Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Magier von Fairhaven

Titel: Der Magier von Fairhaven Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
Vom Netzwerk:
den Kaufleuten gut.« Cerryl musste grinsen, weil er sich fragte, wie Anya es dieses Mal schaffen würde, die Unterhaltung in ihrem Sinne zu lenken.
    »Sie sind so schlecht wie alle anderen, und wenn sie die Gelegenheit bekämen, würden sie auf dem Rücken der Armen und der Gilde Paläste bauen.«
    »Die Gilde lässt sie aber nicht.«
    »Die Gilde kann nicht überall sein.« Anya schüttelte den Kopf, als wäre Cerryls Bemerkung ohne Belang. »Und sie kann den Kaufleuten nicht jede beliebige Vorschrift aufdrücken, wenn sie ihre Macht behalten will.«
    Diese Einschätzung beunruhigte Cerryl. Nicht zum ersten Mal bekam er den Eindruck, dass Anya mit den Kaufleuten mehr zu tun hatte, als die Gilde wusste – oder herausfinden wollte. Er erinnerte sich, wie man ihn davon abgehalten hatte, die Spur des vermissten Händlers und der gestohlenen Druidenseide weiter zu verfolgen, obwohl klar war, dass die Fährte zu Jiolt führte, dessen Sohn mit Anyas Schwester verheiratet war.
    Als die Weiße Flamme in ein Wellental geriet, musste Cerryl sich an der Reling festhalten.
    »Sagen wir einfach«, fuhr Anya fort, »dass Ihr oder irgendein Erzmagier Candar oder den Osten Candars unter sich vereinigen kann. Aber was soll nach ihm kommen? Neue Streitigkeiten und Kriege? Was wäre der Sinn einer solch großen Leistung, wenn man am Ende doch nur hinfällig wird wie Kinowin oder Myral oder getötet wird wie Jeslek? Oder wenn Ihr das, was Ihr geschaffen habt, an einen wie Sterol übergeben müsst, der es vertändelt?«
    »Haltet Ihr so wenig von Sterol?«, fragte Cerryl lächelnd.
    »Sterol ist, wie er ist«, erwiderte Anya. »Genau wie Jeslek.«
    Cerryl dachte darüber nach. »Ihr habt mich gefragt und ich habe geantwortet, so gut ich konnte. Aber was wollt Ihr selbst, Anya?«
    Sie setzte ein Lächeln auf, dem Cerryl zutiefst misstraute. »Ich glaube, wir wollen das Gleiche. Wir wollen, dass unsere Handlungen wirklich etwas bedeuten, dass nach uns etwas zurückbleibt.« Sie zuckte mit den Achseln. »Aber will das nicht jeder?«
    Dem Achselzucken misstraute Cerryl sogar noch mehr.
    »Manch einer findet den Sinn seines Lebens in seinen Kindern, aber das ist für einen Magier nicht leicht. Besonders nicht für einen Weißen Magier, der sich für eine Schwarze interessiert.«
    »Wir kommen schon zurecht.«
    »Kinder würden Leyladin wahrscheinlich umbringen, weil Ihr beide so stark seid.« Wieder ein Achselzucken. »Also müsst Ihr den Sinn Eures Lebens auf einer anderen Ebene finden.«
    »Und was ist mit Euch?«, fragte Cerryl zurück.
    »Ich könnte Kinder bekommen. Eine Weiße kann Kinder von einem Weißen bekommen. Ich könnte Jesleks Kind zur Welt bringen. Oder Eures.«
    Diese Wendung des Gesprächs behagte Cerryl überhaupt nicht. »Ich glaube, wir müssen einen anderen Weg finden, der Welt etwas zu hinterlassen.«
    »Wie bei allen Magiern, die es versucht haben, Cerryl, wird Eure Hinterlassenschaft eine Weile überleben und dann verschwinden. Genau wie das Meer alle Spuren der Menschen tilgt, die je auf ihm gefahren sind.«
    »Aber dann habe ich es wenigstens versucht.«
    »Genau wie Jeslek. Oder Myral. Oder Kinowin. Oder Jenred der Verräter. Und wozu? Denkt lieber gründlich darüber nach, mein junger Cerryl.« Anya drehte sich um und beobachtete die Schaumkronen, als wollte sie ihm zu verstehen geben, dass sie das Gespräch für beendet hielt.
    Nach kurzem Zögern nickte Cerryl leicht und ging über das sanft rollende Deck nach vorn zur anderen Seite des Bugs, wo kein aufgeblasener Fydel stand. Wieder einmal musste er nachdenken.

 
LXI
     
    D er höchst ehrenwerte Sterol hat die Gemächer des Erzmagiers bezogen.« Der Wächter – Gostar – sah zwischen Cerryl und Fydel hin und her. Anya würdigte er keines Blickes, obwohl sie das Amulett in der Lederhülle trug.
    Die drei stiegen die Treppe hinauf.
    Ein weiterer Wächter, ein junger Mann, den Cerryl nicht kannte, stand auf dem obersten Treppenabsatz. Er drehte sich um und klopfte. »Drei Magier wollen Euch aufsuchen, Ser.« Anscheinend kam sogleich eine Antwort, denn ohne sich umzudrehen, öffnete der Wächter die Tür, damit die drei Besucher eintreten konnten.
    Der Raum des Erzmagiers war unverändert – ein großes Privatzimmer mit einem Schreibtisch und einem passenden Stuhl, mehrere weiße Bücherregale mit ledergebundenen Werken, ein Tisch mit einem runden Spähglas in der Mitte, vier Stühle rings um den Tisch. Am anderen Ende des Raumes gab es einen Alkoven mit

Weitere Kostenlose Bücher