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Der Magier von Fairhaven

Titel: Der Magier von Fairhaven Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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Dunkelheit. Mehr als hundert Ellen entfernt stöhnten die Verletzten. Hoffentlich hatte er Leyladin weit genug verlegt, damit sie nicht gestört wurde. Er berührte den abgedeckten Krug mit Wasser, das er mit Chaos-Energie angewärmt und gereinigt hatte. Das Wasser stand griffbereit am Lager, falls Leyladin erwachte.
    Faltar … was haben wir nur getan?
    Überall im Lager waren Geräusche zu hören … das Murmeln eines Wachpostens, das Husten eines Bewaffneten, das Schnauben eines unruhigen Pferdes an den Halteleinen im Westen, das gedämpfte Rauschen des Flusses Gallos, der oberhalb von Kleth in Stromschnellen toste. Aber für Cerryl waren diese Geräusche nach dem Schlachtlärm des Tages und dem Aufeinanderprallen von Ordnung und Chaos so beruhigend, als wäre es völlig still gewesen.
    Das Chaos hatte gesiegt. Der Schmied war nach Diev geflohen und Jesleks mächtiges Heer würde jetzt den Fluss hinunter bis Spidlaria vorstoßen. Die Stadt und die Schätze, die man dort zu finden hoffte, würden unter die Herrschaft der Weißen Stadt kommen.
    »Oooh …«
    Cerryl fuhr auf und tätschelte Leyladins Schulter. »Alles in Ordnung.«
    »Durst …«
    Er bot ihr etwas Wasser an.
    Sie trank in kleinen Schlucken, dann murmelte sie: »Danke.« Direkt danach schlief sie wieder ein.
    Er blickte hinauf zum Stern des Südens, der hell und leicht grünlich und ohne zu funkeln am Himmel stand. Hin und wieder wurde er verdunkelt, wenn eine Wolke vorbeizog.
    Ist das ein Vorbild? Wie ein Stern strahlen, ganz egal, was dein Licht verdeckt? Cerryl lachte bitter und leise, um Leyladin nicht zu wecken. Ein Licht wie ein Stern? Schwerlich. Er war nur ein kleiner Magier mit Ideen, die oft auf wenig Gegenliebe stießen. Er hatte Macht, aber es widerstrebte ihm, sie einzusetzen, nachdem er gesehen hatte, wie alle, die ihre Macht einsetzten, mehr und mehr zum Missbrauch neigten.
    Und doch … ohne Macht … wird sich nichts verändern.
    Er schloss die Augen und massierte sich mit der linken Hand den Nacken. Dabei lauschte er aufmerksam, ob Leyladin wieder erwachte.

 
LIV
     
    D as große und mächtige Spidlaria«, schnaubte Fydel, der rechts neben Cerryl ritt, als sie sich dem südlichen Stadtrand näherten. Die Stadttore Spidlarias waren kaum der Rede wert – zwei ungeschmückte Steinsäulen, weniger als fünf Ellen hoch und ohne Scharniere für ein Tor, mit keinerlei Mauer verbunden. Anders als die Straße zwischen Elparta und Kleth war der Abschnitt zwischen Kleth und Spidlaria durchgehend gepflastert gewesen.
    »Immerhin waren sie stark genug, um uns Tausende Soldaten zu kosten.« Alles in allem, überlegte Cerryl, hatte Jeslek vielleicht doch Recht behalten. Auf dem ganzen Ritt nach Spidlaria und zum Nordmeer hatten sie keinen einzigen spidlarischen Bewaffneten mehr gesehen. Cerryls Versuche mit dem Spähglas hatten nur ein paar versprengte Gestalten offenbart, aber keine Truppen, die sich irgendwo sammelten. Die Späher hatten überhaupt nichts entdeckt.
    »Die meisten waren Rekruten«, murmelte Fydel. »Das ist kein großer Verlust. Nein, sogar ein Gewinn, falls wir eines Tages gegen die kämpfen müssen, die sie uns geschickt haben.«
    Faltar und Myredin waren nicht bloß Rekruten gewesen … und auch die Rekruten waren Menschen wie alle anderen. Das galt selbst für Bealtur, der alles andere als ein Freund gewesen war. Cerryl schaute nach vorn zur Spitze des Marschzuges. Hinter der Vorhut ritt Jeslek, dessen weiße Kleidung trotz der hellen Sommersonne kühl zu glänzen schien. Anya und Eliasar hatten den Erzmagier in die Mitte genommen, Anya so entspannt wie Jeslek, während Eliasars weiße Kleidung feucht vor Schweiß war.
    Cerryl tupfte sich die Stirn mit dem Ärmel ab. Er hätte sich gern umgesehen, ob er Leyladin irgendwo entdeckte, aber er wusste, dass sie mindestens eine Meile hinter ihm bei den marschfähigen Verwundeten ritt und mit bloßem Auge nicht zu sehen war.
    Jenseits des Stadttores sah Cerryl von einer Straßenseite zur anderen. Mehr als die Hälfte der Gebäude bestand aus verputzten Brettern und dicken Balken. Die Häuser hatten schwere Fensterläden und schmale Fenster – schmal mussten sie wohl sein, um die kalten Winterwinde abzuhalten, die vom Nordmeer ins Land wehten. Trotz der sommerlichen Hitze waren die Läden wie die Türen geschlossen.
    »Niemand da, der uns willkommen heißt«, sagte Fydel lachend.
    Der Schatten einer dicken weißen Wolke zog über die Marschierenden und schenkte Cerryl eine kurze

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