von dem Wein, der endlich serviert worden ist, und betrachte Jakes bedrückt dreinblickendes Gesicht. Doch er steht sicher nicht die gleichen Todesängste aus wie ich.
    »Jake, um auf das Thema …«
    Und wieder missversteht er.
    »Bitte«, sagt er, lehnt sich ans Fenster und mustert mich eindringlich. »Ich weiß, was du denkst, und ich möchte nicht, dass du dich deshalb aufregst. Das ist unnötig. Denn ich gehe nur mit, wenn du das möchtest. Jetzt mal ehrlich. Was habe ich auf einer Firmenveranstaltung verloren? Soll ich etwa mit Idioten wie Coleman, diesem Wichser, Golf spielen? Willst du mich auf den Arm nehmen? Wahrscheinlich würde ich ihm die selbstzufriedene Fresse polieren, wenn er dich nur schief anschaut.«
    »Das ist es nicht, Jake«, erwidere ich und rutsche verlegen auf meinem Stuhl herum.
    »Schade, dass du ihm nicht erzählen konntest, was wir dort, wo ich herkomme, mit Golfschlägern machen …«
    »Du verstehst nicht.«
    »Was denn? Dann erklär es mir.«
    Gerade in diesem Augenblick kommt die Rechnung, und Jake besteht darauf zu bezahlen.
    »Die Rechnung? Schon?«, stammle ich. Er darf jetzt noch nicht gehen.
    »Ja, tut mir leid, aber ich habe dir ja gesagt, dass ich heute Abend noch einen Kurs unterrichten muss. Ich muss mich sogar beeilen, sonst komme ich zu spät. Also, was wolltest du mir erzählen, bevor wir so unhöflich unterbrochen wurden?«
    Oh Gott, nicht jetzt, wenn er gleich weg muss. Verdammte Scheiße …
    »Äh … das kann auch warten.«
    »Du zermürbst dich wegen dieses Firmenwochenendes, richtig? Bist du deshalb den

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