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Der Magier von Fairhaven

Titel: Der Magier von Fairhaven Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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immer.

 
LXXXI
     
    C erryl hatte sich schließlich gefügt und einen weiteren Stuhl im Arbeitszimmer aufstellen lassen, damit Lyasa und Kalesin gleichzeitig vor dem alten Schreibtisch sitzen konnten. Wieder einmal begann der Tag mit einem grauen, wolkenverhangenen Morgen.
    »Wir haben noch einmal zwanzig Goldstücke an Zöllen bekommen«, erklärte Lyasa. »Damit haben wir in dieser Jahreszeit fast einhundert Goldstücke eingenommen.«
    »Zwanzig Goldstücke. Damit wird Sterol nicht zufrieden sein«, prophezeite Kalesin. »Er wird nicht einmal mit hundert oder zweihundert zufrieden sein. Nicht nachdem er im Sommer nur siebzig bekommen hat.«
    »Richtig, er wird nicht zufrieden sein«, stimmte Cerryl freundlich zu. »Aber gestern ist schon wieder ein Küstensegler aus Suthya eingelaufen, und Tyldar sagte mir, dass ein weiterer aus Quend unterwegs sei.«
    »Trotzdem …«, murmelte Kalesin.
    So düster Kalesins Prophezeiungen auch waren, Cerryl wusste, dass der stämmige Magier Recht hatte. Sterol und Anya würden seine Leistungen unbefriedigend finden. Wahrscheinlich waren sie längst zu dieser Ansicht gekommen und hätten zweifellos schon seine Ablösung geschickt, wenn sie einen Ersatz gefunden hätten. Aber so weit ist es noch nicht.
    »Ein weiterer Küstensegler hilft uns sicher etwas«, meinte Lyasa.
    Wenn doch Layel endlich kommen würde … oder wenn er jemanden schicken würde … Wertel meinethalben … »Ein großes Handelsschiff aus Hamor oder Sarronnyn würde uns noch mehr einbringen«, sagte Cerryl, »aber der Herbst ist ja noch nicht einmal zur Hälfte vorbei.«
    Er wurde unterbrochen, als es klopfte.
    »Herein.«
    Unteroffizier Suzdyal lugte herein und hielt zwei Schriftrollen hoch. »Für Euch, Ser.«
    »Danke.« Cerryl stand auf.
    Lyasa nahm die Dokumente entgegen und reichte sie an Cerryl weiter. Kalesin beäugte neugierig die Schriftrolle mit den hellroten Bändern.
    Cerryl ignorierte den Blick. »Euer Bericht über die Wollhändler liegt mir noch nicht vor.«
    »Ich muss erst noch zwei Kommissionäre aufsuchen.«
    »Vielleicht solltet Ihr das möglichst bald tun.«
    »Einer sitzt aber jetzt in Kleth.«
    »Dann besucht den ersten und schließt Euren Bericht ab. Der zweite kann noch lange in Kleth bleiben.«
    »Lasst uns gehen, Kalesin.« Lyasa stand auf. »Der Waffen-Magier hat viel zu tun und wir selbst natürlich auch. Für mich selbst kann ich jedenfalls nichts anderes sagen.«
    Nachdem die beiden Magier gegangen waren, öffnete Cerryl die erste Schriftrolle. Er war froh, dass Teras oder Hiser sie ihm ohne Umweg zugestellt hatten. Das Siegel des Erzmagiers zerbröckelte, als wäre es mit viel zu viel Chaos geschützt worden.
     
    Seid gegrüßt, Cerryl -
    Die siebzig Goldstücke, die Ihr geschickt habt, waren nach Ansicht des Rates ein enttäuschendes Ergebnis Eurer Bemühungen. Als Waffen-Magier von Spidlar sollt Ihr sämtliche   Goldstücke einsammeln, die von diesen Verrätern nicht gezahlt worden sind …
     
    Cerryl hätte beinahe mit den Zähnen geknirscht. Vier Fünftel des Vermögens der Händler waren von Jeslek eingezogen und nach Fairhaven geschickt worden, noch bevor Eliasar eingesetzt worden war. Als Cerryl dann kam, waren alle restlichen Goldstücke längst verborgen oder weggeschafft worden. Er musste sich überwinden, den Brief zu Ende zu lesen.
     
    … bald größere Anstrengungen in Hydlen nötig und Spidlar muss schnellstens zur Räson gebracht werden, damit wenigstens die Hälfte der dort stationierten Lanzenreiter nach Fairhaven zurückkehren und auf die Feldzüge im Frühling vorbereitet werden kann …
     
    Feldzüge? Gegen Hydlen und wen noch?
     
    Wir erwarten von Euch mindestens tausend Goldstücke bis zur Jahreswende … beste Wünsche vom Rat, dass Ihr erfolgreich Eure Pflichten erfüllen werdet …
     
    Das Dokument war noch nicht einmal von Sterol selbst, sondern von Anya unterzeichnet worden: »Auf Anweisung des Erzmagiers, Seiner Hoheit Sterol.«
    »Hoheit?« Cerryl schnaufte. Was erwartete Sterol nun? Oder besser, worauf wollte Anya hinaus? Es hatte mehr als zwei Jahre gebraucht, um Spidlar zu zerstören, und jetzt erwartete der Erzmagier einen gewaltigen Strom von Goldstücken nach nicht einmal zwei Jahreszeiten? Nachdem Jeslek bereits die größten Vermögen eingezogen hatte? Abgesehen von dieser einmaligen Plünderung der Stadt hatte Fairhaven sicher noch niemals tausend Goldstücke im Jahr aus Spidlaria bekommen. Aber genau das war das Problem.
    Er holte

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