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Der magische Pflug

Der magische Pflug

Titel: Der magische Pflug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orson Scott Card
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bringen können, etwas zu tun oder zu sein, denn er bestand nur aus Entmachen und Entsein. Es war nicht der Entmacher, dem er etwas zurufen mußte, es waren vielmehr all die lebenden Dinge um ihn herum, die Bäume, das Gras, die Erde, die Luft selbst. Es war der Grüngesang, den er wiederherstellen mußte.
    Er klammerte sich an diese Idee und nutzte sie, sprach erneut, und seine Stimme war kaum zu vernehmen. Er flüsterte ihnen zu, und diesmal nicht im Zorn: »Sommer.«
    »Wärme!« sagte er.
    »Grünes Laub!« schrie er. »Heißer Wind aus Südwesten!« brüllte er. »Donnerwolken am Nachmittag, Nebel am Morgen, vom Sonnenlicht erhitzt, den Nebel verbrennend!«
    Veränderte sich etwas, ein kleines bißchen? Ließen die Schneeflocken nach? Schmolzen die Wehen auf dem Boden ein Stückchen herab? Stürzten die Schneehaufen von den Ästen?
    »Es ist ein heißer Morgen, trocken!« rief er. »Später mag Regen herbeitreiben wie das Geschenk der Weisen Männer, von weit her, doch jetzt brennt das Sonnenlicht auf den Blättern! Es weckt euch auf! Ihr wachst! Ihr treibt Blätter, genau! Genau!«
    Es war Freude in seiner Stimme, denn der Schneefall hatte sich in leichten Nieselregen verwandelt; der Schnee auf dem Boden schmolz zu vereinzelten Flecken zusammen; die abgerissenen Blätter sprossen wieder auf den Zweigen.
    Und in der Stille, die auf seinen letzten Ruf folgte, vernahm er Vogelgesang.
    Gesang, wie er ihn noch nie zuvor gehört hatte. Er kannte diesen Vogel nicht, diese liebliche Melodie, die sich mit jedem Zwitschern änderte und sich nie wiederholte. Es war ein webender Gesang, dessen Muster man nicht festhalten konnte. So konnte man ihn niemals wiederholen, aber man konnte ihn auch nicht entspinnen, konnte ihn nicht zerreißen und auflösen. Er war aus einem einzigen Stück, aus einem einzigen Machen, und Alvin wußte, daß er in Sicherheit war, wenn er nur den Vogel finden könnte, aus dessen Kehle dieser Gesang kam. Dann würde sein Sieg vollständig sein.
    Er rannte, und nun war der Grüngesang des Waldes mit ihm, und seine Füße fanden die richtigen Stellen, um sicher aufzusetzen, ohne daß er hinschauen mußte. Er folgte diesem Gesang, bis er auf die Lichtung kam, von wo er ertönte.
    Auf einem alten Baumstamm, in dessen Nordwestschatten noch ein Schneeflecken zu sehen war – ein Kardinalvogel. Und vor diesem Baumstamm saß, fast Nase an Nase mit diesem Vogel, während er ihm beim Singen zuhörte – Arthur Stuart.
    Ganz langsam ging Alvin um die beiden herum, schritt einen ganzen Kreis ab, bevor er sich ein Stück näherte. Arthur Stuart schien überhaupt nicht zu bemerken, daß er da war; er hielt den Blick auf diesen Vogel geheftet. Das Sonnenlicht blendete sie beide, doch weder Vogel noch Junge zwinkerten auch nur einmal mit den Augen. Alvin sagte kein Wort. Genau wie Arthur Stuart war auch er vom Gesang des Kardinalvogels gefangengenommen.
    Er unterschied sich überhaupt nicht von den anderen Kardinalvögeln, von den tausend scharlachfarbenen Singvögeln, die Alvin seit seiner Kindheit gesehen hatte. Nur daß seiner Kehle eine Musik entsprang, wie sie noch nie ein Vogel hervorgebracht hatte. Das war nicht ein Kardinalvogel. Noch war es der Kardinalvogel. Es gab keinen einzigen Vogel, der irgendeine Gabe besaß, die den anderen Kardinalvögeln fehlte. Er war einfach Kardinalvogel, der für diesen Augenblick auserwählt worden war, um mit der Stimme aller Vögel zu sprechen, um den Gesang aller Sänger zu singen, damit dieser Junge ihn hören konnte.
    Alvin kniete keine drei Fuß entfernt im frischgewachsenen Gras nieder und lauschte dem Gesang. Aus dem, was Lolla-Wossiky ihm einst gesagt hatte, wußte er, daß Kardinalvogels Gesang alle Geschichten des Roten Mannes enthielt, alles, was er je getan hatte und was auch zu tun wert gewesen war. Alvin hoffte, diese uralte Geschichte zu verstehen oder wenigstens zu hören, wie Kardinalvogel von Dingen erzählte, an denen er teilgehabt hatte. Wie der Prophet Lolla-Wossiky über das Wasser geschritten war; vom Tippy-Canoe River, ganz scharlachrot vom Blut der Roten; vom Ta-Kumsaw wie er mit einem Dutzend Musketenkugeln im Leib immer noch seine Männer angefeuert hatte, stehenzubleiben, zu kämpfen, die weißen Diebe zurückzutreiben.
    Doch der Sinn des Gesangs entzog sich ihm, so angestrengt er auch lauschte. Er mochte zwar mit den Beinen eines roten Mannes durch den Wald laufen und mit den Ohren eines roten Mannes den Grüngesang vernehmen, aber

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