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Der magische Reif

Der magische Reif

Titel: Der magische Reif Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guillaume Prévost
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selbst festgestellt, dass sein Körperbau, seine Muskulatur sich verändert hatten, seit er auf diese Weise »reiste«. Als ob er gewachsen wäre. Konnte eine übermäßige Nutzung des Sonnensteins ein frühzeitiges Altern zur Folge haben? Dann sollte er vielleicht doch lieber in seinem Jahrhundert bleiben!
    Rudolfs Arm zuckte kurz, seine Augenlider begannen leicht zu zittern. Er würde gleich zu sich kommen.
    Sam stieg über ihn hinweg und trat zum Sarkophag. Im Hellen Schein der Sturmlaterne erschien ihm der Raum ganz verändert, viel größer, viel höher ... Er war zwar immer noch genauso prächtig ausgestaltet, doch irgendwie anders eingerichtet. Er meinte sich zu erinnern, dass beim letzten Mal der Sonnenstein genau entgegengesetzt ausgerichtet gewesen war, zum hinteren Teil der Grabkammer hin und nicht wie jetzt auf das große Abbild Thots, der eine Krone hochhielt. . . Allerdings war das vor Setnis Beisetzung und im schwachen Schein einer Fackel gewesen. Möglicherweise waren diese Arbeiten hinterher durchgeführt worden? Doch man musste auch bedenken, dass Sam an jenem Tag gerade aus dem Palast des Ramses gekommen war, wo er zum ersten Mal Bekanntschaft mit dem ägyptischen Bier gemacht hatte . . . Sicher war er noch nicht wieder ganz klar im Kopf gewesen!
    Er kniete sich vor den mächtigen Steinblock, auf dem der Sarkophag ruhte, und stopfte den Plan von Rom in die Vertiefung. Dann nahm er den Goldreif in die eine Hand. Der Augenblick der Wahrheit war gekommen! Wenn die Formel des Alchemisten die richtige war, konnte er sich sein Ziel aussuchen und müsste eigentlich seinen nächsten Zwischenstopp punktgenau treffen. »Derjenige, der die sieben Münzen vereint, wird der Meister der Sonne sein, wenn er ihre sechs Strahlen zum Leuchten bringt, wird sein Herz der Schlüssel zur Zeit . . .« Samuel hatte die erforderten Einzelteile beisammen, jetzt musste der Stein nur noch sein Versprechen halten!
    Er ließ die sechs ersten Münzen auf Merwosers Armreif gleiten und platzierte ihn auf der eingravierten Sonne. Wie schon beim letzten Mal fand jede der Münzen wie von Zauberhand ihren Platz und fügte sich in die sechs Strahlen. Er spürte, wie sich sein Herzschlag beschleunigte, während das langsame Pulsieren des Steins in seiner Brust stärker hämmerte. Eine Art Aufforderung oder dringliche Einladung . . .
    Dann drehte er die chinesische Münze zwischen den Fingern und fragte sich, welche ihrer beiden Seiten am besten geeignet wäre, ihn auf direktem Wege zu Qins Grab zu katapultieren. Er entschied sich für die abgenutztere der beiden Seiten und legte sie in die Sonnenscheibe. Zuerst passierte nichts, doch nach ein oder zwei Sekunden, in denen das Pulsieren in seinem Inneren immer beherrschender wurde, sprühten weiße Funken aus den Sonnenstrahlen und bildeten eine gleißende Energiekugel um den Goldreif, wie eine kleine Sonne, die den Stein erglühen ließ. »Wenn er die sechs Strahlen zum Leuchten bringt, wird sein Herz der Schlüssel zur Zeit. . .«
    Wie gebannt starrte Sam auf dieses funkensprühende Gebilde, etwa halb so groß wie eine Orange, das am Fuß des Sarkophags zu schweben schien. Dann wagte er, seinen Zeigefinger auszustrecken und es zu berühren. Es war weder heiß noch kalt, wie Luft. Ein Gefühl, als durchdringe man ein phosphoreszierendes Gas, das leicht auf der Haut prickelte, bevor es sie unempfindlich machte, beinahe körperlos. Er übte etwas mehr Druck aus und hatte das Gefühl, dass seine Fingerglieder durch den Stein drangen, ohne auf Widerstand zu stoßen. Er warf einen Blick auf den Rest des Raumes, um sicherzugehen, dass er nicht Opfer eines Trugbildes war, doch im Raum schien sich nicht das Geringste verändert zu haben. Oder doch: Rudolf hatte sich halb aufgerichtet und beobachtete, auf seine Ellbogen gestützt, sprachlos das unfassbare Schauspiel. Egal, dachte Sam es war zu spät, um alles zurückzudrehen . . .
    Er zog seinen Finger von der weiß glühenden Mitte zurück und legte schnell die Hand auf die obere Rundung des Steins. Kaum berührte er ihn, als sein gesamter Körper von einem lang anhaltenden, heißen Krampf geschüttelt wurde und sich jedes einzelne seiner Moleküle durch unglaubliche Hitze in Luft aufzulösen schien . . .

 
8. 
    Der Palast im Hügel
     
    U nd wieder diese Dunkelheit. . .
    Samuel kam wieder zu sich, er lag auf der Seite auf einem harten, eiskalten Untergrund. Der Ort roch durchdringend nach feuchter Erde oder nach Schlamm. Der Grabhügel des

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