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Der magische Reif

Der magische Reif

Titel: Der magische Reif Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guillaume Prévost
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Kaisers Qin? Sam kam auf alle viere und ging jeden Teil seines Körpers einzeln durch: Er verspürte keinerlei Schmerzen, nicht einmal Übelkeit. Das war schon ein kleines Wunder angesichts der Heftigkeit, mit der er durch die Tunnel der Zeit katapultiert worden war ... Obwohl der Start noch immer genauso schmerzhaft gewesen war. Doch vielleicht hatte das Zusammenwirken des Goldreifs mit den sieben Münzen die unangenehmen Nebenwirkungen der Landung abgeschwächt?
    Der Goldreif, genau . . . Samuel tastete suchend den Boden ab und fragte sich, warum das Schmuckstück nicht mehr dieses schwache Leuchten ausstrahlte. Weiter seine nähere Umgebung abtastend, erkannte Sam, dass er sich in einer Art Sackgasse befand. Der Sonnenstein war in die rückwärtige Wand eingelassen und Merwosers Armreif lag noch immer an seinem Platz, auf der Sonne. Sam nahm ihn ohne größere Schwierigkeiten heraus, doch das vertraute Leuchten blieb weiter aus. Er nahm die chinesische Münze wieder an sich, ebenso den Plan von Rom aus der Vertiefung und verstaute alles in seinen Taschen. Jetzt musste er hier herausfinden . . . Als er aufstand, stieß er mit dem Kopf an die Decke, er musste in einer Art in die Tiefe gegrabenem schlauchartigem Gang gelandet sein. Nach etwa zwanzig Metern zeichnete sich vor ihm eine halbrunde Tür ab, umrahmt von einem feinen Lichtstrahl, der rundherum durch die Ritzen drang. Er bückte sich und öffnete einen Türflügel spaltbreit: Dahinter erstreckte sich ein riesiger Raum, der halb im Dunkeln lag und ein großes Gebäude mit Pagodendächern beherbergte. Das Haus im Hügel! Genau wie auf der Abbildung in der Abhandlung von den dreizehn Kräften der Magie! Er war direkt im Grabhügel Qins angekommen!
    Sam wollte schon auf das aufwendig verzierte Vordach zustürzen, das den einzigen Eingang des Gebäudes überragte, als ihm Chamberlains Warnung einfiel: Das Grab sei mit unzähligen Fallen gespickt ... Er überlegte also lieber zweimal, bevor er weiterging, und nahm sich Zeit, den Ort genau unter die Lupe zu nehmen – zumindest den Teil, den er erkennen konnte. Auf den ersten Blick erinnerte die Anlage an einen orientalischen Palast: die charakteristischen, nach oben zugespitzten Dächer, die Abfolge von Terrassen mit ihren in Stein gemeißelten Balustraden; die beiden eleganten Etagen in Rot und Weiß, an denen Flammen gigantischer Kerzen emporleckten. Das Himmelsgewölbe darüber schien von unzähligen Sternen zu erstrahlen, doch bei genauem Hinsehen erkannte man, dass sie gleichzeitig zu nah und zu zahlreich waren, um einen echten Himmel darzustellen. Vielleicht Edelsteine, die das Licht zurückwarfen, oder sogar eine phosphoreszierende Substanz . . .
    Vor dem Haus erstreckte sich ein Garten, der größtenteils im Schatten lag. Sam selbst befand sich auf einer kleinen Anhöhe, etwa eineinhalb Meter über dem Boden, oberhalb einer Allee, die sich durch eine Fläche aus Moos und Kieselsteinen schlängelte. Einige Büsche mit knorrigen Stämmen waren an den Rändern gepflanzt, sie wechselten sich mit Steinaufschichtungen ab, die in regelmäßigen Abständen kleine Nischen bildeten, in deren Schutz rundliche Statuen standen.
    Samuel ging über die drei in die Erde gegrabenen Stufen von seiner Anhöhe hinunter: Etwa vierzig Meter trennten ihn vom Palast, das sollte zu schaffen sein.
    Er setzte einen Fuß auf die erste Steinplatte der Allee und hatte im selben Moment das Gefühl, dass sie sich absenkte. Von einer plötzlichen Vorahnung erfasst, riss er den Fuß zurück und duckte sich flach auf die Erdstufen, während ein Sirren die Luft durchschnitt: Ein Pfeil streifte seinen Arm und bohrte sich mit einem hässlich saugenden Geräusch in den Erdhang: tschlopp! Keine dreißig Zentimeter neben seiner Schulter . . .
    Sam war vor Schreck wie gelähmt, sein Herz raste, er wagte nicht, auch nur den kleinen Finger zu bewegen. Er spähte angestrengt in das Halbdunkel zu seiner Linken, in die Richtung, aus der der Pfeil gekommen war, riss weit die Augen auf und endlich gelang es ihm, eine Reihe menschlicher Gestalten auszumachen, die dort in der Dunkelheit postiert waren. Bogenschützen. Oder Armbrustschützen, so genau konnte man es nicht erkennen. Mindestens fünfzig, in Zweierreihen aufgestellt. Die Gestalten in der vorderen Reihe knieten mit einem Bein auf dem Boden, die dahinter standen aufrecht und unbeweglich, als warteten sie darauf, dass er den nächsten Schritt tat. Also versuchte er sein Glück auf der rechten

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