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Der männliche Makel: Roman (German Edition)

Der männliche Makel: Roman (German Edition)

Titel: Der männliche Makel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Carroll
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können.
    »Soll das ein Witz sein? Alle waren begeistert von dir und haben dich umschwärmt wie Wespen ein Marmeladenglas. Jeder wollte mit dir reden, ich auch. Nur dass es unmöglich war, diese Frau abzuschütteln. Ach, du meine Güte, die ist wirklich die Härte. Ich meine Shania, Lady Leckmich.«
    »Oh Jake«, erwidere ich schuldbewusst. »Es tut mir ja so leid, dass ich dich nicht gerettet habe … ich war nur einfach so damit beschäftigt, mit anderen Leuten zu reden … immer wenn ich zu dir wollte, hat mich wieder jemand abgefangen.«
    »Kein Problem«, meint er nachsichtig. »Es war toll mitzuerleben, wie du dich amüsierst.«
    »Vielen Dank. Hoffentlich hast du dich nicht zu Tode gelangweilt.«
    »Überhaupt nicht. Ich sage es zwar nur ungern, Eloise«, fährt er im Plauderton fort, »doch die Sache war viel interessanter, als ich nach deiner Schilderung angenommen habe. Mir hat nämlich furchtbar davor gegraut. Aber ich muss zugeben … ich habe dich, seit ich dich kenne, noch nie so lebendig gesehen wie gerade eben. Das hat mich wirklich gefreut.«
    Tief gerührt halte ich inne. Was für ein Schatz, denke ich und weiche vom Spiegel zurück, wo ich versucht habe, einen geraden Lidstrich zu ziehen. Nicht viele Männer würden die Geduld aufbringen, sich so etwas anzutun. Zumindest meiner Erfahrung nach.
    Kurz schießt mir ein Gedanke durch den Kopf. Soll ich es ihm jetzt sagen? Betrunken genug bin ich ja, und der Zeitpunkt scheint der richtige zu sein … doch ich verwerfe die Idee. Nicht vor dem großen Abendessen heute. Halt dich an deinen Plan, Eloise. Morgen. Nach dem Frühstück. Draußen im Garten, wo uns niemand stört. Hab Geduld. Ein Geständnis, das vielleicht sein Leben verändern wird, ist es wert, dass man den richtigen Augenblick dafür wählt, oder? Außerdem habe ich schon so lange gewartet, und es ist im Moment so schön …
    Als ich in meinem silbernen Kleid aus dem Bad komme, ernte ich einen langen Pfiff von Jake, den ich errötend abtue. Inzwischen liegt er, an einen Kissenberg gelehnt, auf dem Bett, hat die Schuhe ausgezogen und das Hemd aufgeknöpft.
    Und sieht unverschämt sexy aus, wie ich plötzlich denke.
    Herrje, wie komme ich denn darauf?
    Ich nehme mir fest vor, für den restlichen Abend dem Alkohol zu entsagen. Ab jetzt gibt es nur noch Wasser.
    Offenbar bin ich um einiges betrunkener, als ich geglaubt habe.
    »Du siehst wundervoll aus«, meint er leise und mustert mich von Kopf bis Fuß. So bin ich schon seit Jahren nicht mehr angeschaut worden. Oder sogar seit Jahrzehnten.
    »Jetzt mach mal halblang«, kichere ich und laufe feuerrot an. »Das bin nicht ich, sondern nur das Kleid. Außerdem bist du mich ja nur im schwarzen Witwengewand gewohnt.«
    »Du siehst trotzdem wundervoll aus«, wiederholt er langsam, verschränkt die Arme hinter dem Kopf und betrachtet mich so voller Bewunderung, dass es mich allmählich ein wenig aus dem Konzept bringt.
    »Eins muss ich dir lassen«, fährt Jake träge fort. »Bis jetzt war mir gar nicht klar, dass du unter deinen immer gleichen schwarzen Businesskostümen so einen tollen Körper versteckst.«
    »Jake?!«
    »Schau dich doch nur an. Du hast wirklich eine phantastische Figur. Nur, dass es dir nie jemand sagt. Ich fand schon immer, dass du zu wenig Komplimente bekommst und ständig nur mit irgendwelchem Mist belästigt wirst. Also glaub mir, heute Abend bist du ein wahr gewordener Männertraum. Schade, dass du die Einzige bist, die es nicht bemerkt. Und für mich bist du die anziehendste, hinreißendste und schönste Frau hier.«
    Nach unserem scherzhaften Geplänkel entsteht plötzlich verlegenes Schweigen. Wir betrachten einander und ahnen, dass unsere Freundschaft kurz davor ist, eine wichtige Grenze zu überschreiten.
    Aber wohin wird das führen?
    Es ist mucksmäuschenstill. Unser fröhliches Geplauder ist verstummt. Die Luft im Raum scheint sich nicht mehr zu bewegen.
    »Dein Kleid ist offen«, murmelt er schließlich und deutet auf den Reißverschluss.
    »Oh Mist, ja, ich komme da nicht hin«, erwidere ich und starre ihn verdattert an.
    »Darf ich?«
    »Oh, äh … danke.«
    Ich gehe zum Bett, setze mich vorsichtig auf die Kante, kehre ihm den Rücken zu und halte mein Haar hoch. Im nächsten Moment spüre ich, wie er mit seinen warmen Händen den Reißverschluss zuzieht. Ich bekomme am ganzen Körper eine Gänsehaut.
    Um Himmels willen, schießt es mir durch den Kopf. Wünsche ich es mir wirklich so sehr, von einem anderen

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