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Der männliche Makel: Roman (German Edition)

Der männliche Makel: Roman (German Edition)

Titel: Der männliche Makel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Carroll
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in Ordnung?«
    »Los, die Party hat schon angefangen, und du bist zu spät dran! Wir warten alle auf dich. Also beweg deinen Hintern! Und bring deinen tollen Typen mit! Steve aus der Buchhaltung baggert mich schon wieder an, und ich muss unbedingt von Frau zu Frau mit dir reden!«
    Schmunzelnd lege ich auf und drehe mich zu Jake um.
    »Die Party läuft schon«, teile ich ihm mit. »Wir müssen.«
    Jetzt kann ich es ihm nicht beichten. Doch zum ersten Mal in dieser Woche habe ich die Hoffnung, dass alles gut wird, wenn ich es tue.
    »Das Beste kommt erst noch.« Er grinst breit. »Warte nur, bis wir beide wieder hier oben sind. Das wird dann die richtige Party.«
    Fünf Minuten später schreiten wir Arm in Arm die Steintreppe hinunter und steuern auf die Bibliothek zu, wo vor dem Abendessen die Aperitifs serviert werden. Jake hält mir die Tür auf, zwinkert mir zu und streichelt mir dann sanft über den nackten Rücken, als ich an ihm vorbeirausche. Es ist so aufregend und sexy, als ich ihn verführerisch anlächle und nur an später denken kann.
    Ich brauche nur bis später zu warten. In wenigen Stunden ist diese dienstliche Veranstaltung abgehakt, und dann sind wir beide allein. Ich werde ihm alles beichten, und mit ein wenig Glück können wir dann dort weitermachen, wo wir vorher aufgehört haben. Offenbar bereut er auch nicht, was gerade passiert ist. Bei jeder Gelegenheit streift er mich, legt mir den Arm um die Schulter und verkündet der Welt, dass wir zusammengehören. Das haben zwar ohnehin alle angenommen, aber trotzdem.
    Während Jake uns an der Bar etwas zu trinken holt, verdrücke ich mich in eine ruhige Ecke, um zu Hause anzurufen und Lily Gute Nacht zu sagen. Ich schmatze Küsse ins Telefon, bis sie kichert, und verspreche ihr, dass ich morgen Abend rechtzeitig zu Hause sein werde. Zufrieden trollt sie sich, und Helen übernimmt.
    »Und wie läuft es?«, fragt sie mich aufgeregt. »Kannst du reden?«
    »Sehr gut«, zische ich. »Ich habe dir eine Menge zu erzählen. Ich glaube … es wird alles klappen … er wird sicher kein Problem damit haben, wenn ich es ihm erzähle … Ich habe zum ersten Mal im Leben wirklich das Gefühl, dass alles gut wird …«
    Im nächsten Moment stelle ich fest, dass Jake mit zwei Gläsern Weißwein von der Bar zurückkommt.
    »Ich muss jetzt Schluss machen. Bis später«, sage ich und beende das Gespräch.
    Später, später, später. Jake und ich müssen nur bis später warten. Auf die Fortsetzung …
    Heute gestatte ich mir das, was mir nur so selten vergönnt ist … Spaß. Und vielleicht sogar noch Sex, obwohl man den Tag nicht vor dem Abend loben soll. Alles läuft bislang so unbeschreiblich gut. Weshalb also sollte diese wunderbare Glückssträhne nicht anhalten?, denke ich mir selbstzufrieden.
    Alle machen Fotos mit ihren Mobiltelefonen, während ich Jake anlächle und mich leichter fühle als Luft. Als er sich herunterbeugt und mir einen Kuss auf die Lippen haucht, werden wir fotografiert. Ich spüre den Blitz im Gesicht und fahre erschrocken zurück. Im nächsten Moment fangen wir beide zu lachen an.
    Es ist zwar schwer zu glauben, doch das ist der letzte Augenblick der Normalität zwischen uns.
    Natürlich ist es Seth Coleman, der den Stein ins Rollen bringt. Wahrscheinlich ist er als Einziger noch einigermaßen nüchtern. Sobald uns dieser Schleimer erspäht, schlängelt er sich zu Jake durch und lotst ihn unauffällig von mir weg, damit ich ihr Gespräch nicht belauschen kann.
    Er ist wirklich geschickt: Sie sind gerade so außer Hörweite, dass ich nur Wortfetzen verstehe. Und das, was ich aufschnappe, lässt mir das Blut in den Adern gefrieren. Denn er verhört Jake geradezu.
    Noch schlimmer ist, dass ich unterdessen in die Fänge von Lady Hume geraten bin, die schon einige Gläser intus hat. Das erkenne ich daran, dass sie mich drängt, sie doch Shania zu nennen. Die gesellschaftliche Rangordnung schlägt sie nämlich nur dann in den Wind, wenn sie sturzbetrunken ist. Ausnahmsweise hat sie ihr Telefon weggesteckt, aber ich weiß nicht, was schlimmer ist: Eine halbherzige Unterhaltung mit ihr, während sie unhöflicherweise herumtwittert, oder eine richtige, ohne Telefon und Twitter.
    Es ist wieder einmal typisch, dass ich ausgerechnet von der Person belagert werde, mit der ich auf gar keinen Fall reden wollte. Und als ob das nicht genügen würde, teilt sie mir Einzelheiten aus ihrem Eheleben mit, die so intim sind, dass es einem peinlich wäre, sie dem

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