Der Magier von Fairhaven
meinte Layel mit noch breiterem Grinsen.
LXXXIII
A ls er draußen auf den polierten Fliesen im Flur Schritte hörte, wandte Cerryl sich um.
Kalesin kam rasch zu Cerryl und den beiden Lanzenreitern, die vor dem Arbeitszimmer Wache hielten. »Ich muss mit Euch reden, Ser.« Das Lächeln, das die Worte begleitete, wirkte falsch und gezwungen.
»Ich wollte gerade Lyasa auf einer Inspektionsrunde begleiten.« Cerryl öffnete die Tür des Arbeitszimmers, ging hinein und trat hinter den Schreibtisch, um etwas Abstand zwischen sich und den Magier zu bringen, blieb aber stehen.
Kalesin warf die Tür mit einem dumpfen Knall zu. »Ich weiß, Ser.« Hart und kalt waren die Augen des stämmigen blonden Magiers, der seit Cerryls Rückkehr nach Spidlaria erheblich fülliger geworden war. »Ich verstehe es nicht. Was habe ich getan, um Euer Missfallen zu erregen? Ihr lasst sie die Einnahmen aus den Gebühren verwalten und die Lanzenreiter überwachen, dabei ist sie nicht einmal eine Waffen-Magierin.«
»Sie macht ihre Sache gut«, erwiderte Cerryl gleichmutig. »Ich habe Euch die Aufgaben gegeben, die Ihr gut zu erledigen versteht.« Er hielt inne. »Viele der Aufgaben, die Ihr hier übernehmt, ähneln den Dingen, die ich für Jeslek oder Kinowin getan habe, oder der Rolle, die Anya für den Erzmagier spielt.«
»Ich habe dem geehrten Eliasar bewiesen, dass ich zu mehr tauge«, erwiderte Kalesin entschieden.
»Das mag wohl sein«, erwiderte Cerryl, »aber was wir zu tun vermögen, entspricht nicht immer dem, was getan werden muss. Ich brauche die Listen und die Wohnorte der Händler, wenn wir Gebühren und Zölle einnehmen wollen. Das ist eine mühsame, aber notwendige Aufgabe, die außerdem von einem Magier übernommen werden muss, der mit dem Spähglas umgehen kann.«
»Ich kann mehr als das«, beharrte Kalesin.
»Ich bin sicher, dass Ihr es könnt. Aber wenn Ihr mehr Aufgaben nachzugehen hättet, dann würdet Ihr nicht mehr das tun, was getan werden muss.« Cerryl gab sich Mühe, freundlich zu lächeln.
Kalesin presste die Lippen aufeinander und schwieg.
»Gibt es sonst noch etwas?«
»Nein, Ser.« Nach kurzem Schweigen fragte der blonde Magier: »Wenn Ihr erlaubt?«
»Ihr könnt jetzt gehen.«
»Danke, Ser.« Kalesin drehte sich um und öffnete die Tür.
Cerryl folgte ihm in den Flur hinaus.
Als Kalesin sich vom Arbeitszimmer entfernte und zum Haupteingang des Gebäudes marschierte, legten sich die Finger des blonden Magiers unwillkürlich um den Griff des Dolchs, den er an der Hüfte trug. Es war ein langer Dolch aus Eisen mit fest umwickeltem Griff und einer dicken Scheide.
Cerryl verkniff sich ein Stirnrunzeln und wandte sich an einen Wächter. »Ich reite mit Magierin Lyasa und einigen Lanzenreitern aus Hauptmann Teras’ Kompanie zur großen Kaserne.«
»Ja, Ser.«
Der Waffen-Magier ging rasch in den Hof hinaus, um die Verspätung wettzumachen, die durch Kalesins Unterbrechung entstanden war.
Lyasa stand schon neben ihrem Pferd und hielt die Zügel von Cerryls gesatteltem Wallach fest. »Du musst aber nicht unbedingt mitkommen.«
»Wenn ich mich nicht gelegentlich blicken lasse, während du die Kaserne und die Lanzenreiter inspizierst, könnten sie vergessen, wer ich bin.« Cerryl nahm die Zügel und stieg auf.
Lyasa deutete zum Tor. »Kalesin ist gerade ausgeritten. Er war wütend.«
»Er ist in letzter Zeit fast immer wütend. Er will große Dinge und Heldentaten vollbringen, muss jedoch mühsame, langweilige Aufgaben erledigen. Ich behalte ihn genau im Auge.«
Lyasa lenkte ihre Stute zum offenen Tor. Der kalte Wind zauste ihr pechschwarzes Haar und legte die Ohren frei. »Ich sage es nicht gern … aber du wärst besser dran, wenn er in Fairhaven wäre.«
Cerryl trieb seinen Wallach an, um zu ihr aufzuschließen. »Ich kann ihn nicht zurückschicken. Sie würden wahrscheinlich jemand anders einsetzen und mich vor den Rat zitieren. Sie würden behaupten, ich hätte ihn weggeschickt, weil ich das Geld in die eigenen Taschen stecken wollte, wie ich es von Shyren dachte. Aber wir müssen das Geld erst einmal eintreiben. Also gebe ich ihm Aufgaben, die tatsächlich erledigt werden müssen und wo er nichts anrichten kann, was ich nicht sofort bemerke.«
»Das weiß er und das macht ihn sogar noch wütender.«
»Hast du denn irgendwelche Vorschläge, wie ich mit ihm umgehen soll?«
»Oh, Cerryl … nein, du kannst wirklich nichts weiter tun, als ihn genau im Auge zu behalten.«
Im
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