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Der magische Pflug

Der magische Pflug

Titel: Der magische Pflug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orson Scott Card
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daß Leute, die nicht perfekt sprechen konnten, viel zu minderwertig seien, um sonderlich viel Beachtung zu verdienen.
    Wo war denn Horace, um diese Lehrerin mal zurechtzustutzen? Am Feuer saß er. Schmollend. Genau wie ein Vierjähriger. Nicht einmal Arthur Stuart konnte so schmollen.
    »Ich mag sie nicht«, sagte Horace.
    »Mögen oder nicht, wenn Arthur eine Schulbildung haben soll, dann bekommt er die nur von ihr oder von niemandem«, sagt Old Peg und redet dabei, wie immer, völlig vernünftig. Aber hört Horace vielleicht zu? Das ist ja zum Lachen.
    »Sie kann von mir aus dort wohnen, und sie kann auch Arthur unterrichten, wenn es ihr gefällt, oder auch nicht, wenn es ihr nicht gefällt, aber ich mag sie nicht, und ich finde nicht, daß sie in dieses Bachhaus gehört.«
    »Warum? Ist das etwa heiliger Boden?« fragte Old Peg. »Liegt da ein Fluch drauf? Hätten wir für Ihre Königliche Hoheit vielleicht einen Palast bauen sollen?« Oh, wenn Horace sich etwas in den Kopf setzt, dann hat es überhaupt keinen Zweck, mit ihm zu reden. Warum versucht sie es dann noch?
    »Nichts von alledem, Peg«, erwiderte Horace.
    »Was dann? Oder brauchst du überhaupt keine Begründungen mehr? Entscheidest du einfach nur noch, und alle anderen haben sich gefälligst daran zu halten?«
    »Weil das Kleinpeggys Bachhaus ist, deshalb, und ich kann es nicht haben, daß diese zickige Frau dort wohnt!«
    Das war wirklich die Höhe! Typisch Horace, ihre weggelaufene Tochter ins Spiel zu bringen, die ihnen nicht einen einzigen Brief geschrieben hatte, nachdem sie erst weggelaufen war, nachdem sie Hatrack River ohne Fackel und Horace ohne Lebensinhalt zurückgelassen hatte. Ja, Ma'am, das war Kleinpeggy nämlich für ihn: sein Lebensinhalt. Wenn ich weglaufen würde, Horace, oder wenn ich – was Gott verhindern möge – sterben sollte, würdest du dann mein Gedächtnis ehren und keine andere Frau meinen Platz einnehmen lassen? Ich glaube nicht. Ich schätze, da wird mein Bett noch nicht kalt geworden sein, bis schon die nächste drin liegt. Mich könntest du jederzeit ersetzen, aber Kleinpeggy, deren Bachhaus sollen wir behandeln wie einen Schrein! Und mich schickst du ganz allein hierhin, um mit dieser hochgestochenen alten Jungfer zu verhandeln und sie anzubetteln, sie soll doch bitte ein kleines schwarzes Kind unterrichten. Ich werde wahrscheinlich von Glück sagen können, wenn sie nicht versucht, es mir abzukaufen.
    Noch dazu nahm sich Miss Larner Zeit, bevor sie an die Tür kam, und als sie es tat, hielt sie sich ein Taschentuch vors Gesicht – wahrscheinlich ein parfümiertes, damit sie den Geruch ehrlicher Menschen nicht riechen mußte.
    »Wenn Ihr nichts dagegen habt, würde ich gern ein oder zwei Dinge mit Euch besprechen«, sagte Old Peg.
    Miss Larner wandte den Blick ab, sah über Old Pegs Kopf hinweg, als würde sie irgendwo in der Ferne einen Vogel in einem Baum studieren. »Wenn es um die Schule gehen sollte, so hat man mir mitgeteilt, daß ich eine Woche Vorbereitungszeit habe, bevor die Schüler eingeschult werden und der Herbstunterricht beginnt.«
    Von unten konnte Old Peg das king-king-king eines der Schmiede an seiner Esse hören. Gegen ihren Willen fiel ihr ein, daß Klein-Peggy dieses Geräusch immer gehaßt hatte. Vielleicht hatte Horace doch recht in seiner Torheit. Vielleicht spukte Klein-Peggy noch immer in diesem Bachhaus.
    Aber jetzt stand da Miss Larner in der Tür, und mit Miss Larner mußte Old Peg sich jetzt auch abgeben. »Ich bin Margaret Guester. Dieses Bachhaus gehört meinem Mann und mir.«
    »Oh. Ich bitte um Verzeihung. Ihr seid meine Vermieterin, und ich benehme mich unhöflich. Bitte, tretet doch ein.«
    Das kam der Sache schon näher. Old Peg trat ein und blieb einen Augenblick stehen, um den Raum zu begutachten. Noch gestern hatte er kahl, aber sauber ausgesehen, ein Ort voller Verheißung. Jetzt war er fast heimelig, mit dem Deckchen und dem Dutzend Bücher auf dem Schrank, einem kleinen Webteppich auf dem Boden und zwei Kleidern, die an den Wandhaken hingen. Eine Ecke wurde von Koffern und Taschen eingenommen. Es sah ein wenig so aus, als würde jemand hier leben. Old Peg wußte nicht genau, was sie erwartet hatte. Natürlich besaß Miss Larner noch mehr Kleider als nur dieses dunkle Reisekostüm. Old Peg hatte nicht daran gedacht, daß sie etwas so Ungewöhnliches tun könnte, wie ihre Kleider zu wechseln. Ja wenn sie ein Kleid ausgezogen hatte, stand sie vermutlich auch nur in ihrer

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