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Der Magier von Fairhaven

Titel: Der Magier von Fairhaven Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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sein.
    Durch eine kleine Lücke in den Wolken fiel ein Balken Sonnenlicht und beleuchtete kurz die Hartholzgewächse am östlichen Rand der Wiese. Das offene Stück war fast eine Meile breit. Die Sonne verschwand so schnell, wie sie gekommen war, und die Pflanzen, die eben noch sattgrün geleuchtet hatten, verblassten zu einem stumpfen Graugrün.
    Die beiden Straßen waren hier kaum zwei Meilen voneinander entfernt, die Hauptstraße lag schätzungsweise zweihundert Ellen höher als der kleine Weg, der sich nach Norden und Westen durchs Waldland schlängelte. Der Weg folgte etwa vier Meilen weit dem Lauf des Baches, bis er im Westen auf die Hauptstraße traf, und Bach wie Weg verliefen durch einen dichten Wald.
    »Ungefähr zweihundert Ellen höher«, murmelte Cerryl bei sich. Der Hang zwischen den Straßen war größer, als Ferek angegeben hatte, und steiler, als Cerryl ihn in Erinnerung gehabt hatte.
    »Etwas steil, um ein Pferd heraufzubringen«, meinte Hiser.
    »Vielleicht, aber es sind nicht mehr als zwei Meilen und sie können ausfächern. Wenn sie auf der Straße bleiben, müssen sie dicht gedrängt reiten.« Cerryl zuckte mit den Achseln. »Falls sie sich für die Straße entscheiden, ziehen wir uns bis zum Lager zurück. Zwischen den Hügeln und im Wald müssen sie dicht beisammen bleiben.«
    »Das wird ihnen nicht gefallen.«
    Jedenfalls weniger, als es über die Wiese zu versuchen. Cerryl lenkte den Wallach langsam die Wiese hinunter. Stellenweise war der Boden uneben, aber er war solide und der Hang erwies sich letztlich als doch nicht ganz so steil, wie es ihm von der Straße aus vorgekommen war.
    Das saftige grüne Gras stand hier beinahe kniehoch. Im Herbst würde es gut brennen, aber das schied jetzt aus. Und wenn er die Fäden der Ordnung direkt unter der Oberfläche löste? Was würde dabei herauskommen? Cerryl runzelte die Stirn. Er konnte nicht einfach die Ordnung freisetzen. Aber konnte er sie in andere Bereiche des Erdbodens umleiten?
    Er schluckte und versuchte, das Geflecht von Ordnung und Chaos zu verlagern, den Boden stellenweise mit Hilfe dünner Fäden zu verstärken und an anderen Stellen die Fäden der Ordnung völlig zu zerstören.
    Es dröhnte und der Boden bebte leicht. Cerryl schluckte erschrocken.
    »Was war das?«, fragte Hiser.
    Cerryl antwortete nicht, sondern bemühte sich weiter, das Gleichgewicht zwischen Ordnung und Chaos, das Felsen und Erde an Ort und Stelle hielt, zu verändern und die Kräfte zu verlagern, die dem Boden die Festigkeit gaben. Schweiß lief ihm über die Stirn, er tupfte ihn abwesend ab.
    Ein Schwarm von Vögeln mit blauen Schwingen flatterte kreischend aus den Hartlaubgewächsen auf. Ein lautes Summen erfüllte die Luft, als Dutzende flugfähiger Grashüpfer aufstiegen und nach Osten und Norden davon stoben, nur fort von dem Erdreich, das Cerryl zu verändern versuchte. Ein Hirsch floh mit großen Sprüngen bergab, machte kehrt, als er die Weißen Reiter sah, und verschwand im Wald.
    »… etwas näher, und wir hätten eine Mahlzeit gehabt …«
    »… ja, eine gute Mahlzeit …«
    »… lieber ruhig … hat wieder diesen Gesichtsausdruck.«
    »Genau wie Hiser.«
    Cerryl blinzelte und blendete die leisen Bemerkungen der Lanzenreiter aus. Schließlich spürte er eine Art Brodeln oder Beben, ein Anbranden und Einschlafen von Ordnung und Chaos, das viel tiefer als die Erdschicht lag, mit der er gearbeitet hatte.
    Ballungen und Fäden der Schwarzen Ordnung flochten sich um unsichtbare, aber klar zu spürende Quellen des Chaos, die tief unter der Wiese rhythmisch hervorsprudelten und wieder zusammenfielen. Sollte er die Sinne noch tiefer eindringen lassen? Würde es helfen?
    Nein … nicht jetzt. Hier ist zu viel zu tun. Er konzentrierte sich wieder auf das, was unmittelbar vor ihm lag.
    Schließlich verbarg das Gras unter einer dünnen Erdschicht eine aufgewühlte Masse von Lehm, der, wie Cerryl hoffte, eher Treibsand als festem Boden glich. Cerryl hatte noch genügend Stabilität in den dünnen Stützen und Schichten der Ordnung belassen, damit der Boden ein paar Berittene trug, falls die Spidlarer die Wiese vorher erkunden wollten. Diese restliche Ordnung musste er später noch herausdrängen.
    Nach einer Weile holte der gründlich durchgeschwitzte Magier in der Wärme des Spätnachmittags tief Luft und schloss kurz die Augen, um die Lichtblitze zu vertreiben. Dann wandte er sich an Hiser. »Sorgt dafür, dass kein Reiter die Wiese dort betritt. Es könnte

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