Der Magier von Fairhaven
sich von mir befragen zu lassen. In der Stadt gibt es keinen nennenswerten Handel und kaum Käufer in den Geschäften.«
»Recluce?« Lyasa trank ihr Weinglas aus.
Cerryl schenkte ihr nach, dann schüttelte er den Kopf. »Sie wurden benutzt, genau wie wir. Jeslek und ich haben Rystryr in die Hände gespielt. Ich kann nicht beweisen, dass der Vicomte dahintersteckt, aber ich habe das Gefühl, ich liege damit richtig.«
Lyasa zuckte hilflos mit den Achseln. »Mag sein, dass du Recht hast, aber ich kann es nicht nachvollziehen.«
»Nimm zunächst einmal die Armbrustbolzen. Jemand wollte mich mit einer Armbrust töten, als ich in Jellico war. Eliasar wurde mit drei Bolzen erschossen. Und … und Sverlik wurde angeblich von Lyam getötet. Vergiss nicht, dass er vor Syrma Präfekt in Gallos war. Es hat über ein Dutzend Bogenschützen gebraucht … Bogenschützen, keine Armbrustschützen.«
»Worauf willst du hinaus?«
»Hab noch einen Augenblick Geduld.« Cerryl drehte sich um und trank einen Schluck Wein. »Axalt … Axalt hat die Handelswege zwischen Spidlar und Certis beherrscht. Axalt existiert nicht mehr. Dann ist da noch Gallos, das jetzt von den Kleinen Osthörnern, die Jeslek hat wachsen lassen, in zwei Teile zerschnitten wird. Ein großer Teil der Hochweiden ist zu Asche verbrannt. Und Hydlen ist von Kämpfen zerrissen, weil nicht klar ist, wer nach dem frühzeitigen Tod Berofars und danach seines Sohnes der neue Fürst werden soll. Ferobar wäre möglicherweise ein starker Fürst geworden, aber ich wurde ausgeschickt, um ihn zu töten, und hatte Erfolg. Spidlar … Spidlaria ist der beste Hafen an der Nordküste und hier gab es starke freie Händler. Diev existiert nicht mehr …«
Lyasa sperrte den Mund auf. »Alles, was passiert ist … alles hat Certis und seinen Händlern geholfen.«
»So scheint es.« Cerryl überlegte. »Shyren … als ich die Goldstücke in seiner Schlafkammer fand, sagte er, ich wäre nur ›sein‹ Werkzeug. Ich dachte, er meine Jeslek. Jetzt bin ich anderer Ansicht.«
»Rystryr?«
Cerryl nickte. »Dann ist da auch noch Jiolt. Layel sagte etwas in der Art, dass Jiolts Vetter der größte Kommissionär in Jellico wäre.«
»Anyas Schwester ist mit Jiolts Sohn verheiratet.«
»Es ist wie ein Spinnennetz. Man kann es kaum erkennen, solange man es nicht aus einem bestimmten Blickwinkel betrachtet.« Cerryl zuckte mit den Achseln. »Aber dies ist möglicherweise immer noch nicht der richtige Blickwinkel.« Und manchmal kannst du überhaupt nichts sehen. Du kannst die Dinge nur spüren, du kannst nur ahnen, wie Anya ihre Verbindung zu Jiolt ausgenützt hat, um Kesrik auf dich anzusetzen, als du noch ein Anwärter warst … und es gab keine Möglichkeit, es zu beweisen. Man wird es nie beweisen können.
»Am besten, du schickst Kalesin nach Kleth.«
»Kalesin?«
»Er hat einmal … mit Anya …«
»Ist sie denn wirklich mit allen Magiern in der Gilde ins Bett gegangen?«
Lyasa lachte. »Sie hat es bei allen versucht außer bei den Frauen, und auch bei denen würde sie es versuchen, wenn sie glaubte, es könnte ihr nützen.«
»Was ist mit Syandar?«
»Er ist nicht übel … er hat Ähnlichkeiten mit Myredin, würde ich sagen.«
»Dann wollen wir ihn nicht mit Kalesin belasten. Wir müssen Kalesin überwachen.«
Lyasa schob sich eine kurze schwarze Haarsträhne hinter das linke Ohr. »So gesehen würde ich meinen, dass er bleiben sollte, auch wenn es mir nicht gefällt.«
»Was denkst du? Was hältst du von der Lage hier?«
»Wir geraten genauso schlimm ins Hintertreffen wie zu Anfang. Wir bekommen kein Gold aus Spidlar, die Lanzenreiter sind nervös und glauben, es wird höchstens noch einen Achttag dauern, bis wir den nächsten Magier verlieren.«
»Es wird Jahre dauern, bis Spidlar sich erholt, und Certis wird davon profitieren.«
»Gallos auch, aber nicht im gleichen Maße.«
»Und die Gilde ist jetzt schon geschwächt.«
Lyasa nickte.
»Wir können so nicht weitermachen.«
»Was hast du vor?«
»Das weiß ich nicht. Noch nicht.« Cerryl konnte die Kälte in seinen Augen spüren, eine Wut, deren Kälte vernichtender war als die Hitze des Chaos. »Aber ich werde es aufhalten, ohne Anya und Sterol wissen zu lassen, was ich getan habe.«
Lyasa schauderte.
LXXIII
W ährend es draußen dämmerte, betrachtete Cerryl lange das Abbild einer rotblonden Heilerin im Spähglas, freute sich über Leyladins Lächeln und wünschte nicht zum ersten Mal, sie wären
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