Der Magier von Fairhaven
über die Hügel bringen. Besonders nachdem ich erfahren habe, was Ihr an einem Engpass mit Euren Gegnern anstellen könnt.«
Hiser, der sich an Cerryls linker Seite hielt, nickte.
Ferek hatte Recht, aber würden die Spidlarer es ebenso sehen? Und wenn sie es so sahen, was konnte Cerryl auf einem freien Feld ausrichten? Vom schmaleren Weg aus würde es für die Gegner jenseits des Hügels natürlich zunächst bergauf gehen. Würden die Gegner im Notfall trotzdem zum Angriff übergehen?
Cerryl stieg ab und gab einem der Lanzenreiter, die hinter Hiser warteten, die Zügel. Er holte das Spähglas aus der Satteltasche und legte es auf einem ebenen Stück Boden auf die Lederhülle. Dank der dichten Wolkendecke würde ihn wenigstens das Sonnenlicht nicht stören.
Cerryl konzentrierte sich auf das Glas und versuchte, das Bild der Spidlarer heraufzubeschwören. Wie immer, wenn er Ordnungs- oder Chaos-Kräfte einsetzte, begann er sofort zu schwitzen. Langsam klärten sich die silbrigen Schleier und das Bild der Lanzenreiter erschien. Soweit er es erkennen konnte, waren sie nach wie vor auf der Straße unterwegs und zogen mehr oder weniger in südliche Richtung. Sie waren noch mindestens einen Tagesmarsch von seinem jetzigen Standort entfernt.
Eine schwache Hoffnung. Die letzten paar Achttage waren ein ständiger Wechsel zwischen Spähen und Hoffen gewesen. Schließlich packte er das Glas wieder ein und hielt einen Augenblick inne, um sich die Stirn zu massieren.
»Ser?«, fragte Hiser.
»Sie reiten immer noch in unsere Richtung.« Cerryl stieg wieder auf und sah nach Osten. »Wir sollten bis zu den Feldern dort zurückreiten«, beschloss er. »Aber nicht alle, höchstens ein halber Zug. Die anderen können hier unten bleiben.«
»Jetzt gleich?«, fragte Hiser.
»Die Blauen werden erst in einem Tag eintreffen, wenn sie so langsam wie jetzt weiterreiten.«
»Und wenn sie querfeldein reiten, um den Weg abzuschneiden? Das könnten sie ohne weiteres tun«, wandte Hiser ein.
»Ich glaube nicht«, widersprach Ferek. »Nach allem, was der Magier im Glas gesehen hat, ist der Weg frei und offen. Bis auf die letzten paar Meilen jedenfalls.
Aber wenn sie querfeldein reiten, gibt es zu viele Stellen, an denen sich ein Magier verstecken und Feuerkugeln schleudern könnte.«
»Wir sollten jetzt wohl das Lager aufschlagen«, schlug Ferek vor.
»Und wir müssen Späher ausschicken und Wachtposten aufstellen«, fügte Hiser hinzu.
»Ferek«, sagte Cerryl, »Ihr übernehmt das Einrichten des Lagers. Hiser wird den halben Zug Lanzenreiter anführen und mit mir zu den Feldern zurückreiten.«
»Ja, Ser.« Ferek nickte. »Die Männer können eine Rast gebrauchen. Wir haben alles vorbereitet, bis Ihr zurückkehrt.«
Cerryl zog sein Pferd nach Osten herum. Hiser ritt ein Stück voraus und gab einige Befehle, um einen halben Zug Lanzenreiter auszuwählen, die sie begleiten sollten. Am liebsten wäre Cerryl selbst einfach geblieben, wo er war, und hätte sich ausgeruht.
Wie willst du eine Streitmacht bekämpfen, die fünf- oder sechsmal so stark ist wie deine? Besonders da sie genau wissen, wie man einen Weißen Magier angreifen muss? Cerryl rutschte unbehaglich im Sattel hin und her. Er hatte keine Antwort darauf und konnte nur hoffen, dass ihm auf den Feldern etwas Brauchbares einfiel.
Hiser kehrte zu Cerryl zurück, als sich die kleine Unterabteilung aus der Truppe der Weißen Lanzenreiter gelöst hatte. Eine Weile waren nur die Hufschläge, das Schnauben der Pferde und hin und wieder das Gemurmel der Lanzenreiter zu hören.
»Wie sollen wir mit zehn Zügen Lanzenreitern fertig werden? Könnt Ihr sie alle mit Eurem Magier-Feuer vernichten, Ser?«, fragte Hiser schließlich.
»Nicht wenn sie sich verteilen, wie sie es gewöhnlich tun. Deshalb reiten wir auch hierher. Ich muss herausfinden, ob ich etwas anderes aufbieten kann.«
Als sie ihr Ziel erreichten, war der Nachmittag schon zur Hälfte verstrichen.
Cerryl zügelte sein Pferd und sah sich um. Eine große Aaskrähe krächzte und flog flatternd aus dem hohen Gras auf, das unterhalb der Hauptstraße wuchs. Cerryl betrachtete die abschüssigen Wiesen. Er tastete mit den Sinnen den Hang ab und suchte nach Ballungen von Ordnung und Chaos, aber der Boden fühlte sich an wie jeder andere Boden auch. Allerdings schien dicht am kleinen Bach, der im Westen und unterhalb der abschüssigen Wiesen neben dem unteren Weg verlief, die Konzentration der Ordnung etwas stärker zu
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