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Der Magier von Fairhaven

Titel: Der Magier von Fairhaven Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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vorbeischauen.«
    »Das werde ich.« Als er ging, verstand Cerryl noch etwas anderes. Isork hatte nicht mehr gesagt und gefragt, weil der Kommandant der Stadtwache sehen wollte, ob Cerryl sich tatsächlich wieder blicken ließ. Ein Punkt wäre erledigt, aber die Liste ist noch lang.

 
LXIII
     
    C erryl saß am frisch gewachsten Tisch in seinem Zimmer, das ihm jetzt viel kleiner vorkam als vor dem Feldzug.
    »Nachdem du in Elparta ein großes Haus als Hauptquartier genutzt hast«, murmelte er, über sich selbst amüsiert, »hat sich eben deine Wahrnehmung ein wenig verändert.« Und was für eine Veränderung es war: vom Waisenjungen, der froh war, einen eigenen Schrank zu haben, zum Weißen Magier.
    Er betrachtete das Glas und konzentrierte sich, bis er das Bild einer Kutsche auffangen konnte. Soweit er es erkennen konnte, hatte die Kutsche den Abzweig nach Howlett hinter sich gelassen und war nicht mehr weit von Fairhaven entfernt.
    Mit leisem Lächeln stellte Cerryl das Glas wieder beiseite. Leyladin war tatsächlich auf dem Rückweg nach Fairhaven und angesichts der freien Straßen sollte sie noch vor dem Abend das Haus ihres Vaters erreichen. Cerryl blickte zur Spätnachmittagssonne hinaus, stand auf und streckte sich.
    Er schritt in seinem engen Zimmer hin und her. Sterol hatte ihm durch einen Boten befehlen lassen, sich ständig für den Erzmagier zur Verfügung zu halten. Deshalb konnte Cerryl die Hallen nicht verlassen. Er fragte sich, was der Erzmagier wollte. Die Warnung, die Kinowin ihm vor fast einem Achttag hatte zukommen lassen, ging ihm nicht aus dem Sinn. Aber bis jetzt war nichts geschehen und er war sich selbst überlassen geblieben.
    Ein lautes Klopfen schreckte ihn aus seinen Gedanken.
    »Ja?« Er ging zur Tür und öffnete.
    Der rot gekleidete Botenjunge schaute beinahe ängstlich zu ihm auf.
    »Magier … Cerryl, der Erzmagier will Euch sofort sehen.«
    »Ich bin dir direkt auf den Fersen.«
    »Ja, Ser.« Die ungeschickte Bemerkung trug nicht gerade dazu bei, dem Boten die Unsicherheit zu nehmen.
    »Geh nur. Ich komme gleich nach.«
    Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, lief der Junge zur Treppe und zum Weißen Turm zurück. Cerryl ging schnellen Schrittes, bemühte sich aber, in der stickigen Hitze einen Schweißausbruch zu vermeiden.
    Trotzdem sah Sterol den jüngeren Magier böse an, als dieser die Gemächer des Erzmagiers betrat. »Das hat ja ziemlich lange gedauert.« Der Erzmagier saß am Konferenztisch, lud Cerryl aber nicht ein, sich zu ihm zu setzen.
    »Ich bin sofort gekommen. Ich bin nicht gerannt, weil ich nicht außer Atem ankommen, sondern lieber bereit sein wollte, auf Euren Befehl hin sofort zu handeln.« Cerryl roch Trilia und Sandelholz, aber Anya war nicht mehr da.
    »Ihr seid mir ein wenig zu eigensinnig, Cerryl.« Unter dem eisengrauen Haar schauten Sterols rot geränderte Augen böse hervor und musterten den jüngeren Magier. »Nun … was soll die Gilde mit Euch anfangen? Ihr seid ein Waffen-Magier, aber im Umgang mit Waffen ein hoffnungsloser Fall. Ihr seid Magier der Stadtwache gewesen, könnt aber nicht in den Dienst zurückkehren. Ihr seid zu jung, um Anfänger in der Kanalisation zu unterweisen, und zu erfahren, um als einfacher Torwächter Dienst zu tun.«
    Cerryl runzelte die Stirn, als müsste er nachdenken. »Ich könnte einen der Obermagier unterstützen. Oder ich könnte verfolgen, was der Schmied in Recluce tut und plant. Oder ich könnte helfen, die jüngeren Torwächter zu beaufsichtigen.«
    Sterol lächelte. »Vielleicht solltet Ihr alle drei Aufgaben übernehmen. Meldet Euch bei Kinowin und sagt ihm, dass er dafür verantwortlich ist, dass Ihr diese drei Aufgaben ordentlich erledigt. Er ist sowieso für die Einteilung der Dienste an den Stadttoren zuständig. Sollte der Schmied etwas tun, das ich erfahren muss, dann meldet Ihr es zuerst dem Obermagier. Ihr sollt mich nicht ohne seine Erlaubnis stören. Habt Ihr verstanden?«
    »Ja, geehrter Sterol.«
    »Und nun sucht Kinowin auf und setzt ihn in Kenntnis.«
    »Ja, Ser.«
    »Ich wünsche Euch nicht zu sehen und nichts mehr von Euch zu hören, solange Kinowin es nicht für richtig hält. Ihr seid für einen so unerfahrenen Mann viel zu sehr von Euch eingenommen.«
    »Ja, Ser.«
    »Und glaubt nicht, Ihr könntet mich mit Eurer Höflichkeit täuschen.«
    »Was wünscht Ihr?«, fragte Cerryl. »Der Erzmagier verdient es, höflich behandelt zu werden.«
    »Geht jetzt.«
    Cerryl nickte und drehte sich um,

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