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Der magische Pflug

Der magische Pflug

Titel: Der magische Pflug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orson Scott Card
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nicht zu übersehen, daß die Dinge sich in diesen vergangenen elf Jahren verändert hatten. Er erkannte überhaupt nichts mehr wieder, als er durch die Stadt schritt. Ja, sie war inzwischen so groß geworden, daß keine Menschenseele auch nur zu bemerken schien, daß er ein Fremder war – vom Grüßen ganz zu schweigen.
    Er hatte fast den ganzen bebauten Teil der Stadt hinter sich gelassen, als er merkte, daß nicht ihre Größe Schuld daran trug, daß die Leute ihn nicht beachteten. Es lag vielmehr am Staub in seinem Gesicht, an seinen nackten Füßen und an dem leeren Rucksack auf seinem Rücken. Sie sahen ihn an, schätzten ihn mit dem ersten Blick ab und sahen dann wieder beiseite, fast so, als hätten sie Angst, er könnte auf sie zukommen, um sie um Brot oder Unterkunft zu bitten. Das war etwas, was Alvin noch nie erlebt hatte, doch er merkte sofort, worum es ging. In den vergangenen elf Jahren hatte die Stadt Hatrack, Hio, den Unterschied zwischen Reich und Arm gelernt.
    Nun war er am Ende der Stadt angekommen und hatte noch keine einzige Hufschmiede entdeckt, wonach er doch eigentlich suchen sollte, und er hatte auch den Gasthof nicht gefunden, in dem er einst geboren worden war und nach dem er ebenfalls suchte. Alles, was er nun vor sich sah, war eine Reihe von Schweinefarmen, die auch so stanken wie Schweinefarmen; dahinter machte der Weg eine Biegung nach Süden, und er konnte nichts mehr erkennen.
    Die Schmiede mußte doch noch da sein! Es war erst anderthalb Jahre her, seit Geschichtentauscher Alvins Lehrvertrag – von Pa aufgesetzt – Makepeace, dem Schmied von Hatrack River, überbracht hatte. Und vor weniger als einem Jahr hatte Geschichtentauscher Alvin selbst erzählt, daß er diesen Brief abgegeben hatte und daß Makepeace Smith der Sache gewogen sei – genau dieses Wort hatte er verwendet, gewogen. Also hatte es vor einem Jahr den Schmied hier noch gegeben. Und auch das Fackelmädchen im Gasthof, das er in Lolla-Wossikys Kristallturm geschaut hatte, mußte doch noch hier sein. Hatte sie nicht in Geschichtentauschers Buch ›Ein Macher ist geboren‹ geschrieben? Als er diese Worte angeschaut hatte, da hatten die Buchstaben leuchtend gebrannt, als wären sie herbeigezaubert worden, wie es Worte der Prophezeiung immer taten. Wenn Alvin also selbst dieser Macher sein sollte – und er wußte, daß dem so war –, dann mußte dieses Mädchen, diese Fackel, noch mehr geschaut haben. Sie mußte wissen, was ein Macher wirklich war und wie man zu einem werden konnte.
    Macher. Ein Name, den die Leute immer nur voller Ehrfurcht aussprachen. Oder den sie nur sehnsüchtig in den Mund nahmen, etwa wenn sie sagten, daß die Zeit der Macher vorbei sei. Gewiß, manche hatten behauptet, daß der alte Ben Franklin ein Macher gewesen sei, doch er hatte bis zu seinem Tod geleugnet, auch nur ein Zauberer zu sein. Geschichtentauscher, der Old Ben Franklin wie einen Vater kannte, hatte gemeint, daß Ben nun einmal in seinem Leben etwas gemacht hatte, und das war der Amerikanische Pakt, jenes Stück Papier, auf dem sich die holländischen und schwedischen Kolonien mit den englischen und deutschen Siedlungen von Pennsylvania und Suskwahenny und, was das Wichtigste war, mit der Roten Nation der Irrakwa zu den Vereinigten Staaten von Amerika zusammengeschlossen hatten, wo Rote und Weiße, Holländer, Schweden und Engländer, Reich und Arm, Händler und Handwerker alle gleichermaßen wählen und sich zu Wort melden konnten, wo niemand sagen konnte: Ich bin ein besserer Mensch als du. Manche Leute behaupteten, daß dies Ben zu einem wahrhaftigen Macher gemacht habe, doch Geschichtentauscher war anderer Ansicht. Er meinte, dies habe Old Ben zu einem Binder, einem Knoter gemacht, nicht aber zu einem Macher.
    Ich bin der Macher, von dem das Fackelmädchen geschrieben hat. Sie hat mich bei meiner Geburt berührt, und da hat sie gesehen, daß ich die Gabe, ein Macher zu werden, in mir trage. Ich muß dieses Mädchen finden, das inzwischen sechzehn Jahre alt ist, und sie muß mir sagen, was sie gesehen hat. Denn die Kräfte, die ich in meinem Innern entdeckt habe, die Dinge, die ich tun kann, die müssen doch einem höheren Zweck dienen, als nur dazu, Stein ohne Werkzeug zu schneiden, die Kranken zu heilen und durch die Wälder zu laufen, wie nur ein Roter Mann es vermag, aber niemals ein Weißer. Ich habe eine Aufgabe in meinem Leben, und ich habe nicht die geringste Ahnung, wie ich mich darauf vorbereiten soll.
    Wie er so

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