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Der magische Pflug

Der magische Pflug

Titel: Der magische Pflug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orson Scott Card
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so etwas, Alvin«, meinte Horace.
    »Kann er das etwa von hier aus tun?« fragte Po.
    »Ich tue nichts dergleichen«, erwiderte Alvin. »Wir wollen, daß die Sucher die Suche nach einem Jungen aufgeben, der, soweit sie das feststellen können, einfach nicht mehr existiert.«
    »Das leuchtet mir ein. Aber trotzdem gefällt mir der Gedanke, daß diese Sucher gebrochene Beine bekommen könnten«, meinte Horace.
    Alvin grinste und schritt in den Wald hinein, wobei er absichtlich gerade genug Lärm machte und sich so langsam bewegte, daß die anderen ihm in der großen Dunkelheit folgen konnten; wenn er gewollt hätte, hätte er sich wie ein Roter durch den Wald bewegen können, ohne das leiseste Geräusch zu machen, ohne auch nur den Hauch einer Spur zu hinterlassen.
    Sie kamen an den Fluß und blieben stehen. Alvin wollte nicht, daß Arthur in seiner jetzigen Haut ins Boot stieg und überall Spuren hinterließ. Also würde er ihn hier umwandeln müssen.
    »Jetzt wirf schon die Kleider in den Fluß, Junge«, forderte Horace ihn auf. »So weit du kannst.«
    Arthur trat ein paar Schritte ins Wasser. Das jagte Alvin Angst ein, denn vor seinem inneren Auge sah es so aus, als würde Arthur, der aus Licht und Erde und Luft bestand, plötzlich zum Teil in der Schwärze des Wassers verschwinden. Aber das Wasser hatte ihnen auf der Hinfahrt schon keinen Schaden zugefügt, und Alvin schaute auch, daß es sich sogar als nützlich erweisen könnte.
    Arthur Stuart warf sein Kleiderbündel in den Fluß hinaus. Die Strömung war nicht besonders stark. Sie sahen zu, wie sich die Kleider träge drehten und stromabwärts trieben, bis sie sich nach und nach voneinander lösten. Arthur stand bis zum Hintern im Wasser und sah den Kleidern hinterher. Nein, er sah ihnen nicht hinterher; denn als sie schon weit nach links getrieben waren, rührte er sich nicht von der Stelle. Er sah vielmehr nur zum Nordufer hinüber, zur freien Seite des Flusses.
    »Ich war schon mal hier«, sagte er. »Ich habe dieses Boot gesehen.«
    »Kann sein«, sagte Horace. »Obwohl du damals noch ein bißchen zu jung warst, um dich noch daran erinnern zu können. Po und ich, wir haben deiner Mama in dieses Boot hier geholfen. Meine Tochter Peggy hat dich gehalten, als wir ans Ufer kamen.«
    »Meine Schwester Peggy«, sagte Arthur. Er drehte sich zu Horace um und sah ihn an, so, als habe er es als Frage gemeint.
    »Ich schätze schon«, sagte Horace, und das blieb seine ganze Antwort.
    »Bleib einfach da stehen, Arthur Stuart«, sagte Alvin. »Wenn ich dich umwandle, muß ich das überall machen, innen und außen. Da ist es besser, es im Wasser zu tun, wo jede tote Haut, die noch die Zeichen deines alten Selbst trägt, weggespült werden kann.«
    »Wirst du mich weiß machen?« fragte Arthur Stuart.
    »Kannst du das auch tun?« staunte Po Doggly.
    »Ich weiß nicht, was sich alles verändern wird«, sagte Alvin. »Aber ich hoffe nicht, daß ich dich zum Weißen mache. Das wäre so, als würde ich dir jenen Teil rauben, den deine Mama dir gegeben hat.«
    »Aus weißen Jungen macht man aber keine Sklaven«, wandte Arthur Stuart ein.
    »Aus diesem Mischlingsjungen hier wird man auch keinen Sklaven mehr machen«, konterte Alvin. »Nicht, solange ich etwas dagegen tun kann. Und jetzt bleib einfach still stehen und laß mich überlegen, wie ich die Sache hinkriege.«
    Sie standen alle da, die Männer und der Junge, während Alvin Arthur Stuarts Inneres studierte und nach jener winzigen Signatur suchte, die jeden lebenden Teil von ihm markierte.
    Alvin wußte, daß er sie nicht leichtfertig verändern durfte, weil er nicht genau verstand, wofür diese Signatur war. Er wußte nur, daß sie irgendein Teil dessen war, was Arthur selbst ausmachte, also war Vorsicht geboten. Denn wenn er das Falsche veränderte, würde Arthur Stuart vielleicht blind, oder sein Blut verwandelte sich in Regenwasser oder so etwas.
    Woher sollte Alvin das wissen?
    Als er den Faden sah, der ihre Herzen noch immer miteinander verband, kam Alvin die Idee – es war der Faden, der sie auslöste, und die Erinnerung daran, was der Kardinalvogel mit Arthur Stuarts eigenen Lippen gesagt hatte: »Der Macher ist jener, der Teil dessen ist, was er macht.« Alvin zog sein Hemd aus und trat ins Wasser; dann kniete er darin nieder, bis er fast auf Augenhöhe mit Arthur Stuart war, während das kühle Naß sanft seine Hüfte umspülte. Dann streckte er die Hände aus und drückte Arthur Stuart an sich, hielt ihn

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