Der Magier von Fairhaven
ist denn nun mit Eliasar geschehen?«
»Eiserne Armbrustbolzen … so stand es in Lyasas Schriftrolle.«
»Lyasa? Wenn sie dort ist, kann sie die Dinge doch allein regeln. Oder Syandar kann ihr helfen. Was ist mit Buar?«
»Weder die älteren Angehörigen der Gilde noch die Einwohner Spidlars würden es gutheißen, wenn Fairhaven dort eine Frau als Regentin einsetzen würde. Außerdem ist dies eine willkommene Gelegenheit für Sterol, Euch wegzuschicken. Syandar ist ein guter Verwaltungsmann, aber er kann kaum genug Chaos aufbieten, um ein Feuer anzuzünden. Buar ist schon wieder bei der Blockadeflotte.«
»Also muss ich nach Spidlaria gehen.«
»Sterol hat sich sehr entschieden dafür ausgesprochen, ja.« Kinowin deutete zur Tür. »Wollen wir gehen?«
Sie stiegen die Steintreppe hinauf. Cerryl ging langsam, um den schwer atmenden Kinowin zu schonen. Traurig dachte er darüber nach, wie schnell der einst so kräftige, mächtige Magier ein hagerer alter Mann geworden war. Wird es auch dir so ergehen?
Der Wächter auf dem Treppenabsatz vor den Gemächern des Erzmagiers öffnete die Tür und meldete sie an: »Obermagier Kinowin und Magier Cerryl.«
Sterol stand nicht vom Tisch auf, an dem er mit dem Rücken zum offenen Fenster saß. Der leichte Sommerwind hatte den Duft nach Sandelholz noch nicht ganz vertreiben können.
»Nehmt Platz.« Sterol nickte in Richtung der Stühle, die vor dem Tisch standen.
Cerryl wartete, bis Kinowin sich gesetzt hatte, dann ließ er sich ebenfalls nieder.
»Ich nehme an, der Obermagier hat Euch schon gesagt, dass ich Euch nach Spidlaria schicken will, wo Ihr die Aufgabe vollenden sollt, mit der Eliasar begonnen hat.« Sterols Worte waren wohl gesetzt und ruhig.
»Ja, Ser.«
»Ihr sollt herausfinden, wer für seinen Tod verantwortlich ist, und dafür sorgen, dass die Verantwortlichen öffentlich hingerichtet werden.«
»Ich werde mein Bestes tun«, versprach Cerryl vorsichtig.
»Höre ich ein gewisses Zögern?«
»Wenn die Verantwortlichen aus Recluce oder aus den Gebieten jenseits der Westhörner kommen …« Cerryl zuckte mit den Achseln.
»Jung, aber vorsichtig.« Sterol legte die Fingerspitzen beider Hände zusammen und räusperte sich. Nach kurzem Schweigen fuhr er fort: »Ihr seid jünger, als es mir angesichts der Aufgabe lieb ist, aber Eure Vorsicht könnte Euch nützlich sein. Die Unholde von der Schwarzen Insel haben uns schwer zugesetzt.« Wieder folgte eine Pause.
Cerryl wartete ruhig ab.
»In Lydiar wird ein Blockadeschiff auf Euch warten, Cerryl.« Sterol sah ihn über den runden Tisch hinweg täuschend freundlich an. »Ihr werdet morgen früh mit der Postkutsche aufbrechen. Ich werde eine Schriftrolle aufsetzen, die Euren Auftrag beschreibt. Ihr könnt das Dokument vor Eurem Aufbruch bei Kinowin abholen.«
»Was erwartet Ihr von mir?« Cerryl schob das Haar zurück. Er fürchtete, es könnte eines Tages so dünn werden wie Myrals Haar. »Was soll ich in Spidlaria für Euch tun?«
»Anya hat berichtet, dass Ihr in Elparta alles gut eingerichtet habt. Das Gleiche erwarte ich in Spidlaria. Nachdem Syandar und Eliasar Diev zerstört haben, hat Eliasar Syandar nach Kleth geschickt. Syandar wird dort bleiben, aber er wird Euch unterstellt sein. Kalesin bleibt mit Lyasa in Spidlaria. Mit ihrer Hilfe werdet Ihr sicher zurechtkommen. Wir rechnen damit, dass bald wieder Wegezölle bei uns eingehen.«
»In der nächsten Zukunft werden nicht viele Handelsschiffe unterwegs sein.«
»Die Gilde und der Rat vertrauen darauf, dass Ihr einen Weg finden werdet, um das Problem zu lösen.« Sterols Stimme blieb unverändert gleichmütig und deutete an, dass er alles gesagt hatte, was er zu diesem Punkt zu sagen hatte. »Ich erwarte jeden Achttag einen schriftlichen Bericht über Eure Fortschritte.« Der Erzmagier erhob sich.
Kinowin und Cerryl taten es ihm gleich.
Gemeinsam gingen sie wieder zu Kinowins Zimmer hinunter. Dort ließ sich der Obermagier auf einem Stuhl am Tisch nieder, Cerryl blieb stehen.
»Sterol will entweder die Goldstücke aus dem Straßenzoll haben oder einen Vorwand bekommen, mir die Schuld zu geben«, meinte der jüngere Magier.
»Das Gold ist ihm wichtiger«, erklärte Kinowin. »Er hat schon die Vorräte angegriffen, die für schlechte Zeiten beiseite gelegt wurden, aber es sind nur noch ein paar tausend Goldstücke da.«
Ein paar tausend … früher hättest du bei solchen Summen nur gestaunt. »Wie lange wird es dauern, bis auch dieses Gold
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