Der Magier von Fairhaven
dem Hauptmann geschlossen hatte, sah Lyasa Cerryl fragend an.
Er deutete zum Stuhl. »Wir haben noch ein paar andere Dinge zu besprechen.«
»Glaubst du, mit dem Einsatz heute Morgen kannst du etwas verändern?«
»Nein. Willst du mir helfen?«
Die schwarzhaarige Magierin lächelte freundlich. »Es freut mich, dass du mich bittest, statt mir einfach einen Befehl zu geben. Natürlich helfe ich dir. Was brauchst du?«
»Wenn wir heute Abend fertig sind, sollst du dein Spähglas benutzen – du kannst doch damit umgehen, oder?« Er blickte zum Fenster, als draußen Hufschläge zu hören waren. »Du sollst die Händler beobachten und mir berichten, ob sich irgendwo eine Gruppe von ihnen trifft. Sobald du so etwas bemerkst, gib mir sofort Bescheid.«
»Das scheint keine unerfüllbare Bitte.«
»Nein. Wenn es dir so geht wie mix, wirst du eine Weile brauchen und sogar herumreiten und sie aufsuchen müssen, bis du sie im Glas wieder findest.«
»Ist das so bei dir?«
»Es sei denn, ich suche jemanden wie den Schmied, der so viel Ordnung ausstrahlt; dass ich ihn jederzeit aufspüren kann.« Oder jemand wie Leyladin, die du mit dem Glas gefunden hast, bevor du überhaupt wusstest, wer sie ist. »Oder wie Jeslek, vermute ich, auch wenn ich ihn noch nie mit dem Glas beobachtet habe. Das schien nicht sehr klug.«
»Oder Anya?«
Cerryl schauderte. »Ich habe es vorgezogen, lieber nicht zu genau zu beobachten, was sie treibt.«
»Du bist in gewisser Weise immer noch viel zu ehrlich.«
»Was ich hier plane, ist nicht gerade ehrenhaft.«
»Sie haben dir keine Wahl gelassen. Sterol wird dir auch keine Wahl lassen, aber das meinte ich jetzt nicht.«
»Ich weiß.« Cerryl wandte sich vom Fenster ab und nahm das oberste Blatt Papier vom Stapel. »Wir sollten uns an die Arbeit machen. Kannst du diese Leute hier aufspüren?«
Lyasa nahm das Blatt. »Ich will es versuchen.«
»Danke.«
Sie verließen das Arbeitszimmer und gingen durch die Seitentür zum Innenhof, wo Hiser die Kompanien der Lanzenreiter antreten ließ.
»Du tust etwas, das Jeslek und Sterol nicht verstanden haben.« Lyasa blieb neben dem Pferd stehen, das man ihr bereitgestellt hatte.
»Was denn?«
»Du überstürzt nichts, aber wenn du dich entschieden hast, handelst du entschlossen.«
Warum habe ich dann selbst das Gefühl, ich würde überstürzt handeln? »Manchmal hat man keine Wahl und Zuwarten macht nur alles schlimmer.« Cerryl schwang sich in den Sattel. »Aber es ist trotzdem schwer, den richtigen Zeitpunkt zu finden.«
»Du machst dich ganz gut.«
Hoffentlich …
Als sie den Hafenplatz erreichten, konnte Cerryl spüren, wie aller Augen auf ihm, Lyasa und den Soldaten ruhten. Er fühlte sich, als wären stille Botschaften kreuz und quer durch Spidlaria gelaufen, was wahrscheinlich sogar zutraf. Als sie beim Schiffsausrüster die Pferde zügelten, drehte Cerryl sich noch einmal im Sattel um. »Hiser?«
»Ser?«
»Vergesst nicht, dass die Männer den Schiffsausrüster umstellen sollen. Niemand soll fliehen, aber wenn es jemand versucht, sollen die Leute nicht verletzt werden.«
»Ja, Ser.« Hiser drehte sich um. »Klingen und Lanzen bereit!«
Der Schiffsausrüster öffnete die verriegelte Tür, noch bevor Cerryl und die Lanzenreiter den Fuß auf die Veranda gesetzt hatten.
»Ser … wir haben nichts.« Der Schiffsausrüster wich zurück und deutete zu den leeren Regalen im Geschäft. »Der Krieg hat uns fast alles genommen, was wir besaßen, und da der Handel zum Erliegen gekommen ist, werden keine neuen Waren geliefert.«
»Schiffsausrüster, ich mag keine Lügen. Ich weiß, dass Fairhaven Euch gleichgültig ist, aber Ihr werdet seine Macht respektieren. Folgt mir.« Cerryl winkte den Lanzenreitern und dann dem Schiffsausrüster.
»Ser, was …«
»Wir wollen ein paar Dinge suchen, die Ihr verkaufen könnt.« Cerryl lächelte böse, als der Schiffsausrüster und seine Frau einige Blicke wechselten. »Zum Hinterzimmer dort drüben.«
»Äh … ja, Ser.«
Auch im Hinterzimmer standen Regale, aber sie waren leer wie die im vorderen Raum.
»Öffnet die Tür dort.« Cerryl deutete zur Kellertür.
»Da geht es nur zum Keller und der ist leer wie die Räume hier oben.«
»Ich würde ihn gern sehen.« Cerryl wandte sich an die Lanzenreiter. »Die Hälfte kommt mit, die anderen sorgen dafür, dass keiner flieht.« Er folgte dem Schiffsausrüster und seiner Frau die krachende Stiege hinunter.
»Seht Ihr, Ser?« Der Mann deutete auf den
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