Der Magier von Fairhaven
sein letzter Ritt werden.« Nach dieser trockenen Bemerkung kehrte Cerryl zu seinem Pferd zurück.
»Ah, ja, Ser.«
Cerryl stieg auf den Wallach, die Gedanken noch bei dem Geflecht von Ordnung und Chaos, das er tief unter der Wiese gespürt hatte. Wie weit reicht das in die Tiefe? Er schüttelte den Kopf. Spekulationen dieser Art mussten warten. Außerdem schrie sein ganzer Körper, dass er genug getan hatte, mehr als genug. Wieder wandte er sich an Hiser. »Wir reiten jetzt nach Westen bis zwischen die Bäume, damit sie uns nicht in der Nähe der Felder sehen, falls sie Späher ausschicken.«
»Dann steht aber nichts mehr zwischen ihnen und den Vorratswagen und Rekruten«, wandte der blonde Unteroffizier ein, während er sich am Bart kratzte.
»Wir können uns schneller bewegen als sie. Wenn sie nach Osten abbiegen, können wir sie abfangen, falls sie nicht ihre Pferde völlig verausgaben, und dann …« Cerryl zuckte betont geringschätzig mit den Achseln.
Und in der Zwischenzeit müssen wir warten …
XX
A m grauen Morgen kurz nach der Dämmerung richtete Cerryl sich wieder auf, packte das Spähglas in die Hülle und erklärte den beiden Unteroffizieren, was er gesehen hatte. »Sie sind immer noch auf der Straße. Die beiden Gruppen haben sich vereinigt. Es sind jetzt schätzungsweise zehn oder sogar zwölf Züge.«
»Dazu noch ein Zug Späher und ein weiterer Zug als Vorhut«, meinte Ferek.
Cerryl zuckte wieder einmal betont lässig mit den Achseln, obwohl die Geste ganz und gar nicht dem entsprach, was er fühlte. »Es spielt keine Rolle, solange sie nur die Wiese heraufkommen.« Und wenn nicht? Wie kannst du dafür sorgen, dass sie auf die Wiese reiten? Er holte tief Luft. Die Luft selbst schien stickig und schimmelig zu riechen.
Ferek und Hiser wechselten einen besorgten Blick.
»Fällt Euch etwas ein, wie man sie veranlassen könnte, sich für die Wiese zu entscheiden?« Cerryl blickte zu den Bäumen im Süden des Lagers, dann zu den dünnen Wolken am Osthimmel und dem Licht, das hinter ihnen heller wurde. Warm und still war die Luft, als hätte sie sich über Nacht kaum abgekühlt. Der Geruch von verbranntem Brot stieg ihm in die Nase.
»Wenn ihr Hauptmann glaubt, dass wir ihn dort erwarten …«, überlegte Ferek. »Am Ende der schmalen Straße, meine ich.«
Cerryl massierte sich die Stirn. Der Umgang mit Ordnung und Chaos und das Spähen forderten ihren Preis. Sein Oberhemd und die Hose saß lockerer als noch vor einer Weile, die Augen brannten jetzt fast ständig. Ganz zu schweigen von den Kopfschmerzen und den Lichtblitzen, die vor seinen Augen tanzten. Und dadurch, dass du das Glas schon vor dem Frühstück benutzt hast, ist es sicher nicht besser geworden … »Ich muss etwas essen.«
»Wir haben nicht viel außer getrocknetem Lammfleisch, hartem Käse und noch härteren Brötchen«, meinte Hiser. »Sie haben zu lange gebacken, fürchte ich.«
»Schon gut, es reicht mir.« Cerryl legte das Spähglas neben seine Bettrolle, streckte sich, drehte sich um und ging ein Dutzend Schritte zu dem Brett, das als Essensausgabe diente. Er nahm sich zwei Brötchen. Das erste war dunkelbraun gebacken und so hart, dass er beim Hineinbeißen mit den Zähnen abrutschte und sich beinahe in die Lippe gebissen hätte.
»Ich sagte ja, dass sie hart sind, Ser«, meinte Hiser, der ihm gefolgt war.
Cerryl zog das Messer aus der Scheide und hackte ein braunes Stück vom Brötchen ab, das eher an Holz als an Nahrung erinnerte. Er schob es sich in den Mund und trank einen Schluck Wasser, um das steinharte Brötchen. zu befeuchten. Ein kleiner Bissen vom getrockneten Lamm überzeugte ihn, dass das Brötchen zusammen mit dem harten, trockenen Käse tatsächlich die bessere Wahl war.
Nach dem zweiten Brötchen wurden die Lichtblitze vor den Augen weniger, verschwanden aber nicht ganz. Sein Magen hörte allerdings zu knurren auf. Nachdem er ein drittes hartes Brötchen runtergewürgt hatte, wandte Cerryl sich an Ferek, der geduldig gewartet hatte. »Wie wäre es, wenn Ihr zwei Züge Lanzenreiter nehmt und auf der schmalen Straße hin und her reitet … und wenn Ihr ein paar Späher mit schnellen Pferden im Westen postiert, wo die Straße eine Kurve beschreibt?«
Hiser grinste. »Ihr meint, damit die Blauen sie sehen können?«
Cerryl nickte. »Vielleicht kommen sie dadurch auf die Idee, auf die Wiese auszuweichen. Vor allem, wenn wir uns auf der Straße oberhalb der Wiese nicht blicken lassen.«
»Dann
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