Der magische Pflug
einer Seite mit dem Ruder nachgab, damit das Boot leicht stromaufwärts stand und auf der anderen Seite an der richtigen Stelle landete. »Weißt du, was ich mir gedacht habe?« sagte Horace. »Ich habe mir gedacht, daß deine Arbeit dich nicht richtig auslastet, Po.«
»Mir gefällt meine Arbeit ganz gut«, widersprach Po Doggly.
»Ich habe mir gedacht, daß wir in diesem Herbst ja Bezirkswahlen haben, und dann wird das Amt des Sheriffs neu vergeben. Und ich habe mir gedacht, daß Pauley Wiseman aus dem Amt gejagt werden sollte.«
»Damit ich Sheriff werde? Hältst du das für wahrscheinlich, wo doch jeder weiß, daß ich ein Trinker bin?«
»Seitdem du beim Doktor bist, hast du keinen einzigen Tropfen mehr angerührt. Und wenn wir diese Sache hier überleben und Arthur heil zurückbringen, dann wirst du ein Held sein.«
»Ein Held? Du machst wohl Witze? Bist du verrückt geworden, Horace? Wir können keiner Menschenseele davon erzählen, sonst setzen die vom Hio bis nach Camelot eine Belohnung für jeden aus, der ihnen unser Gehirn auf Roggenbrot serviert.«
»Nein, wir werden die Geschichte nicht gleich drucken lassen und verkaufen, wenn du das meinen solltest. Aber du weißt doch, wie sich so etwas herumspricht. Die guten Leute werden schon erfahren, was du und ich getan haben.«
»Dann werde du doch Sheriff, Horace!«
»Ich?« Horace grinste. »Kannst du dir vorstellen, wie ich jemanden ins Gefängnis werfe?«
Po lachte leise. »Schätze, nein.«
Als sie das andere Ufer erreichten, waren ihre Bewegungen wieder geschmeidig und genau aufeinander abgestimmt. Es war kaum zu glauben, daß sie schon seit Jahren nicht mehr zusammengearbeitet haben sollten. Es war, als wüßten ihre Körper bereits vorher, was sie tun mußten, so daß sie nicht darüber nachzudenken brauchten. Po sprang ins Wasser – nur bis zu den Knöcheln – und lehnte sich gegen das Boot, damit es nicht so viel Lärm machte. Das Boot schaukelte natürlich ein wenig, aber Horace stemmte sich ohne eine überflüssige Bewegung dagegen und beruhigte es wieder, ohne es überhaupt richtig zu bemerken. Eine Minute später hatten sie das Boot an Land gezogen. Hier war das Ufer sandig und nicht so schlammig wie auf der anderen Seite. Sie befestigten das Boot an einem Baum. Alvin erschien das Tau ziemlich alt und verfault, doch als er seinen Funken hineinschickte, um es auszuspüren, erkannte er, daß es immer noch kräftig genug war, um das Boot trotz des gegen das Heck schlagenden Flusses halten zu können.
Erst als sie alle ihre vertrauten Aufgaben erledigt hatten, baute Horace sich wie die Miliz auf dem großen Platz der Stadt auf, die Brust vorgereckt und den Blick direkt auf Alvin geheftet. »Nun, Alvin, jetzt bist du wohl an der Reihe, uns den Weg zu zeigen.«
»Müssen wir denn nicht erst Spuren lesen?« wollte Po wissen.
»Alvin weiß bereits, wo sie sind«, sagte Horace.
»Na, wenn das nicht schön ist!« meinte Po. »Und weiß er auch, ob sie mit ihren Gewehren bereits auf unsere Köpfe zielen?«
»Ja«, antwortete Alvin. Sein Tonfall ließ keinen Zweifel daran, daß er keine weiteren Fragen mehr wünschte.
Doch das war für Po nicht deutlich genug. »Willst du mir erzählen, daß dieser Junge eine Fackel ist oder so etwas? Alles, was ich von ihm gehört habe, war, daß er ein Talent für Hufbeschläge hat.«
Das war der Nachteil, wenn man andere mitnahm. Alvin hegte keinerlei Wunsch, Po Doggly mitzuteilen, was er alles konnte, aber er konnte dem Mann ja schlecht sagen, daß er ihm nicht traute.
Es war Horace, der zu seiner Rettung eingriff. »Po, ich muß dir eins sagen: Alvin spielt in der Geschichte dieser Nacht keine Rolle.«
»Sieht mir eher danach aus, als hätte er die Hauptrolle.«
»Ich sage dir, Po, wenn diese Geschichte erzählt wird, dann so, daß du und ich vorbeikamen und zufällig die Sucher schlafend vorfanden, hast du verstanden?«
Po runzelte die Stirn, dann nickte er. »Sag mir noch eins, Junge. Was immer du für eine Fähigkeit hast, bist du ein Christ? Ich verlange ja nicht einmal, daß du Methodist bist.«
»Ja, Sir«, antwortete Alvin. »Ich glaube, ich bin ein Christ. Ich halte mich an die Bibel.«
»Gut«, sagte Po. »Ich will nämlich nicht in irgendeinen Teufelskram hineingezogen werden.«
»Nicht mit mir«, erwiderte Alvin.
»Dann ist alles in Ordnung. Es ist wohl besser, wenn ich nicht weiß, was du alles kannst, Alvin. Sorge aber dafür, daß ich nicht gleich umgebracht werde, nur weil ich es
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