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Der Magier von Fairhaven

Titel: Der Magier von Fairhaven Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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einem Doppelbett und einem Waschtisch. Links neben Sterol war an der Steinmauer ein kleinerer Tisch aufgestellt, der als Ablage für eine große bronzene Handglocke und ein Paar weiße Handschuhe diente.
    Cerryl hätte angesichts der Unterschiede zwischen den Gemächern des Erzmagiers von Fairhaven und den Wohnsitzen anderer Herrscher in Candar beinahe unwillig den Kopf geschüttelt.
    Sterol, immer noch breitschultrig, aber sichtlich gebeugt und immer noch einen Kopf größer als Cerryl, erwartete sie schon. Sein Haar war eisengrau und etwas schütter, der sauber getrimmte Bart passte zum dichten, kurz geschnittenen Haar. Das Gesicht war gerötet, fast wie von einem Sonnenbrand.
    Braune Augen, in denen rote Flecken zu tanzen schienen, musterten Cerryl einen Augenblick, dann richteten sie sich auf Anya und schließlich auf Fydel. »Ich nehme an, Ihr bringt mir das Amulett?«
    »Wer sonst sollte es in diesen Zeiten tragen?«, erwiderte Anya. »Wer außer dem Mann, der sich schon einmal seiner würdig erwiesen hat?« Sie trat vor und überreichte ihm die Lederhülle.
    »Danke.« Sterol nahm die Hülle, zog das Zeichen seines Amtes heraus und legte die Kette an. Das goldene Amulett hing um seinen Hals, als wäre es dem Träger nie weggenommen worden. Sterol deutete zum Tisch, setzte sich jedoch nicht selbst, sondern blieb mit dem Rücken zum offenen Fenster vor dem Spähglas stehen.
    Der Erzmagier wandte sich wieder an Cerryl. »Könntet Ihr so freundlich sein, das Schiff Eures Schmieds mit dem Spähglas zu suchen?« Sterols Stimme war aalglatt, sodass Cerryl sich in höchster Gefahr wähnte.
    »Er ist nicht mein Schmied, geehrter Sterol, sondern er war eher Jesleks Schmied.« Cerryl lächelte höflich. »Aber ich will natürlich gern versuchen, das Schiff zu finden.«
    Das große Spähglas auf dem Konferenztisch verschleierte sich, dann klärte es sich wieder und zeigte ein Schiff, das mit gerefften Segeln an einer Pier aus schwarzem Stein angelegt hatte. Wolken zogen als dunkle Schatten über das Bild.
    »Landende auf Recluce«, sagte der Erzmagier tonlos. Und mit noch leiserer Stimme fuhr er fort: »Wie konntet Ihr Versager so etwas zulassen?«
    Die drei Weißen Magier blickten zum Tisch mit dem Spiegel, dann wieder zum Erzmagier. Cerryl wollte nichts sagen, nicht dieses Mal. Er wartete und schwieg verbissen.
    Schließlich ergriff Fydel das Wort. »Er hat ein Schiff gebaut, das gegen den Wind fahren kann. Die Weißer Sturm ist auf Grund gelaufen, als sie versucht hat, ihn aufzuhalten.«
    Cerryl nickte zustimmend und wich vorsichtshalber ein wenig zurück.
    »Warum haben sie nicht wenigstens sein Schiff in Brand gesetzt?«
    Die anderen beiden sahen Cerryl an, der auch keine Antwort wusste. »Sie hatten keine Segel gesetzt. Er hat das Deck leergeräumt und die Maschine hat sie irgendwie weggezogen oder – geschoben. Sie sind den Sandbänken längs der Küste knapp ausgewichen, bis sie den Golf erreicht haben, wo der Wind umgeschlagen ist. Dort haben sie die Segel gesetzt, und mit der Maschine und den Segeln zusammen waren sie zu schnell, um eingeholt zu werden.«
    »Wartet, wartet. Ihr habt gesagt, sie hätten keine Segel gehabt.«
    »Die Segel waren gerefft«, erklärte Anya. Ihre Stimme war kalt und schneidend. »Die Maschine, die er gebaut hat, ist heiß wie das Chaos und aus Schwarzem Eisen geschmiedet.«
    »Wie funktioniert sie?«
    »Wir wissen es nicht genau«, warf Cerryl ein. »Wir wissen nur, dass sie Schwarzes Eisen braucht und Kohle verbrennt.«
    »Wundervoll, einfach wundervoll. Wir haben also einen abtrünnigen Schwarzen Magier, der eine Maschine bauen kann, mit der er unsere Blockade von Recluce zu durchbrechen vermag, und jetzt liegt sein Schiff in Landende.« Sterol seufzte. »Nun gut … Ihr drei und Jeslek habt das zu verantworten. Damit müsst Ihr leben.«
    Anya zog die Augenbrauen hoch.
    »Wirklich, Anya. Seid Ihr so dumm? Hatten wir jemals Erfolg, wenn wir direkt gegen Recluce vorgegangen sind?« Der Erzmagier lächelte kalt. »Ihr drei Versager könnt jetzt gehen. Ihr solltet hoffen, dass die Schwarzen in Recluce keine weiteren Leute dieser Art ins Exil schicken und verlangen, dass keine weiteren Schwarzen Maschinen gebaut werden.«
    »Oder …?«, fragte Anya.
    »Ich habe es Euch doch gesagt. Und jetzt geht, bitte.« Sterol betastete das goldene Amulett. »Ich muss mir überlegen, wie ich mit diesem Problem umgehen soll, das Ihr und Jeslek geschaffen habt.«
    »Wir?«, platzte Fydel

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