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Der magische Pflug

Der magische Pflug

Titel: Der magische Pflug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orson Scott Card
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einfach nicht zugehört. Alvin war nur zu verdammt stolz gewesen.
    Das hat den Entmacher zu mir gerufen, dachte Alvin. Ich hätte meine Gabe dazu nutzen können, um etwas aufzubauen. Statt dessen habe ich sie eingesetzt, um etwas abzureißen. Na gut, nie wieder, nie wieder, nie wieder. Dreimal legte er dieses Gelübde ab, und obwohl es nur ein stummes Versprechen war und niemand davon erfuhr, würde er es mit größerer Sicherheit einhalten als irgendeinen Eid, den er vor einem Richter oder selbst vor einem Geistlichen hätte ableisten können.
    Nun, jetzt war es zu spät. Hätte er früher daran gedacht, bevor Gertie den falschen Brunnen zu Gesicht bekommen oder Wasser aus dem richtigen gezogen hätte, so hätte er den anderen Brunnen wieder aufschütten und diesen hier richten können. Aber sie hatte inzwischen das Felsgestein gesehen, und wenn dieser jetzt durchbrach, waren alle seine Geheimnisse verraten. Außerdem durfte man einen guten, neuen Brunnen niemals wieder aufschütten, bis er von allein versickerte, wenn man erst Wasser daraus getrunken hatte. Einen lebenden Brunnen aufzuschütten war so, als würde man um Dürre und Cholera betteln, damit diese einen das ganze Leben lang heimsuchten.
    Er hatte wiedergutgemacht, soviel er konnte. Man konnte Reue empfinden, es konnte einem vergeben werden, aber man konnte nicht die Zukünfte zurückrufen, die man durch eine falsche Entscheidung verloren hatte. Er brauchte keinen Philosophen, um das zu verstehen.
    Makepeace hämmerte gar nicht in der Schmiede, und aus dem Schornstein stieg auch kein Rauch auf. Wahrscheinlich war Makepeace im Haus und erledigte dort einige Arbeiten, überlegte Alvin. Daher brachte er den Spaten zurück in die Schmiede und ging auf das Haus zu.
    Auf halber Strecke gelangte er an den guten Brunnen, und da saß Makepeace auf der niedrigen Mauer aus den Steinen, die Al als Fundament des Brunnenhauses gelegt hatte. »Morgen, Alvin«, sagte der Meister.
    »Morgen, Sir«, sagte Alvin.
    »Habe den Zinn-und-Kupfer-Eimer noch mal ganz in die Tiefe herabgelassen. Du mußt ja wie der Teufel gegraben haben, Junge, um den Brunnen so tief zu bekommen.«
    »Ich wollte nicht, daß er austrocknet.«
    »Und mit Steinen hast du ihn auch schon ausgekleidet«, meinte der Schmied. »Das ist wirklich ein Wunder, muß ich sagen.«
    »Ich habe eben hart und schnell gearbeitet.«
    »Und an der richtigen Stelle hast du auch gegraben, wie ich sehe.«
    Alvin atmete tief durch. »So, wie ich das sehe, Sir, habe ich genau an der Stelle gegraben, die der Rutengänger bestimmt hat.«
    »Ich habe vorhin dort drüben ein anderes Loch gesehen«, meinte Makepeace Smith. »Der Boden bestand nur aus Gestein, so dick und hart wie der Huf des Teufels.«
    »Ich habe das alte Loch wieder aufgeschüttet«, erwiderte Alvin. »Ich wünschte, ich hätte nie so einen Brunnen gegraben. Ich wollte nicht, daß irgend jemand unangenehme Geschichten über Hank Dowser erzählt. Dort war nämlich durchaus Wasser. Kein Rutengänger auf der Welt hätte erraten können, daß da auch eine Gesteinsschicht war.«
    »Außer dir«, erwiderte Makepeace.
    »Ich bin kein Rutengänger, Sir«, widersprach Alvin. Und dann erzählte er noch einmal die Lüge: »Ich habe nur mitangesehen, wie seine Rute auch hier ausgeschlagen hat.«
    Makepeace Smith schüttelte den Kopf, und ein schwaches Grinsen kroch über sein Gesicht. »Meine Frau hat mir diese Geschichte schon erzählt, und ich wäre vor Lachen fast gestorben. Ich habe dir eine Ohrfeige verpaßt, weil du gesagt hast, Hank würde sich irren. Willst du mir jetzt sagen, daß er dafür doch den Ruhm einheimsen soll?«
    »Er ist ein wahrer Rutengänger«, erklärte Alvin. »Und ich bin kein Rutengänger, Sir. Deshalb glaube ich, daß er den Ruhm dafür bekommen soll.«
    Makepeace Smith zog den Kupfereimer herauf, setzte ihn an die Lippen und trank ein paar Schluck. Dann legte er den Kopf zurück und goß sich das restliche Wasser übers Gesicht, während er lautlos lachte. »Das ist das süßeste Wasser, das ich jemals im Leben getrunken habe, das kann ich beschwören.«
    Das war zwar nicht das Versprechen, Alvins Geschichte zu übernehmen und Hank Dowser glauben zu lassen, daß dies sein Brunnen war, aber Alvin wußte, daß der Meister ihm nicht mehr zugestehen würde. »Wenn es Euch nicht stört, Sir«, sagte Al, »möchte ich jetzt essen gehen. Ich bin ein wenig hungrig.«
    »Ja, geh essen, du hast es dir verdient.« Alvin schritt an ihm vorbei. Im

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