Der Magier von Fairhaven
Straße wogte und die Luft war erfüllt von jenem undefinierbaren Geruch, der den Herbst ankündigte, noch bevor der Sommer richtig vorbei war – eine Mischung aus saftigem Gras, aus Blättern, die bereit waren, sich für den Winter grau zu färben, aus spät blühenden Blumen und dem Moder von Gräsern und Blättern, die abgeknickt waren und verfaulten.
Fünf Weiße Lanzenreiter und fünf grün uniformierte Wächter begleiteten den Wagen. Der Geleitzug wurde sofort langsamer, als Cerryl – in Begleitung des rothaarigen Spähers und gefolgt von Ferek und einem halben Zug Lanzenreiter – sich näherte und das Pferd zügelte.
»Ser Magier? Ich bin Ersad, als Wächter bei Ser Layel angestellt«, erklärte der grün gekleidete, bärtige Wächter, der neben einem Unteroffizier der Lanzenreiter an der Spitze ritt. »Und Ihr seid Cerryl?«
»Der bin ich.«
»Er ist Cerryl«, platzte der Späher heraus.
Ferek, der hinter dem Späher wartete, lachte leise. »Ja, er ist Cerryl, Weißer Magier und Kommandant der beiden Abteilungen, die für Fairhaven und seine Verbündeten die Straße sauber halten.«
Der Unteroffizier und der ältere Wächter starrten den vorlauten Ferek böse an, worauf dieser errötete und die Lippen zusammenbiss.
Der Anführer mit der grünen Uniform nickte, betrachtete Cerryl kurz und reichte ihm eine Schriftrolle. »Wir haben Vorräte für Euch und Eure Lanzenreiter von Ser Layel und Herrin Leyladin.«
»Wir sind äußerst dankbar dafür.« Cerryl nickte, nahm die Schriftrolle entgegen und steckte sie in seine Jacke, ohne das grüne Wachssiegel zu brechen. »Und wir sind Euch dankbar, dass Ihr Euch die Mühe gemacht habt, uns die Sachen über einen so langen Weg zu überbringen.«
»Wir tun nur unsere Pflicht, Ser Magier.«
Cerryl zog sein Pferd herum und ritt neben dem älteren Wächter. Ferek setzte sich mit seinen Leuten hinter den Wagen, der mit hohen Seitenwänden versehen und mit Segeltuch abgedeckt war. Golden auf grünem Untergrund prangte das runde Wappen Layels auf dem Wagen.
»Wie war die Reise?«, erkundigte Cerryl sich beim Anführer der Begleitmannschaft und schloss mit einem Nicken auch den Unteroffizier der Lanzenreiter ein.
»Besser, als sie nach dem Ende der Jahreszeit sein wird«, erwiderte der grün gekleidete Wächter. Das Grün seiner Uniform war viel dunkler als der Farbton, den Leyladin bevorzugte. »Wir hoffen aber, bis dahin die anderen Waren beim Erzmagier abgeliefert zu haben und uns schon wieder auf dem Rückweg durch die Osthörner zu befinden.«
»Der Erzmagier lagert nur drei oder höchstens vier Tagesreisen weiter im Westen, immer auf dieser Straße entlang.«
»Hmm … das könnte für den Weg durch die Osthörner knapp werden, aber vielleicht ist uns das Chaos ja gnädig gesonnen.«
»Mögen Chaos und Wohlstand Euch nie verlassen«, antwortete Cerryl. »Ihr dürft natürlich gern bei uns übernachten. Luxus haben wir nicht zu bieten, aber die Lanzenreiter würden sicherlich gern erfahren, was sich inzwischen in Fairhaven getan hat.«
»Wir nehmen das Angebot dankbar an.« Der Anführer der Wächter und der Unteroffizier der Lanzenreiter nickten gleichzeitig.
Als sie das Lager erreichten, blieb Cerryl im Sattel sitzen und sah zu, wie die Fässer in das kleine Gebäude gerollt wurden, das früher eine Scheune gewesen war und jetzt als Lager diente – Fässer mit Mehl, gepökeltem Schweinefleisch, Mais und sogar ein Fässchen mit Trockenfrüchten und ein weiteres mit gerösteten, gesalzenen Nüssen war dabei.
»Außerdem haben wir noch zwei Körbe für Euch, Ser«, sagte der grün uniformierte Wächter. Ein zweiter Bewaffneter folgte ihm mit zwei runden Weidenkörben, die mit einem Seil zusammengebunden waren. Die Körbe waren jeweils zwei Ellen hoch und eine Elle breit.
»Äh … könntet Ihr sie dort drüben an der Tür der Hütte abstellen?«, sagte Cerryl. Er deutete zum Gebäude, das als Beratungszimmer, Schlafgemach und Standort des Spähglases diente.
»Ja, Ser.«
Erst als der Wagen abgeladen war und die Wächter und Lanzenreiter sich im Lager einrichteten, ritt Cerryl zur Pferdekoppel und stieg ab.
»Die Männer freuen sich.« Ferek war kurz vorher abgestiegen und wandte sich an den Magier. »Wie … äh … gewöhnlich sind Händler dem Weißen Turm nicht sehr gewogen.«
»Ser Layel sieht das offensichtlich anders«, erwiderte Cerryl lächelnd.
»Wir müssen die Trockenfrüchte im Auge behalten. Wenn die Männer zu viel davon essen,
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