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Der magische Pflug

Der magische Pflug

Titel: Der magische Pflug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orson Scott Card
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Unterwäsche da, genau wie jeder andere, bevor sie das nächste anzog.
    »Nehmt doch bitte Platz, Mrs. Guester.«
    »Hier in der Gegend halten wir nicht allzuviel von ›Mr.‹ und ›Mrs.‹, bis auf diese Rechtsanwälte, Miss Larner. Für die meisten bin ich Goody Guester, es sei denn, die Leute nennen mich Old Peg.«
    »Old Peg. Welch ein … welch ein interessanter Name.«
    Sie dachte daran, ihr zu erklären, warum man sie Old Peg nannte – daß sie eine Tochter gehabt hatte, die davongelaufen war, so etwas eben. Aber es würde schon schwierig genug sein, dieser Lehrerin zu erklären, wie sie zu einem schwarzen Sohn gekommen war. Warum sollte sie ihr Familienleben dann in einem noch merkwürdigeren Licht erscheinen lassen?
    »Miss Larner, ich will nicht um den heißen Brei herumreden. Ihr habt etwas, das ich brauche.«
    »Ja?«
    »Das heißt, nicht ich brauche es, sondern mein Sohn, Arthur Stuart.«
    Wenn die Lehrerin wußte, daß das auch der Name des Königs war, ließ sie es sich jedenfalls nicht anmerken. »Und was kann er von mir brauchen, Goody Guester?«
    »Bücherwissen.«
    »Ich bin gekommen, um das allen Kindern in Hatrack River zu bieten, Goody Guester.«
    »Nicht Arthur Stuart. Nicht, wenn diese stumpfsinnigen Feiglinge im Schuldirektorium ihren Willen durchsetzen.«
    »Warum sollten die Euren Sohn ausschließen? Ist er vielleicht schon zu alt?«
    »Er hat genau das richtige Alter, Miss Larner. Was er aber nicht hat, das ist die richtige Hautfarbe.«
    Miss Larner wartete mit ausdrucklosem Gesicht ab.
    »Er ist schwarz, Miss Larner.«
    »Bestimmt doch nur halb-schwarz«, meinte die Lehrerin.
    Natürlich überlegte die Lehrerin sich gerade, wie die Frau des Gasthofbesitzers zu einem halb-schwarzen Babyjungen gekommen war. Old Peg zog einige Freude daraus, mitanzusehen, wie die Lehrerin höflich tat, während sie sich im Innern wahrscheinlich vor Entsetzen wand. Aber es war wohl nicht sinnvoll, einen solchen Gedanken lange im Raum stehen zu lassen. »Er ist adoptiert, Miss Larner«, erklärte Old Peg darum rasch. »Wißt Ihr, nun ja, seine schwarze Mama geriet mit einem halb-weißen Baby in Verlegenheit.«
    »Und ihr habt aus der Güte Eures Herzens …«
    Hatte Miss Larners Stimme tatsächlich einen bösartigen Unterton? »Ich wollte ein Kind haben. Ich sorge nicht aus Mitleid für Arthur Stuart. Er ist jetzt mein Junge.«
    »Ich verstehe«, sagte Miss Larner. »Und die guten Leute von Hatrack River haben entschieden, daß die Erziehung ihrer Kinder darunter leiden würde, wenn halb-schwarze Ohren meine Worte zur gleichen Zeit zu hören bekämen wie reine weiße Ohren.«
    Miss Larner klang schon wieder bösartig, aber jetzt wagte Old Peg es, innerlich zu jubeln, als sie diese Worte hörte. »Werdet Ihr ihn unterrichten, Miss Larner?«
    »Ich muß gestehen, Goody Guester, daß ich schon zu lange in der Stadt der Quäker gelebt habe. Ich hatte bereits vergessen, daß es Orte auf dieser Welt gibt, wo kleingeistige Leute so schamlos sein können, ein armes Kind dafür zu bestrafen, daß es mit einer Haut von tropischer Färbung zur Welt gekommen ist. Ich versichere Euch, daß ich mich weigern werde, die Schule überhaupt zu öffnen, wenn Euer Adoptivsohn nicht zu meinen Schülern gehören darf.«
    »Nein!« rief Old Peg. »Nein, Miss Larner, das geht zu weit.«
    »Ich bin überzeugte Emanzipationistin, Goody Guester. Ich werde mich nicht einer Verschwörung anschließen, die ein schwarzes Kind seines intellektuellen Erbes berauben will.«
    Old Peg hatte zwar keine Ahnung, was, zum Teufel, ein intellektuelles Erbe war, aber sie wußte, daß Miss Larner viel zuviel Sympathie für ihre Sache hegte. Wenn sie so weiter machte, würde sie möglicherweise noch alles ruinieren. »Ihr müßt mich zu Ende anhören, Miss Larner. Die holen sich dann nur eine andere Lehrerin, und dann stehe ich noch schlimmer da, und Arthur Stuart auch. Nein, ich bitte Euch nur, daß Ihr ihn abends eine Stunde lang unterrichtet, ein paar Tage in der Woche. Ich werde dafür sorgen, daß er tagsüber lernt, was Ihr ihm beibringt. Er ist ein aufgeweckter Junge, das werdet Ihr sehen. Er kann schon das Alphabet – er kann schon besser damit umgehen als mein Horace. Das ist nämlich mein Mann, Horace Guester. Ich bitte Euch also nur um ein paar Stunden in der Woche, wenn Ihr sie erübrigen könnt. Deshalb haben wir auch dieses Bachhaus eingerichtet, damit Ihr es tun könnt, ohne daß jemand etwas davon merkt.«
    Miss Larner erhob sich von

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