Der männliche Makel: Roman (German Edition)
Elliot denkt. Ich bewundere es, wenn eine Frau Ehrgeiz hat …«
Sie ahnt, dass ich fliehen will, und umklammert meinen Arm.
»Sie müssen mir zuhören, Eloise, und zwar sehr gut. Lassen Sie nicht zu, dass irgendein Idiot über Ihr Leben bestimmt. Denn das machen Männer irgendwann immer. Niemals. Ich will nicht, dass Sie so enden wie ich. Denken Sie an meine Worte, Eloise. Bei Männern verliert man mehr, als man gewinnen kann. Vertrauen Sie mir … ich habe schon einiges erlebt und weiß, wovon ich rede …«
Jake, der vermutlich gerade von Seth zu Tode gelangweilt wird, wirft mir einen raschen Blick zu, der wohl »alles okay?« besagen soll.
»Wollen Sie wissen, was das Allertollste war, das Sie je in Ihrem ganzen Leben gemacht haben, Eloise?«
»Warum erzählen Sie es mir nicht später?«
Aber keine Chance.
»Das Beste, was Sie je gemacht haben, war, ein Baby zu kriegen, ohne dazu auf einen Kerl zu warten«, verkündet sie lautstark.
Mir krampft sich schmerzhaft der Magen zusammen, und ich werfe ihr einen drohenden Blick zu, als wolle ich sie gleich mit bloßen Händen erwürgen. Doch es ist zwecklos.
Vielleicht hat Jake es ja nicht verstanden … durchaus möglich … die Wahrscheinlichkeit besteht … sie ist sogar recht hoch …
Im nächsten Moment fängt Shania an, mir laut Beifall zu klatschen, nur für den Fall, dass wir nicht schon genug Aufmerksamkeit erregen.
»Hut ab, Eloise, das muss ich sagen. Sie haben die Sache selbst in die Hand genommen. Wer braucht heutzutage denn noch einen Typen, um ein Kind zu bekommen?«
»Pst, Shania, bitte!« Ich bin kurz davor, sie anzuschreien.
»Ich lasse mir von Ihnen nicht den Mund verbieten! Sie sollten auf meinen guten Rat hören!«
Und um das Maß vollzumachen, haben inzwischen die Reden angefangen. Jimmy Doorley, unser Finanzchef, leiert durch ein vor Rückkopplungen pfeifendes Mikrofon die Gewinnzahlen des letzten Jahres herunter und fügt hinzu, unsere Gewinnerwartung werde in diesem Jahr um fünf Prozent sinken, bla, bla, bla …
Währenddessen signalisiere ich Shania panisch, dass wir unbedingt zuhören müssen. Obwohl es in mir tobt, versuche ich, mich so zu benehmen wie immer.
Doch alle meine Bemühungen sind vergeblich.
Inzwischen ist sie so blau, dass sie nicht mehr zu bremsen ist.
»Im Jahr 2011 ist unser Nettogewinn nach Steuern im Vergleich zum letzten Geschäftsjahr bedauerlicherweise um fünf Prozent gesunken …«, dringt Jimmys Stimme knisternd aus dem defekten Mikrofon.
Obwohl es still im Raum geworden ist und alle wenigstens so tun, als würden sie aufmerksam lauschen, ist Höflichkeit für Shania kein Thema.
»Natürlich erinnere ich mich noch gut an die Gerüchte, die damals über Sie im Umlauf waren.« Sie versetzt mir einen kräftigen Rippenstoß.
»Pst … wir stören sonst die Rede«, zische ich ihr zu.
»Ach, machen Sie sich doch nicht lächerlich!« Inzwischen ist ihr Tonfall gehässig. »Welcher vernünftige Mensch hört sich denn freiwillig den öden alten Jimmy Doorley an?«
Die ärgerlichen Blicke um uns herum nimmt sie nicht zur Kenntnis.
»Oh, die Leute haben damals viel über Sie geredet. Die Frage, wer wohl der Daddy von Eloises Baby ist, war das große Partygespräch … aber wollen Sie wissen, was ich gesagt habe? Schert euch zum Teufel, hab ich gesagt. Ich würde jede Frau bewundern, die den Mumm hat, so etwas zu tun. Denn alleinerziehend zu sein ist ziemlich schwer. Und Sie waren diejenige, die zuletzt gelacht hat. Jetzt haben Sie ein reizendes Kind … Junge oder Mädchen? Das habe ich vergessen … es muss inzwischen etwa drei sein, richtig?«
»Pst, bitte!« Ich sehe sie strafend an und packe sie fest am Arm. Sinnlos.
Ich schicke ein Stoßgebet gen Himmel, dass Jake nichts mitgekriegt hat. Doch das ist unmöglich festzustellen. Stocksteif steht er da, starrt geradeaus und fixiert das Podium mit einem bohrenden Blick.
»… als dann die Wahrheit herauskam, haben alle ihren Ohren nicht getraut! Künstliche Befruchtung … genial! Hut ab, habe ich gesagt. Wozu braucht eine moderne Frau heutzutage noch einen Partner, um schwanger zu werden? Wozu sich von einem Kerl Vorschriften bei der Kindererziehung machen lassen? Sie hatten ganz recht, Eloise. Hören Sie mir auch zu? Schauen Sie mich an, wenn ich mit Ihnen rede! Ich wollte Ihnen sagen, dass es die beste Idee war, die Sie je hatten, zur Samenbank zu gehen. Ich glaube, ich kann mir denken, in welcher Klinik Sie waren. Reilly irgendwas … Reilly
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