Der Magier von Fairhaven
als anderswo. Wertel ist beim Handel von guten Beziehungen abhängig und Ihr seid kein Unbekannter und genießt Respekt, aber er führt meine Geschäfte in Lydiar und nicht in Fairhaven. Fürst Estalin ist von den Magiern abhängig und Sedelos legt Wert auf gute Handelsbeziehungen.« Layel sah zur Tür. »Habt Ihr nicht auch eine Kutsche gehört?«
»Nein, ich glaube nicht.« Cerryl dachte eine Weile schweigend über die Worte des Kommissionärs nach. »Ihr wollt mir anscheinend sagen, dass die Gilde den Händlern gegenüber nicht so entgegenkommend ist, wie sie es sein sollte.«
»Wir zahlen höhere Gebühren als die Händler, die in anderen Ländern ansässig sind, und doch befahren sie dieselben Straßen wie wir und dürfen die Stadt gegen einen lächerlich geringen Betrag betreten. Wir dürfen jede Stadt betreten, aber wir haben mehr Kosten, was nicht zuletzt an den höheren Gebühren liegt.« Layel tupfte sich mit einem blauen Leinentuch die Stirn ab. »Andererseits gibt es auch wieder Kommissionäre, die in der Gunst anscheinend höher stehen als andere, wenn Ihr versteht, was ich meine.«
»Ich habe so etwas gehört«, gab Cerryl vorsichtig zurück, »aber noch nicht mit eigenen Augen gesehen.« Wieder hielt er inne und dachte daran, wie Sterol Kesriks angeblichen Angriff auf Cerryl benutzt hatte, um Kesriks Vater, einen Kaufmann, ins Exil zu treiben. »Oder ich habe es gesehen und nicht als das erkannt, was es war.«
»Man kann es erkennen, wenn man genau hinschaut.«
Cerryl spürte plötzlich eine Ausstrahlung, eine warme Dunkelheit, und stand auf. Er nahm die Rosen vom Tisch. »Sie ist fast da.«
Der Händler runzelte leicht die Stirn. »Jetzt habe ich keine Kutsche gehört.«
Cerryl ging mit den Rosen zur Tür und war schon fast im Vorraum, als draußen auf den Pflastersteinen Hufschläge zu hören waren.
»Und das sogar ohne Spähglas.« Layel stand schwerfällig auf.
Cerryl eilte den Gehweg hinunter und zum Innenhof, wo die Kutsche gehalten hatte. Die Tür flog auf, noch bevor die Karosse ganz ausgerollt war.
Leyladin blickte zu Cerryl hinunter, dann sah sie die Rosen. »Blumen … du hast mir noch nie Blumen geschenkt.«
»Ich habe dich vermisst.« Unwillkürlich errötete er. Er sah die dunkelgrünen Augen, das rotblonde Haar, die helle Haut und vor allem Ordnung und Verständnis in ihrem fein geschnittenen Gesicht.
»Das ist lieb von dir.« Die Heilerin wandte sich an ihren Vater, der einen Schritt hinter dem Magier stand. »Das ist es wirklich.«
»Er ist auch nicht auf den Kopf gefallen. Wir haben uns unterhalten, während wir auf dich gewartet haben.« Layel wandte sich an Cerryl. »Nur zu, umarmt sie und küsst sie. Ihr seid so verheiratet, wie man es nur sein kann.«
Dieses Mal errötete Leyladin. »Vater, ich kann kaum glauben, dass du so etwas sagst.«
»Ich bin zu alt, um mich selbst zu täuschen oder um zuzulassen, dass Ihr mich täuscht.« Der Kaufmann grinste.
Cerryl ging ihr entgegen und sie stieg herunter und fiel ihm in die Arme. Sie umarmten sich und scherten sich nicht um die heiße Nachmittagssonne.
Wie lange die Umarmung dauerte, wusste Cerryl nicht zu sagen, aber irgendwann hörte er, wie Layel sich hinter ihm räusperte.
»Da Ihr Euch jetzt begrüßt habt, bin ich dafür, dass wir essen. Ich bin sicher, dass Meridis etwas zusammengekratzt hat.«
»Lass mir noch einen Augenblick Zeit, um den schlimmsten Straßenstaub abzuwaschen«, bat Leyladin, als sie sich von Cerryl löste. »Ich habe auch Hunger, es wird nicht lange dauern.«
»Nicht wenn dein Magier wartet, da gehe ich jede Wette ein.«
»Vater …« Immer noch rot vor Verlegenheit nahm sie von Cerryl die Rosen entgegen. Hand in Hand mit Cerryl ging sie dann zur Vordertür.
Meridis und Soaris standen im Vorraum.
»Meridis … er hat mir Rosen geschenkt.« Leyladin lächelte. »Könntest du … während ich mich wasche?« Sie reichte der älteren Frau die Blumen.
»Ich stelle sie in die gute Kristallvase, wo Sie Euch besonders gefallen werden«, erwiderte Meridis. »Und jetzt trödelt nicht herum, das Abendessen ist fertig.«
»Keine Sorge.« Die Heilerin drückte noch einmal Cerryls Hand. »Cerryl, Vater, wir treffen uns gleich im Esszimmer. Es wird nicht lange dauern.«
»Die Worte höre ich wohl«, sagte Layel liebevoll neckend.
»Ganz bestimmt, es wird wirklich nicht lange dauern.« Sie eilte den Flur hinunter und verschwand durch eine Tür.
Cerryl folgte Layel durchs Wohnzimmer.
»Ihr habt sie
Weitere Kostenlose Bücher