Der Magier von Fairhaven
gespürt, nicht wahr?«, fragte der Kommissionär. »Sie sagte, ihr zwei könntet das. So nahe seid ihr euch und trotzdem wagt ihr es nicht, Kinder zu bekommen.«
Cerryl verzog schmerzlich das Gesicht. »Es könnte sie umbringen.«
»Das hat sie mir auch gesagt, aber sie will keinen anderen als Euch.«
»Und ich will keine andere als sie.«
Sie hatten kaum den Tisch erreicht, als Leyladin sich schon wieder zu ihnen gesellte. Sie trug noch die grüne Hose und das Seidenhemd mit der schwarzen Weste, die im verblassenden Licht des Tages und im Schein der Öllampen in den Wandhaltern schwärzer als schwarz erschien.
»Ich sagte doch, dass es nicht lange dauern würde.«
»Und du hast Wort gehalten.« Layel setzte sich ans Kopfende, Cerryl und Leyladin nahmen links und rechts einander gegenüber Platz.
Als Layel den kühlen Weißwein in drei Weingläser einschenkte, sah Cerryl Leyladin in die dunkelgrünen Augen. »Wie war die Rückreise?«
»Die Hauptstraße war fast menschenleer.«
»So sieht es heutzutage immer öfter aus.« Layel nickte wehmütig.
»Geht der Handel so schlecht?«
»Es geht so schlecht, dass man es kaum noch Handel nennen kann. Aber nun genug davon.« Er hob das Weinglas. »Auf euch beide. Schön, dass ihr wieder daheim seid.«
»Auf das Zuhause«, antwortete Leyladin.
Cerryl hob lächelnd das Weinglas und sie tranken.
Meridis stellte drei Servierteller auf den Tisch. »Kaltes und scharf gewürztes Geflügel, gekühlte Birnäpfel und Bohnen mit Reis. Nichts, was Euch an einem warmen Abend noch mehr erhitzen könnte.«
»Was werdet Ihr jetzt tun, Cerryl?« Layel schob die. Platte mit dem Geflügel zu seiner Tochter hinüber.
»Der Erzmagier hat mir einige Aufträge erteilt, die ich unter Aufsicht des Obermagiers Kinowin erledigen muss, bis er einen möglichst weit entfernten Ort gefunden hat, an den er mich schicken kann.« In allgemeinen Begriffen erklärte Cerryl, wie seine Aufträge beschaffen waren. »… und das bedeutet, dass ich jeden Tag melden muss, was die Schwarzen mit dem Schiff tun.«
»Kann es wirklich gegen den Wind fahren?«, fragte Layel stirnrunzelnd.
»Das kann es und manchmal ist es sogar schneller als ein gewöhnliches Schiff.«
»Mit so einem Schiff … an so etwas würden viele der Händler Gefallen finden.«
»Ich kann mir nicht vorstellen, dass man auf Recluce den Betrieb einer Chaos-Maschine erlaubt«, meinte Leyladin, während sie sich ein Stück Geflügel nahm. »Nicht einmal wenn das Chaos in Schwarzem Eisen gebunden ist.«
»Mit der Zeit wird ein besseres Schiff jeden Händler überzeugen«, murmelte Layel. »Und Eure Weißen Brüder vergessen manchmal, dass die Schwarzen in Recluce zunächst einmal Händler und erst in zweiter Linie Magier sind.«
Zunächst einmal Händler und erst in zweiter Linie Magier. »Und Ihr glaubt, dass die Gilde die Magie an die erste und den Handel an die zweite Stelle setzt?«
»Zuerst die Macht, an zweiter Stelle die Magie, auf schlechtem drittem Platz der Handel«, meinte Layel. »Aber mit dem Handel kann man sich eine Machtposition aufbauen. Die Schwarzen haben das begriffen. Jegliche Macht beruht auf Geld, Geld kommt von den Waren und die Waren kann man nur durch den Handel in Geld verwandeln.«
Cerryl aß einen Bissen von den gesüßten, gekühlten Birnäpfeln, dachte über Layels Worte nach und erinnerte sich an die vielen Goldstücke, die er in Gallos und sogar in Spidlaria gesehen hatte.
»Vater wäre anderswo ein mächtiger Mann«, warf Leyladin lachend ein. »Wertel wird ihn durch das, was er in Lydiar tut, eines Tages dazu machen, auch wenn Vater sich dagegen sträubt.«
»Fairhaven ist meine Heimat«, grollte der Kommissionär. »Aber nur der alte Obermagier versteht, wie meine Arbeit der ganzen Stadt nützt.«
»Kinowin?«
»Genau der. Doch er wird in ein paar Jahren nicht mehr da sein und dann wird dieses Mädchen von Muneats totem Bruder die Stadt an Muneat und Jiolt ausliefern.«
»Anya?«
»Genau die. Sie spielt mit Jiolt wie …« Layel schüttelte angewidert den Kopf. »Muneat durchschaut sie, aber er ist fast zwanzig Jahre älter als ich und sein Sohn Devo … der kann noch nicht einmal eine Hand voll Goldstücke richtig abzählen.«
»Anya hat auch versucht, mit Jeslek zu spielen.« Cerryl sah Layel an.
»Und jetzt ist er tot«, warf Leyladin ein.
»Sterol benutzt sie. Ich glaube nicht, dass er sich von ihr übertölpeln lässt.«
»Sie wird einen Weg finden, die Gilde gegen ihn
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