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Der Magier von Fairhaven

Titel: Der Magier von Fairhaven Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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ihn keines Blickes.
    »Dieser Schwarze Anführer war zu gut, um ein einfacher Verbannter zu sein«, meinte Fydel schließlich.
    Cerryl antwortete nicht. Ihm wurde bewusst, dass er den Schwarzen Magier, den Schmied Dorrin, nicht mehr spüren konnte. Aber er war sicher, dass er es bemerkt hätte, wenn der Mann in der Schlacht gestorben wäre. Wo ist er also und was wird er als Nächstes tun?
    »Nein, er war kein Verbannter«, sagte Fydel noch einmal. »Sie hätten jemanden, der so gut kämpfen kann, nicht verbannt.«
    »Vielleicht haben sie ihn genau deshalb verbannt«, sagte Cerryl. »Er war ganz sicher ein Verbannter. Denn warum sonst hat er gekämpft wie jemand, der keinen Ort mehr hat, wohin er gehen kann?«
    Darauf wusste Fydel keine Antwort.
    Aber Cerryl hatte noch Fragen. Viel zu viele Fragen hatte er, die ihm durch den Kopf jagten, nachdem er aufgesessen war und den anderen dreien folgte. Warum haben die Blauen so weit von Spidlaria entfernt einen selbstmörderischen Angriff befohlen? Warum haben sich die blauen Kaufleute Fairhaven so hartnäckig widersetzt, obwohl die Weiße Stadt sich kaum in die Regierungsgeschäfte anderer Länder einmischte? Warum vertrieb Recluce Leute wie diesen Schwarzen Anführer oder den Schmied?
    Der Schmied war der Inbegriff der Ordnung, eine tiefschwarze Kraft, in der auch nicht die kleinste Spur von Chaos zu entdecken war. Warum wird so ein Mann von der Insel der Ordnung vertrieben?
    Cerryl ritt müde um den Hügel herum und folgte dem Erzmagier und Eliasar. Als sie das Schlachtfeld erreichten, fühlte er sich völlig ausgelaugt. Keine Spidlarer tauchten mehr aus den Gräben auf, niemand stöhnte, niemand bot die Kapitulation an. Nur Leichen lagen hier, überall Leichen. Einige mit Blut bespritzt, einige äußerlich unversehrt, dazwischen wirre Haufen von verkohltem Fleisch.
    Irgendwann drehte Anya den Kopf herum und Cerryl fragte sich, warum sie sich für einen versengten Flecken knapp unterhalb der Hügelkuppe interessierte. Der Schwarze Anführer? Aber warum? Sie war ihm nie begegnet.
    Die Sonne berührte schon den westlichen Horizont, als Jeslek das Pferd auf dem Hügel zügelte, der am Morgen noch im Besitz der Spidlarer gewesen war. Dahinter lag eine kleine Stadt – Kleth.
    Eliasar drehte sich im Sattel um. »Geehrter Erzmagier, eine weitere Schlacht wie diese können wir uns nicht erlauben.« Der gedrungene Waffen-Magier wischte sich den Schweiß von der Stirn. Seine Haare klebten feucht auf dem Schädel. »Wir haben mehr als die Hälfte unserer Truppen verloren.«
    »Zwei Drittel«, sagte jemand aus der Gruppe der Offiziere hinter Eliasar.
    »Es wird keine Schlachten mehr geben«, sagte Jeslek. »Höchstens ein paar Scharmützel auf dem Weg nach Spidlaria. Sie haben keine nennenswerten Truppen mehr übrig.«
    »Ich hoffe beim Licht, dass Ihr Recht habt.«
    »Ich habe Recht«, fauchte Jeslek. »Wir ziehen zuerst weiter, um das gesamte Flusstal einzunehmen. Lasst eine kleine Abteilung hier zurück, um die Straße nach Diev zu sichern. Wenn wir Spidlaria eingenommen haben, werden wir Diev erobern. Wir haben die meisten der besser ausgebildeten Weißen Lanzenreiter geschont.«
    »Wie Ihr meint.«
    Anya und Fydel wechselten einen Blick.
    Cerryl ließ sich äußerlich nichts anmerken, aber er glaubte nicht, dass die Schlacht um Spidlar schon vorbei war. Nicht solange der rothaarige Schmied sich Jesleks und Anyas Kontrolle entzog.

 
LIII
     
    U nter einem Himmel, den dunkle Wolken sich mit hellen Sternen teilten, sah Cerryl auf das Lager hinab, wo Leyladin schlafend oder benommen ruhte. Die dunkle Ordnung, die sonst so stark in ihr lebte, war nur noch ein Schatten. Ihr Atem ging flach und stockend.
    Mindestens dreitausend Spidlarer waren gestorben, doppelt so viele Kämpfer der vereinigten Streitkräfte Fairhavens unter Eliasar. Nachdem sie angesichts der vielen Verwundeten ihr Letztes gegeben hatte, war Leyladin zusammengebrochen, noch bevor Cerryl vom Blutbad ins Lager zurückgekehrt war. Er hatte es Eliasar und Jeslek überlassen, triumphierend durch die fast menschenleeren Straßen von Kleth zu ziehen.
    Cerryl setzte sich ans Fußende des Lagers und massierte sich mit geschlossenen Augen die Stirn. So erschöpft er auch war, er konnte im Gegensatz zu seiner armen Heilerin nicht schlafen. Er spürte, dass der Schlaf sie stärkte, aber es konnte Tage oder gar Wochen dauern, bis sie es wieder wagen durfte, jemanden zu heilen.
    Cerryl öffnete die Augen und starrte in die

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