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Der magische Pflug

Der magische Pflug

Titel: Der magische Pflug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orson Scott Card
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Ihr auch kein Gehalt«, meinte der Sheriff.
    »Ihr seid etwas zu voreilig, Mr. Wiseman«, meinte Miss Larner. »Ich glaube, die anwesenden Rechtsanwälte werden Euch darüber aufklären können, daß die Briefe des Schuldirektoriums einen Vertrag darstellen, den zu brechen Ihr gerade im Begriff seid, und daß ich daher berechtigt wäre, nicht nur das Gehalt eines Monats, sondern sogar eines ganzen Jahres zu fordern.«
    »Na, ganz sicher ist das aber nicht, Miss Larner«, fing einer der Rechtsanwälte an.
    »Sir, Hio gehört jetzt zu den Vereinigten Staaten«, antwortete sie, »und es gibt hinreichende Präzedenzfälle, die von den Gerichten anderer Staaten entschieden wurden, Präzedenzfälle, die so lange bindend sind, bis die Regierung von Hio ausdrücklich anderslautende Gesetze beschließt.«
    »Ist das eine Lehrerin oder eine Rechtsanwältin?« fragte ein anderer Rechtsanwalt, und alle lachten.
    »Eure zweite Alternative besteht darin, mir zu gestatten, dieses … Bachhaus zu inspizieren und zu entscheiden, ob ich es annehmbar finde, und, wenn ich das tun sollte, mir zu erlauben, dort zu wohnen. Solltet Ihr mich jemals dabei beobachten, wie ich ein moralisch fragwürdiges Verhalten an den Tag lege, so erlaubt Euch der Vertrag, mich sofort zu entlassen.«
    »Wir können Euch ins Gefängnis werfen, das können wir«, sagte Wiseman.
    »Aber Mr. Wiseman, sind wir da jetzt nicht schon wieder ein wenig zu voreilig, schon vom Gefängnis zu reden, obwohl ich mir doch erst noch überlegen muß, welche moralisch verwerfliche Tat ich begehen will?«
    »Halt's Maul, Pauley«, sagte einer der Rechtsanwälte.
    »Für welche Alternative entscheidet Ihr Euch, Gentlemen?« fragte sie.
    Dr. Physicker wollte es nicht zulassen, daß Pauley Wiseman die schwächeren Direktoriumsmitglieder auf seine Seite zog. Er wollte schon dafür sorgen, daß die Debatte ein Ende fand. »Ich glaube nicht, Gentlemen, daß wir uns zu dieser Entscheidung erst zurückziehen müssen, oder? Wir sind hier in Hatrack River zwar keine Quäker, deshalb sind wir nicht an den Gedanken gewöhnt, daß Damen für sich alleine leben, Geschäfte tätigen, predigen und was sie sonst noch alles tun wollen, aber wir sind aufgeschlossen und bereit, dazuzulernen. Wir wünschen Eure Dienste, und wir werden uns an den Vertrag halten. Sind alle dafür?«
    »Ja.«
    »Gegenstimmen? Die Ja-Stimmen haben entschieden.«
    »Nein«, sagte Wiseman.
    »Die Abstimmung ist vorbei, Pauley.«
    »Ihr habt sie viel zu verdammt schnell durchgeführt!«
    »Eure Gegenstimme wird protokolliert, Pauley.«
    Miss Larner lächelte kalt. »Ihr könnt versichert sein, daß ich sie nicht vergessen werde, Sheriff Wiseman.«
    Dr. Physicker schlug mit seinem Hammer auf den Tisch. »Die Versammlung wird bis zum nächsten Dienstagnachmittag um drei vertagt. Und nun, Miss Larner, wäre es mir eine Freude, Euch zum Bachhaus der Guesters zu begleiten, sofern es Euch passen sollte. Da sie nicht wußten, wann Ihr eintreffen werdet, haben sie mir den Schlüssel gegeben und mich gebeten, das Haus für Euch aufzuschließen. Später werden sie Euch noch begrüßen.«
    Miss Larner wußte, wie alle anderen auch, daß es gelinde gesagt sehr seltsam war, daß ein Hausbesitzer seinen Gast nicht persönlich begrüßte.
    »Ihr müßt verstehen, Miss Larner, daß es ja nicht sicher war, daß Ihr das Haus nehmen würdet. Sie wollten Euch die Entscheidung fällen lassen, nachdem Ihr es besichtigt habt, und zwar nicht in ihrer Gegenwart, falls es Euch sonst peinlich gewesen sein könnte, das Angebot auszuschlagen.«
    »Dann haben sie sich sehr zuvorkommend verhalten«, meinte Miss Larner, »und ich werde ihnen dafür danken, sobald ich ihnen vorgestellt werde.«
    Es war demütigend für Old Peg, daß sie ganz allein zum Bachhaus hinausgehen mußte, um diese verbohrte, hochnäsige alte Jungfer aus Philadelphia um etwas zu bitten. Eigentlich hätte Horace zu ihr gehen sollen. Hätte von Mann zu Mann mit ihr reden sollen – denn dafür schien sich diese Frau ja zu halten, nicht für eine Lady, sondern für einen Lord. Genausogut hätte sie aus Camelot kommen können. Hält sich wohl für eine Prinzessin, die dem gemeinen Volk Befehle erteilt. Na, in Frankreich haben sie mit denen gründlich aufgeräumt. Das hat der olle Napoleon getan, hat den ollen Ludwig XVI. ordentlich zurechtgestutzt. Aber herrische Frauen wie diese Lehrerin Miss Larner bekamen nie einen Nasenstüber, die gingen immer weiter durchs Leben und dachten,

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