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Der magische Pflug

Der magische Pflug

Titel: Der magische Pflug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orson Scott Card
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Geschichtentauscher ihm erzählt hatte. Er konnte die Dinge nicht halb so schnell wieder aufbauen, wie der Entmacher sie niederriß. Für jede Stelle, die er heilte, wurden tausend andere vernichtet und gingen verloren. Er würde sterben, er war schon halb tot, und es würde nicht einfach ein gewöhnlicher Tod sein, er würde nicht nur sein Fleisch verlieren und im Geiste weiterleben, der Entmacher wollte ihn vollständig auffressen, Körper und Seele, Geist und Fleisch.
    Ein Plantschen. Er hörte ein plantschendes Geräusch. Willkommener war ihm noch nie etwas im Leben gewesen. Ein Geräusch! Das bedeutete, daß irgend etwas jenseits des Entmachers existierte, der ihn umgab und ihn von Innen aushöhlte.
    Alvin hörte das Geräusch in seinem eigenen Gedächtnis widerhallen und klammerte sich daran, klammerte sich an diese Berührung der wirklichen Welt und öffnete die Augen.
    Diesmal tat er es wirklich, denn nun sah er den Himmel. Und da stand Gertie Smith, Makepeaces Frau, stand mit einem Eimer in den Händen über ihm.
    »Ich schätze, das ist wohl das erste Wasser aus diesem Brunnen«, meinte sie.
    Alvin öffnete den Mund und spürte, wie kühle, feuchte Luft hineindrang. »Ich glaube schon«, flüsterte er.
    »Ich hätte nie gedacht, daß du in einer einzigen Nacht diesen Brunnen ausheben und auch noch richtig mit Steinen auskleiden könntest«, sagte sie. »Dieser Mischlingsjunge, Arthur Stuart, ist in die Küche gekommen, als ich gerade Frühstückskekse machte, und er hat mir gesagt, daß dein Brunnen fertig ist. Da mußte ich einfach mal kommen und nachsehen.«
    »Der steht aber mächtig früh auf«, meinte Alvin.
    »Und du bleibst mächtig lange auf«, konterte Gertie. »Wenn ich ein Kerl von deiner Körpergröße wäre, würde ich meinem Mann eine ordentliche Tracht Prügel verpassen, Alvin, Lehrling hin, Lehrling her.«
    »Ich habe nur getan, was er von mir verlangt hat.«
    »Ich bin mir ganz sicher, daß du das getan hast, so wie ich mir auch sicher bin, daß er von dir verlangt hat, diesen Steinkreis da hinten an der Schmiede auszuheben, stimmt's?« Sie keckerte vor Freude. »Das wird dem alten Tölpel eine Lehre sein. Legt soviel Wert auf diesen Rutengänger, aber sein eigener Lehrling hat mehr Rutentalent als dieser alte Scharlatan …«
    Zum ersten Mal erkannte Alvin, daß die Grube, die er im Zorn ausgehoben hatte, auf die Menschen wie ein großes Ankündigungsschild wirken mußte, daß noch mehr als nur ein Huftalent in ihm steckte. »Bitte, Ma'am«, sagte er.
    »Was, bitte?«
    »Meine Gabe ist nicht das Rutengehen, Ma'am. Wenn Ihr das herumerzählt, läßt man mich nicht mehr in Ruhe.«
    Sie musterte ihn kühl und geradeheraus. »Wenn du kein Talent zum Rutengehen hast, dann erzähl mir doch mal, wieso in dem Brunnen, den du da gegraben hast, klares Wasser ist.«
    Alvin berechnete seine Lüge genau. »Die Rute des Rutengängers hat auch dort ausgeschlagen, das habe ich gesehen. Und als ich beim ersten Brunnen auf Stein gestoßen bin, habe ich es eben hier versucht.«
    Aber Gertie hatte ein mißtrauisches Wesen. »Würdest du das gleiche erzählen, wenn Jesus gerade hier stände und dem Jüngsten Gericht vorsäße, und wenn dein ewiges Seelenheil davon abhinge, ob du jetzt die Wahrheit sagst oder nicht?«
    »Ma'am, ich schätze, wenn Jesus jetzt hier wäre, würde ich ihn um Vergebung meiner Sünden bitten und würde mich kein bißchen mehr um zwei olle Brunnen scheren.«
    Sie lachte wieder und knuffte ihn leicht in die Schulter. »Deine Rutengängergeschichte gefällt mir. Du hast einfach dem alten Hank Dowser ein bißchen zugesehen. Oh, das ist wirklich gut. Diese Geschichte werde ich allen erzählen, keine Bange.«
    »Danke, Ma'am.«
    »Hier. Trink. Du hast den ersten Schluck aus dem ersten Eimer klaren Wassers aus diesem Brunnen verdient.«
    Alvin wußte, daß es Brauch war, daß der Besitzer den ersten Schluck bekam. Doch sie hatte ihm den Schluck Wasser angeboten, und er war so ausgetrocknet, daß er nicht einmal zwei Tropfen hätte hervorspucken können, selbst wenn man ihm fünf Dollar pro Unze dafür bezahlt hätte. Also setzte er den Eimer an den Mund und trank, und er ließ auch Wasser auf sein Hemd spritzen.
    »Ich wette, Hunger hast du auch«, meinte sie.
    »Ich bin eher müde als hungrig, glaube ich«, antwortete Alvin.
    »Dann komm rein und schlaf.«
    Er wußte, daß er das eigentlich hätte tun sollen, aber er konnte den Entmacher in ziemlicher Nähe erblicken, und er fürchtete

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