Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Magier von Fairhaven

Titel: Der Magier von Fairhaven Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
Vom Netzwerk:
Augenblick. »Ich weiß.«
    Die Hufe der Pferde klapperten auf den harten, kalten Steinen der Straße, die zur großen Kaserne führte.

 
LXXXIV
     
    C erryl sah vom Fenster des Arbeitszimmers aus zu, wie Kalesin wieder einmal wütend durch den Hof und zum Tor hinausritt, begleitet von einem halben Zug Lanzenreiter. Der kalte Wind wehte Cerryl hin und wieder eine Schneeflocke ins Gesicht und erinnerte ihn, wie kalt es in Spidlar schon zu Anfang des Winters werden konnte. Sein Blick wanderte zum Hafen, wo eines von Layels Schiffen festgemacht war. Das zweite war nach Sarronnyn unterwegs, wo es Dörrobst und Getreide aufnehmen würde, um rasch zurückzukehren, bevor die Winterstürme das Nordmeer aufwühlten und das Wasser zu überfrieren begann. Dann würden die Frachter eine lange Reise unternehmen, die den ganzen Winter dauern sollte, denn Layel hatte natürlich Recht damit, dass es wenig Sinn hatte, ein Schiff zu unterhalten, das untätig im Hafen lag.
    Wie lange … wie lange wird es dauern, bis Spidlaria wieder eine halbwegs gut funktionierende, normale Stadt ist?
    Er lachte leise. Das war nicht das Problem. Sein Problem war die Tatsache, dass er Spidlaria zu einem Abbild dessen machen wollte, was Fairhaven sein konnte und sein sollte. Das wird schwierig, weil der Rat ja unbedingt die Goldstücke zurückbekommen will, die zur Eroberung der Stadt aufgewendet worden sind.
    Als er sicher war, dass Kalesin sich ein gutes Stück entfernt hatte, verließ Cerryl sein Arbeitszimmer und ging zur Treppe, die zu seinem Schlafzimmer führte. Dort oben im zweiten Stock waren auch Kalesins und Lyasas Zimmer.
    Bevor er den Türgriff berührte, untersuchte Cerryl die Tür mit Sinnen und Augen, aber es gab keine Fallen oder Konzentrationen von Chaos im Schloss. Schließlich zog er die neuen Lederhandschuhe aus dem Gürtel und streifte sie über die Hände. Sie würden verhindern, dass Reste von Ordnung oder Chaos von ihm ausstrahlten und irgendwo haften blieben. Nach all dem Chaos zu urteilen, das Kalesin beim Abfangen und heimlichen Lesen der Schriftrollen hinterlassen hatte, war dies ein Trick, den der blonde Magier nicht beherrschte.
    Cerryl drückte die Türklinke herunter und betrat das Eckzimmer. Ohne etwas zu berühren, betrachtete er den kleinen Schreibtisch und die drei Papierstapel, die jeweils von einem Stück gebranntem Ton in der Form eines Schildes festgehalten wurden. Das Tintenfass musste nachgefüllt werden, was Cerryl nicht im Mindesten wunderte, und der Federkiel hätte schärfer sein können. Der Glaszylinder der Lampe war mit Ruß überzogen.
    Endlich hob Cerryl einen Briefbeschwerer. Die ersten beiden Stapel Papier enthielten eilig geschriebene Kopien der Listen und Berichte, die er bei Kalesin angefordert hatte. Der dritte Stapel war kleiner und enthielt Dokumente aus der Zeit vor Cerryls Ankunft in Spidlaria. Auf einigen Blättern waren in Spalten notierte Zahlen zu sehen. Cerryl überflog die Zahlen und die Namen, die rechts daneben standen. Soweit er es sagen konnte, handelte es sich um eine Liste der Kaufleute und der Gebühren, die jeder bezahlt hatte. Die meisten Namen waren ihm fremd, nur einige wie Tyldar erkannte er als weniger bedeutende Händler.
    Er blätterte den Rest des Stapels durch, aber kein einziges Blatt verriet ihm die Namen der wichtigeren – und überwiegend toten – Kaufleute. Cerryl schürzte die Lippen. »Das ist interessant.«
    Er sah sich im Zimmer um und fand schließlich in einer Kiste, die unten im Wandschrank stand, einen weiteren Stapel Papiere, anscheinend persönliche Briefe an Kalesin, die überwiegend von einer Frau geschrieben worden waren. Cerryl betrachtete sie und schnüffelte daran, aber weder die Handschrift noch der Geruch passten zu Anya. Du bist zu misstrauisch. Unterschrieben waren die Briefe mit ›Zylariae‹.
    Er runzelte die Stirn. Doch, da war etwas. Aus dem Wandschrank drang tatsächlich ein leichter Geruch von Trilia und Sandelholz. Er versuchte, die Quelle zu entdecken, konnte aber nur herausfinden, dass der Geruch in der Nähe eines leichten Wollmantels, der an der Seite auf einem Haken hing, besonders stark war. Aber nirgends war eine Schriftrolle zu sehen und die Dokumente im Kasten waren vom verräterischen Duft frei.
    Cerryl schüttelte den Kopf und sah noch einmal so schnell wie möglich die Briefe durch. Vielleicht konnte er doch noch irgendeinen Hinweis finden. Einige Sätze stachen ihm ins Auge:
     
    … musst dich in Geduld üben, Liebster

Weitere Kostenlose Bücher