Der Magier von Fairhaven
Weizenmehl, das er schon zweimal mit Chaos-Energie behandelt hatte, um die Schädlinge zu töten, und weniger als ein viertel Fass Maismehl. Die letzten Dörrfrüchte und Nüsse waren schon vor zwei Achttagen verzehrt worden.
Die Lücken zwischen den Brettern des Schuppens waren notdürftig versiegelt; drinnen roch es jetzt nach Moos, Schlamm und Schimmel, obwohl die Lanzenreiter sich bemühten, den Innenraum trocken und sauber zu halten. In der Ecke über einem der Fässer glitzerte ein Spinnennetz, das im leichten Wind, der bis in den Schuppen fuhr, leise zitterte.
Fernes Donnergrollen hallte über das Tal, und aus irgendeinem Grund dachte Cerryl wieder an das Chaos und die Menschen, die Jeslek über die Straße hetzte. Drei Tage waren vergangen, aber im Glas war nichts zu sehen. Keine Schriftrollen und keine Befehle vom Erzmagier waren gekommen, keine neuen Entwicklungen im Spähglas auszumachen – abgesehen davon, dass die Weißen Streitkräfte um die Mauern und die geschlossenen Tore Elpartas kreisten.
Cerryl blinzelte und versuchte zu verfolgen, was die Unteroffiziere besprachen.
»… reicht nicht einmal für einen halben Achttag bei normalen Rationen«, sagte Ferek gerade.
»Wir brauchen mehr Geld, Ser Cerryl«, meinte Hiser, »sonst müssen wir wieder bei den Einheimischen plündern. Hätten uns Eure Freunde nicht die Vorräte geschickt, dann hätten wir das schon längst tun müssen.«
Cerryl hätte sich mehr um den Proviant kümmern müssen, aber all das Spähen und Warten und die Sorgen hatten ihn abgelenkt. Von der anstrengenden Benutzung des Glases war er jetzt fast ständig müde.
Eine unsichtbare weiße Woge, eine Art Echo eines fernen, gewaltigen Einsatzes von Chaos, erfasste Cerryl, wie er da im Vorratsschuppen stand. Er wehrte den Schauder innerlich ab. Was hat Jeslek getan? Hat er neue Berge wachsen lassen?
Hiser wandte sich an Cerryl. »Alles in Ordnung, Ser? Es sieht nicht gut aus, aber ganz so schlimm ist es noch nicht.«
Der Magier schüttelte den Kopf. »Nein, das … das war es nicht. Irgendjemand setzt Chaos-Energie ein … viel zu viel.«
Ferek hätte beinahe die Augen verdreht. Er sah den jungen Unteroffizier an.
»Meine Fähigkeit, solche Dinge zu spüren, hat dafür gesorgt, dass die meisten in Eurer Truppe noch am Leben sind, Ferek.« Cerryls Stimme klang freundlich, obwohl er den Mann am liebsten angebrüllt hätte. Aber seine Gereiztheit lag ihrerseits wiederum an seinen Befürchtungen, was Jeslek oder sonst jemand getan haben mochte.
Hiser starrte Ferek böse an.
»Äh … ich bitte um Verzeihung, Ser … ich wollte doch nicht …« Ferek stammelte und ließ den Satz unvollendet.
»Schon gut, Ferek«, sagte Cerryl nachsichtig. »Die meisten Offiziere der Lanzenreiter können es nicht verstehen.« Er überlegte. »Ich schicke dem Erzmagier eine Schriftrolle und schildere unsere Lage. Ich werde um Geld bitten, damit wir den Einheimischen nichts wegnehmen müssen. Wenn er nicht reagiert, werden wir tun, was wir tun müssen.« Hoffentlich kommt es nicht so weit.
»Die Männer sagen, da drüben in den Wäldern und unten am Bach treibt sich ein Schwein herum«, meinte Ferek. »Ein richtiges Wildschwein, sagen sie.«
»Nun … wenn sie es fangen können … das ist sicher besser, als die Dörfer in der Nähe zu plündern.«
»Das können sie und es dürfte reichen, um die Vorräte etwas zu strecken, sagen die Köche.«
»Gut. Ich schicke trotzdem eine Nachricht an den Erzmagier.« Cerryl wandte sich zum Gehen. »Ich bin dann in meiner Hütte. Ich muss sehen, was dieser Ausbruch von Chaos-Energie …«
»Ja, Ser.«
Der Weiße Magier, der nie ein Waffen-Magier hatte werden wollen, wanderte durch den feinen, kühlen Nebel zu seiner Hütte, die ihm nun schon seit zwei Jahreszeiten als Quartier diente. Wahrscheinlich würde noch vor der Abenddämmerung ein eiskalter Regen fallen.
Er schloss die Tür, legte ein paar Stöcke und einen dicken Klotz in den Kamin und zündete das Holz mit einem kleinen Chaos-Funken an. Dann zog er das Spähglas aus der Hülle und legte es auf den Tisch.
Als die Wärme vom Kamin die schlimmste Kälte aus dem Zimmer vertrieben hatte, konzentrierte Cerryl sich auf das Spähglas und das Chaos, das er vorher so deutlich gespürt hatte.
Die silbernen Schleier wirbelten und entblößten eine ganz andere Art von Chaos – eine Stadt am Fluss, die grauen Steinmauern umgestürzt wie von der Hand eines Riesen, Wasser stand in Tümpeln in den Straßen,
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