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Der magische Reif

Der magische Reif

Titel: Der magische Reif Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guillaume Prévost
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leise, um sie zu trösten. »Aber Sie wissen genau wie ich, dass wir ihn Mrs Faulkner zurückgeben müssen.«
    Seine Hand schloss sich um das Schmuckstück, im selben Moment hörte man unten auf der Straße einen Wagen kommen . . . Sam sprang ans Fenster, das zum Garten hinausging: Das Auto seiner Mutter kam die Straße herauf und fuhr auf Nummer 26 zu. Wie versteinert starrte er aus dem Fenster ... Sie war da! Sie lebte! Er konnte sie nicht sehen, weil sie auf der anderen Seite saß, doch es war eindeutig ihr Wagen! Fr sah ihr bis zur Straßenecke nach und es gelang ihm endlich, sich aus seiner Benommenheit zu reißen. Fr musste sie erwischen, bevor Rudolf sich einmischte!
    »Ich muss gehen«, rief er. »Ich . . . ich weiß Ihre Geste sehr zu schätzen, Miss MacPie. Und es wird alles unter uns bleiben, darauf gebe ich Ihnen mein Wort.«
    Er grüßte sie kurz zum Abschied und polterte die Treppe hinunter. Dabei fiel ihm im letzten Moment auf, dass der Goldreif auf einmal leuchtete, als er ihn in seine Tasche schob. Ein gutes Vorzeichen?
    Er verließ Nummer 18, nahm sein Fahrrad, das noch an der Hecke lehnte, doch als er aufsteigen wollte, verspürte er wieder ein schmerzhaftes Brennen oberhalb seines rechten Beins. Er stieß einen erstickten Schrei aus und war wie gelähmt. Das konnte kein Seitenstechen sein, er musste sich einen Muskelriss zugezogen haben. Das war ihm schon einmal beim Judotraining passiert: Er hatte sich an der Wade verletzt und durfte zwei Tage nicht aufstehen. Zwei Tage durfte er nicht einmal mit den Zehen wackeln. Was bedeutete, dass er sich von seinem Fahrrad wohl erst einmal verabschieden musste . . .
    Also ging er zu Fuß weiter, während er sich die schmerzende rechte Seite hielt. So humpelte er die Straße hinauf bis zu der Stelle, wo sie einen Bogen machte. Etwa zwanzig Meter vor ihm auf dem Gehweg stand ein kleines Motorrad, das eben noch nicht da gewesen war. Ein alltägliches Modell, schwarz und absolut harmlos aussehend. Bis auf die Tatsache, dass es direkt vor der Einfahrt der Faulkners parkte. . .

 
27.
    So nah am Ziel. . .
     
    Samuel eilte die gepflasterte Einfahrt zu Haus Nummer 26 so schnell hinauf, wie es der stechende Schmerz in seiner Seite zuließ. Der Motor des Motorrads war noch heiß, demnach musste es gerade erst von seinem Besitzer abgestellt worden sein . . . Rudolf?
    Er ging vor bis zur Garage, wo seine Mutter ihren Wagen geparkt hatte, und konnte sich nicht verkneifen, mit dem Finger über die Karosserie des schönen roten Chevrolets zu fahren. Seit drei Jahren hatte er ihn nicht mehr berührt. Drei Jahre, m denen er ihn nur in seinen Albträumen gesehen hatte, verbeult und zusammengedrückt wie ein gewöhnliches Stück Blech, das unter eine Straßenwalze geraten ist. Und jetzt stand er hier vor ihm, vollkommen unversehrt! Durch die Scheiben erkannte er auf dem Rücksitz ein paar verstreute Playmobil-Figuren aus seiner Sammlung . . . Wieder drohten ihn seine Gefühle zu übermannen, doch dem durfte er jetzt auf keinen Fall nachgeben.
    Von der Garage aus ging Sam durch die Waschküche in die Küche, wo es herrlich nach Zimt und Kuchen roch. Er hatte ganz vergessen, wie sehr dieser sonnendurchflutete Raum den Duft so vieler glücklicher Jahre ausströmte . . . Wie gern hatte er hier an dem Eichentisch seine Hausaufgaben gemacht, während seine Mutter dabei war, Pfannkuchen oder Kekse zu backen! Er trat in das große im Kolonialstil eingerichtete Wohnzimmer voller afrikanischer Musikinstrumente und Masken – Elisas Leidenschaft – und spitzte die Ohren. Vom oberen Stockwerk her hörte er entfernte Stimmen, sicher aus einem der hinteren Zimmer.
    »Ich scherze nicht«, hörte er Rudolf mit drohendem Unterton sagen.
    »Ich auch nicht«, gab seine Mutter kühl zurück. »Ich versichere Ihnen, der Armreif war hier in dieser Schachtel . . .«
    »Und wo ist er JETZT?«, brüllte Rudolf.
    »Ich weiß es nicht, ich . . .«
    Eine Schranktür knallte und Sam stürzte zur Treppe. Nur leider kam er nicht weit: Das diffuse Brennen in seinem Bauch verwandelte sich plötzlich in einen deutlich beißenden Schmerz, als 'würde eine Rasierklinge sich immer tiefer in seine Haut graben. Mitten im Lauf riss es ihm die Beine weg, er sackte gegen das Treppengeländer und hielt sich die Seite. Unerträglich! Es war einfach unerträglich! Als ob ihm jemand den Bauch aufschnitt!
    »Und hier, was ist in dieser Schublade?«, fragte Rudolf gereizt.
    Sam biss die Zähne zusammen, um nicht laut

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