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Der Magier von Fairhaven

Titel: Der Magier von Fairhaven Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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Bote, keine Schriftrolle, keine andere Nachricht. Fairhaven existiert einfach nicht für ihn. Erinnert Ihr Euch an Derka?« Kinowin lehnte sich bequem zurück.
    »Er ist nach Hydolar zurückgekehrt.«
    »Der Rat hat ihn zum Berater ernannt, aber er hat abgelehnt und ist eilig verschwunden. Dann haben sie Elsinot geschickt.«
    »Hat der neue Fürst ihn umgebracht?«
    »Wie kommt Ihr darauf?«
    »Bergkatzen verlieren ihre Krallen nicht«, meinte Cerryl trocken.
    »Und deshalb will Sterol im Augenblick nicht mit weiteren Spekulationen behelligt werden.« Kinowin verzog das Gesicht. »Ich werde ihm sagen, dass das Schiff verlegt wurde und dass Ihr die Sache weiterhin aufmerksam beobachtet. Außerdem werde ich ihm sagen, dass Ihr heute Nachmittag Eure Inspektionsrunde bei den Stadttoren macht. Ich wollte Euch dies ohnehin vorschlagen. Danach könnt Ihr Euch dann einem der Magier an den Toren zu erkennen geben.«
    Cerryl nickte. »Damit Sterol keinen Vorwand bekommt, um Vorwürfe gegen mich zu erheben.«
    »Richtig. Dies solltet Ihr tunlichst vermeiden.«
    »Und außerdem … Anya war in meinem Zimmer, als ich fort war.«
    »Das wundert mich noch weniger als die Tatsache, dass der Schmied sein Schiff verlegt hat.«
    »Ich soll sie ignorieren, aber nichts zurücklassen, das Sterol nicht sehen soll?«
    »Ihr habt es begriffen, Cerryl. Leider wird sich an dieser unangenehmen Situation vorläufig nichts ändern. Macht Euch auf den Weg, sobald Ihr gegessen habt. Ich treffe mich am frühen Nachmittag mit dem Erzmagier.« Kinowin grinste. »Haben ihr die Blumen gefallen?«
    Cerryl errötete. »Und ob.« Dann grinste er. »Und sie sagte, ich solle auch Euch ihren Dank übermitteln.«
    »Haltet sie fest, Cerryl. Sie ist mehr wert als alle Menschen im Weißen Turm, was mich alten Obermagier ausdrücklich einschließt. Genießt Euer Glück und vergeudet keinen Tag und keine Nacht.«
    Cerryl errötete noch mehr.
    »Geht jetzt.« Kinowin lachte freundlich. »Ich will Euch nicht noch mehr in Verlegenheit bringen.«

 
LXVI
     
    C erryl betrachtete die verlassene Straße und den Platz. Hier standen nur vereinzelte Straßenlaternen, aber der weiße Granit der Straße strahlte selbst um Mitternacht noch genügend Licht ab, sodass Cerryls geborgtes Pferd mühelos den Weg durchs Viertel der Handwerker fand. Die Werkstätten waren, wie er sie in Erinnerung hatte. Auch die Töpferei war noch da, aber die Werkstatt des Webers – wo er Pattera zum ersten Mal begegnet war hatte offenbar den Besitzer gewechselt, wenn er dem Schild über der Tür glauben konnte.
    Er lenkte die Stute den Weg hinunter – vorbei an den Abflüssen ins Kanalsystem –, bis er das hintere Tor von Tellis’ Haus erreichte. Cerryl blieb draußen vor dem Hof einen Augenblick stehen und nestelte an der Geldbörse herum. Eine Hand voll Goldstücke war darin, mehr hatte er nicht. Oder vielleicht hättest du noch mehr, aber du hast noch andere Schulden zu begleichen und jetzt ist nicht die Zeit, arm zu sein. Machte er sich etwas vor? Möglich.
    Er lächelte in der Dunkelheit ironisch über sich selbst, stieg vom Pferd und band das Tier am Hoftor fest. Er sah sich in alle Richtungen um, aber die Fenster in der Nähe waren dunkel. Dann zog er den Lichtschild hoch“ öffnete das Tor und schlich über den hinteren Hof. Statt die Tür des Gemeinschaftszimmers zu öffnen, band Cerryl die Geldbörse an die Türklinke und schützte sie mit einer schwachen Illusion, die sich auflösen würde, sobald eine Hand die Türklinke berührte.
    Er fragte sich, ob Tellos, Beryal oder Benthann erraten würden, wer ihnen die Geldbörse geschenkt hatte. Andererseits spielte dies aber auch keine große Rolle. Wieder eine Schuld beglichen … so gut es dir im Augenblick möglich ist.
    Er zog sich zum Tor zurück, schloss es hinter sich und band sein Pferd los. Das leise Hufgeklapper hallte auf der Gasse und der Straße der Handwerker, als er zum kleinen Stall hinter Layels Haus zurückkehrte. Die Luft war warm und still, die Straßen leer bis auf den Weißen Magier und sein Pferd.
    Wieder im Stall angekommen, stieg er ab und führte die Stute zu ihrer Box. Er bürstete sie im Dunkeln rasch ab, schloss die Tür der Box und verließ den Stall. Im Halbdunkel ging er zur Tür an der Südseite des Hauses. Mit Leyladins Schlüssel öffnete er sie und schloss hinter sich wieder ab. Ganz geräuschlos waren seine Schritte auf dem Marmorboden nicht, aber niemand fuhr auf oder stellte ihn zur Rede, bis er

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