Der magische Pflug
gehört, die so etwas täte«, sagte Mock.
»Was ich sage«, erwiderte Mama, »das tue ich auch.«
Darüber dachte Mock einen Augenblick nach, dann nickte er. »Ich glaube Euch«, meinte er schließlich. »Schätze, ich habe noch nie gehört, daß Ihr jemals Euer Wort gebrochen hättet, nicht einmal gegenüber einem Schwarzen.« Er grinste. »Die meisten weißen Leute meinen ja, daß es keine richtige Lüge ist, wenn man einen Schwarzen belügt.«
»Wir werden tun, was Ihr verlangt habt«, sagte Anga Berry. »Ich erzähle jedermann, daß das hier mein Junge ist und daß wir ihn Euch übergeben haben, weil wir zu arm sind.«
»Aber vergeßt bloß nicht, daß es eine Lüge ist«, warf Mock ein. »Glaubt nie, daß wir das Kind jemals aufgeben würden, wenn es wirklich unser eigenes Baby wäre. Und glaubt auch niemals, daß meine Frau es je einem Weißen Mann gestatten würde, ihr ein Baby zu machen, wo sie doch mit mir verheiratet ist.«
Mama musterte Mock eine Minute lang und schätzte ihn ab, wie es ihre Art war. »Mock Berry, ich hoffe, daß Ihr jederzeit kommen und mich besuchen werdet, solange dieser Junge in meinem Haus lebt, damit ich Euch zeigen kann, wie eine weiße Frau ihr Wort hält.«
Mock lachte. »Schätze, Ihr seid eine richtige Manziatioistin.«
Da kam Papa herein, von Schweiß und Erde bedeckt. Er gab den Berrys die Hand, und kurz darauf hatten sie ihm die Geschichte erzählt, die sie überall verbreiten würden. Auch er gab sein Versprechen, den Jungen aufzuziehen wie seinen eigenen Sohn. Er dachte sogar an etwas, das Mama gar nicht eingefallen war – er sprach ein paar Worte mit Peggy, um ihr zu versprechen, daß der Junge ihr nicht vorgezogen werde. Peggy nickte. Sie wollte nicht allzuviel sagen, denn alles, was sie hätte sagen können, wäre entweder eine Lüge gewesen oder hätte ihre Pläne verraten; sie wußte, daß sie nicht die Absicht hatte, auch nur einen einzigen Tag der Zukunft dieses Babys in diesem Haus mit ihm zu teilen.
»Jetzt gehen wir nach Hause, Mrs. Guester«, sagte Anga. Sie reichte Mama das Baby. »Wenn eines meiner Kinder aus einem Alptraum erwachen sollte, dann ist es besser, wenn ich dort bin, sonst hört man die Schreie noch bis hier oben auf die Hauptstraße.«
»Werdet Ihr denn keinen Prediger ein paar Worte am Grab sprechen lassen?« fragte Mock.
Daran hatte Papa noch gar nicht gedacht. »Wir haben einen Geistlichen oben zu Gast«, sagte er.
Aber Peggy ließ es nicht zu, daß er diesen Gedanken auch nur einen Augenblick weiter hegte. »Nein«, sagte sie, so scharf sie konnte.
Papa blickte sie an und wußte, daß sie als Fackel gesprochen hatte. Da gab es nichts zu diskutieren. Er nickte nur.
»Diesmal nicht, Mock«, sagte er, »das wäre nicht sicher genug.«
Besorgt begleitete Mama Anga Berry bis zur Tür. »Gibt es irgend etwas, das ich wissen müßte?« fragte Mama. »Sind schwarze Babys in irgendeiner Hinsicht anders als weiße?«
»Oh, sehr viel anders«, meinte Anga. »Aber dieses Baby, das ist ja wohl halb schwarz, halb weiß, also kümmert Euch nur um die Weiße Hälfte, dann schätze ich, daß die Schwarze Hälfte sich schon um sich selbst kümmern wird.«
»Ist Kuhmilch aus Schweineblasen in Ordnung?« beharrte Mama.
»Ihr wißt diese ganzen Sachen doch«, konterte Anga. »Alles, was ich weiß, habe ich von Euch gelernt, Mrs. Guester. Und alle anderen Frauen hier auch. Wie kommt es, daß Ihr plötzlich mich um Rat fragt? Wißt Ihr nicht, daß ich meinen Schlaf brauche?«
Nachdem die Berrys gegangen waren, nahm Papa den Leichnam des Mädchens auf und trug ihn hinaus. Sie bekam nicht einmal einen Sarg, also würden sie die Leiche mit Steinen abdecken, um die Hunde fernzuhalten. »Leicht wie eine Feder«, sagte er, als er sie hochhob. »Wie ein ausgebrannter Holzscheit.«
Was durchaus ein passendes Bild war, wie Peggy zugeben mußte. Genau das war sie jetzt: nur noch Asche. Sie – hatte sich selbst aufgezehrt.
Mama hielt den Mischlingsjungen, während Peggy sich ins Dachgeschoß begab, um die Wiege herunterzuholen. Diesmal weckte sie niemanden auf, bis auf den Geistlichen. Und der war schon hellwach hinter seiner Tür, würde aber um nichts in der Welt herauskommen. Mama und Peggy bauten das kleine Bett in Mamas und Papas Zimmer auf und legten das Baby hinein.
»Sag mir, ob dieses arme Waisenkind auch einen Namen hat«, bat Mama.
»Seine Mutter hat ihm nie einen gegeben«, erwiderte Peggy. »In ihrem Stamm bekommt eine Frau erst bei der
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