Der magische Pflug
sich daran, den Blasebalg zu betätigen und die Werkzeuge zu holen – das hatten sie bereits so lange gemeinsam getan, daß es schon fast so war, als wäre Arthur Alvins Lehrling, und nie war einem von beiden der Gedanke gekommen, daß daran etwas verkehrt sein könnte. Sie taten es einfach gemeinsam, so reibungslos, daß es anderen Leuten wie ein Tanz erschien.
Ein paar Stunden später hatte Alvin alles erledigt. Es hätte eigentlich nur halb so lange zu dauern brauchen, nur daß es sich Alvin aus irgendeinem Grund in den Kopf gesetzt hatte, daß er auch ein Schloß für die Tür anfertigen sollte, und außerdem hatte er es sich in den Kopf gesetzt, daß es ein richtiges Schloß sein sollte, von der Art, wie sie einige reiche Leute in der Stadt aus dem Osten, aus Philadelphia, zu bestellen pflegten – mit einem richtigen Schlüssel und einem Riegel und allem, was dazugehörte.
Außerdem legte er geheime Zauber auf alle Teile, perfekte sechszackige Zeichen, die von Sicherheit kündeten, so daß niemand, der etwas Böses im Schilde führte, das Schloß hätte öffnen können. Wenn das Schloß erst einmal in die Tür eingelassen war, würde niemand diese Zauber je erkennen können. Aber sie würden schon ihren Zweck erfüllen, denn wenn Alvin einen Zauber anfertigte, tat er es so genau, daß dieser ein ganzes Netzwerk aus Zaubern webte, wie eine Mauer, die links und rechts mehrere Ellen umspannte.
Alvin begann sich zu fragen, warum Sechsecke überhaupt funktionierten. Natürlich wußte er, warum es eine so magische Form sein mußte – zweimal die Drei –, und er wußte auch, daß man Zauber auf einen Tisch legen konnte, die dann nahtlos zusammenpaßten, so vollkommen wie Quadrate, nur noch stärker: nicht nur verschlungen und verwoben, sondern verschlungen und verwoben und verschweißt. Es gab ja auch kaum Quadrate in der Natur, weil sie zu einfach und schwach waren; es gab Zauber in Sechsecken: in Schneeflocken und Kristallen und in Bienenwaben. Einen einzigen Sechserzauber anzufertigen war das gleiche, als würde man ein ganzes Gewebe aus Zaubern herstellen, darum würden die vollkommenen Sechsecke, die er in dem Schloß verborgen hatte, das ganze Haus umschlingen und es so sicher vor äußerer Bedrohung versiegeln, als hätte er ein schmiedeeisernes Gitter um das Gebäude gezogen.
Aber das beantwortete noch nicht die Frage, weshalb es funktionierte. Weshalb seine verborgenen Zauber die Hand eines Mannes aufhalten, seinen Geist davon abbringen konnten, in das Haus einzudringen. Weshalb? All diese Jahre, in denen er versuchte, den Dingen auf den Grund zu gehen, und noch immer wußte er so wenig! Wußte so gut wie nichts, so daß er selbst jetzt fast verzweifelt wäre, wie er die eisernen Rahmen für das Bachhaus in den Händen hielt. Er fragte sich sogar, ob er sich nicht lieber damit zufriedengeben sollte, ein guter Schmied zu sein und diese ganzen Geschichten über das Machen zu vergessen.
Bei all diesem Fragen und Grübeln stellte Alvin sich jedoch nie die Frage, die eigentlich die einfachste von allen war: Wozu brauchte eine Lehrerin ein derart vollkommen verzaubertes, mächtiges Schloß? Alvin versuchte nicht einmal, es zu erraten. Das war nicht seine Art zu denken. Er wußte einfach nur, daß ein solches Schloß etwas Schönes war, und daß dieses kleine Haus so schön werden sollte, wie er es nur machen konnte. Später würde er sich fragen, ob er schon damals, noch bevor er sie kennengelernt hatte, gewußt hatte, was diese Lehrerin ihm einst bedeuten würde. Vielleicht hatte er irgendwo im Hinterkopf bereits einen Plan, genau wie Old Peg Guester. Aber im Augenblick wußte er bestimmt nichts davon, das war die Wahrheit. Als er all diese schmucken Eisenarbeiten und Gitter anfertigte, mit hübschen Mustern, damit die Tür schön aussah, da tat er es wohl am wahrscheinlichsten für Arthur Stuart; vielleicht hegte er im Hinterkopf den Gedanken, daß die Lehrerin, wenn sie ein hübsches Haus bekam, eher dazu geneigt war, Arthur Stuart seine Privatstunden zu geben.
Es war Zeit, für heute Schluß zu machen, doch Alvin hörte nicht auf. In einer Schubkarre beförderte er alles zum Bachhaus, zusammen mit einigen anderen Werkzeugen, von denen er glaubte, daß er sie brauchen würde, dazu einige Blechabfälle, um damit den Kamin zu beschlagen. Er arbeitete schnell, und ohne es zu wollen, nutzte er seine Gabe, um alles fugenlos zu glätten. Alles paßte gleich beim ersten Versuch; die Türen hingen nun wieder so
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