Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der magische Pflug

Der magische Pflug

Titel: Der magische Pflug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orson Scott Card
Vom Netzwerk:
ganzen Mut zusammennehmen, um sie bei dem Namen zu nennen, den zu benutzen sie ihm letzte Nacht erlaubt hatte. »Gott sei mit Euch, Margaret.«
    »Gott sei mit Euch, Alvin«, flüsterte sie.
    Dann nahm er Arthur Stuart, der sich auch verabschiedet hatte, und führte den Jungen hinaus. Gemeinsam gingen sie zur Scheune hinter dem Gasthof, wo Alvin den goldenen Pflug tief in einem Faß voll Bohnen versteckt hatte. Er hob den Deckel hoch, streckte die Hand aus, und der Pflug stieg in die Höhe, bis er im Licht glitzerte. Dann nahm Alvin ihn auf, wickelte ihn doppelt in Rupfen ein und gab ihn in einen Rupfenbeutel, den er sich über die Schulter hängte.
    Alvin kniete nieder und streckte die Hand aus, wie er es immer tat, wenn er Arthur Stuart auf seinen Rücken klettern lassen wollte. Arthur tat es, hielt es für Spiel – ein Junge in seinem Alter konnte kaum länger als ein oder zwei Stunden auf einmal trauern. Er schwang sich auf Alvins Rücken, lachend und auf und ab hopsend.
    »Diesmal wird es ein langer Ritt werden, Arthur Stuart«, sagte Alvin. »Wir gehen zum Haus meiner Familie in Vigor Church.«
    »Werden wir die ganze Zeit zu Fuß gehen?«
    »Ich werde gehen. Du wirst reiten.«
    »Juhuuu!« rief Arthur Stuart.
    Alvin begann mit einem Trab, aber es dauerte nicht lange, da lief er in vollem Tempo. Doch sein Fuß berührte nie den Weg. Statt dessen lief er quer übers Land, über Felder und Zäune hinaus in die Wälder, die da und dort zwischen hier und seinem Zuhause über die Staaten Hio und Wobbish verteilt waren. Der Grüngesang war sehr viel schwächer als in jener Zeit, da der Rote Mann ihn noch für sich allein gehabt hatte. Aber er war immer noch kräftig genug, daß Alvin Smith ihn vernehmen konnte. Er ließ sich in den Rhythmus des Grüngesangs fallen, lief, wie es die Roten taten. Und Arthur Stuart – vielleicht vernahm er auch etwas von dem Grüngesang, genug, um sich von ihm einschläfern zu lassen, auf Alvins Rücken ruhend. Die Welt um Alvin herum war verschwunden. Da waren nur er, Arthur Stuart, der goldene Pflug – und um ihn herum sang die ganze Welt. Jetzt bin ich ein Geselle. Und das ist meine erste Reise.

20. Cavils Tat
    Cavil Planter hatte in der Stadt zu tun. An diesem strahlenden Frühlingsmorgen bestieg er sehr früh sein Pferd, ließ Frau und Sklaven, Haus und Hof hinter sich, wissend, das alles unter seiner Kontrolle stand, ganz und gar sein war.
    Gegen Mittag, nach manch einem angenehmen Besuch und vielen erfolgreichen Geschäften, machte er am Laden des Postmeisters halt. Dort lagen drei Briefe für ihn. Zwei waren von alten Freunden. Einer war von Reverend Philadelphia Thrower in Carthage, der Hauptstadt von Wobbish.
    Die alten Freunde konnten warten. Throwers Brief verhieß Nachricht über die Sucher, die er angeheuert hatte, obwohl Cavil nicht verstand, weshalb Thrower diesen Brief geschrieben hatte, und nicht die Sucher selbst. Vielleicht gab es Schwierigkeiten. Vielleicht würde er doch noch in den Norden müssen, dachte Cavil. Gern werde ich die neunundneunzig Schafe verlassen, wie Jesus sagte, um das eine zurückzuholen, das sich verirrt hat.
    Es war eine bittere Nachricht. Beide Sucher waren tot, außerdem die Frau eines Gastwirts, die behauptet hatte, Cavils entführten erstgeborenen Sohn adoptiert zu haben. Ab mit Schaden, dachte Cavil, und auf die Sucher vergeudete er nicht eine Sekunde Trauer – das waren gedungene Leute, die er weniger schätzte als seine Sklaven, weil sie nicht sein waren. Nein, es war die letzte Neuigkeit, die schlimmste Nachricht, die Cavils Hände zittern und seinen Atem stocken ließen. Der Mann, der einen der Sucher umgebracht hatte, ein Schmiedelehrling namens Alvin, war davongelaufen, anstatt sich vor einem Gericht zu verantworten – und er hatte Cavils Sohn mitgenommen.
    Er hat mir meinen Sohn genommen. Und die schlimmsten Worte Throwers waren folgende: »Ich kannte diesen Burschen Alvin, als er noch ein Kind war, und schon damals war er ein Werkzeug des Teufels. Er ist der schlimmste Feind, den unser gemeinsamer Freund auf dieser Welt hat, und nun hält er auch noch Euren wertvollsten Besitz in den Händen. Ich wünschte, ich hätte bessere Nachricht für Euch. Ich bete für Euch, auf daß Euer Sohn nicht zu einem gefährlichen und unversöhnlichen Feind des heiligen Werks unseres Freundes werde.«
    Wie hätte Cavil angesichts solcher Neuigkeiten noch seinen anderen Tagesgeschäften nachgehen sollen? Ohne dem Postmeister oder sonst jemandem

Weitere Kostenlose Bücher