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Der magische Reif

Der magische Reif

Titel: Der magische Reif Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guillaume Prévost
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Schlüssel gab, einer jedoch verloren ging. Und dass der andere gut bewacht im Tresor des Papstes in der Engelsburg läge. Ich hätte nie gedacht, dass ich ihn eines Tages in Händen halten würde!«
    »Wenn der Heilige Vater ihn mir anvertraut hat, so nur unter der Anweisung, ihn niemand anderem als Euch zu geben und die betreffende Sache unverzüglich zu ihm zu bringen«, erklärte der andere. »Was soll diese eingravierte Sonne darstellen?«
    »Ich weiß es nicht. . . Soweit ich weiß, hat dieser ägyptische Architekt nur Sixtus IV. selbst gegenüber Rechenschaft abgelegt, so auch über die Auswahl des Dekors. Fragt sich nur, ob dieses Schloss noch funktioniert: Seit 1475 hat es niemand mehr benutzt.«
    Mehrere aufeinanderfolgende Klick-Geräusche waren zu hören, dann ein charakteristisches Knarren: Die Tür zum Geheimfach hatte sich soeben geöffnet . . .
    »Bücher!«, rief Bocceron begeistert. »Werke, die ich noch nie gesehen habe!«
    »Und das Kästchen steht tatsächlich im Regal«, freute sich der Gesandte des Papstes. »Clemens VII. wird erfreut sein.«
    Die Versuchung war einfach zu groß: Sam konnte nicht anders, er musste einfach einen verstohlenen Blick in den Saal werfen: Der Bibliothekar hatte eines der Bücher der Zeit an sich genommen, während sein Begleiter das winzige Elfenbein-Kästchen betrachtete, das Sam vorhin beinahe fallen gelassen hatte.
    »Ich werde den Gegenstand sofort zu ihm bringen«, fügte der Gesandte hinzu und ließ das Kistchen unter seinem Umhang verschwinden.
    Bocceron hielt ihn aufgeregt am Arm zurück und zeigte ihm das Buch, das er gerade studierte: »Etwas Außergewöhnliches!«, rief er. »Alle Seiten sind identisch! In einer germanischen Sprache geschrieben, nehme ich an, aber das ergibt alles keinen Sinn!«
    Er drückte dem Adlergesicht das Buch in die Hand – der es sehr eilig zu haben schien, davonzufliegen – und nahm ein zweites heraus, woraufhin er wieder überrascht ausrief:
    »In diesem hier ist es genauso! Seht nur, die Seiten wiederholen sich alle und . . .«
    »Ich bin nicht gekommen, um die Bestände der Bibliothek zu überprüfen«, schnitt ihm der andere das Wort ab. »Meine Männer und ich müssen so schnell wie möglich zurück. Wenn Ihr also den Karren nutzen wollt, so rate ich Euch zur Eile.«
    Samuel erkannte, dass es für ihn Zeit wurde zu verschwinden. Unauffällig trat er den Rückzug an und »lieh« sich im Vorbeigehen eine der Kordeln aus, mit denen im lateinischen Saal die Vorhänge zusammengehalten wurden. In der Vorhalle holte er Kluggs Abhandlung unter der Anrichte hervor und band sie sich mit seinem improvisierten Gürtel so gut es ging vor den Bauch. Sein Hemd beulte leicht aus, doch bei dem Nebel würde man bestimmt nichts davon sehen ... Er lief nach draußen, wo die Soldaten bereits mit vereinten Kräften versuchten, den Karren in Bewegung zu setzen. Im selben Moment hallte ein Schrei von den hohen Mauern des Palastes wider:
    »Rückzug! Sie sind in die Stadt eingedrungen! Rückzuuug!«

 
14. 
    Ein kleines Elfenbeinkästchen
     
    Die Neuigkeit verbreitete sich wie ein Lauffeuer innerhalb der Mauern des Vatikans. Überall in den Fenstern tauchten erschrockene Gesichter auf und gaben die Nachricht weiter, und schon bald hatten sich die Prälaten im Papageienhof versammelt und beratschlagten, wie lange der Feind brauchen würde, um die heiligen Orte zu stürmen. Der Nebel hatte sich kaum gelichtet und die aufgehende Sonne verlieh der wattigen Hülle einen beinahe unwirklichen kupferfarbenen Schimmer. Weitaus beunruhigender war jedoch, dass die meisten Kanonen verstummt waren, was bedeutete, dass auf den Festungsmauern kein Widerstand mehr geleistet wurde und sich die Kämpfe in die Straßen der Stadt verlagert hatten. Das machte Sam einen gewaltigen Strich durch die Rechnung, denn er hatte geplant, auf dem Weg, den er gekommen war, auch wieder zu verschwinden, den Fluss zu überqueren und nach Hauptmann Diavilos Lager zu suchen. Jetzt würde er sich irgendwie anders durchschlagen müssen . . .
    Nachdem er sorgfältig alle Türen geschlossen hatte, kam endlich auch Bocceron aus der Bibliothek, eines der Bücher der Zeit unter den Arm geklemmt:
    »Ich habe vorsichtshalber doch eins mitgenommen«, entschuldigte er sich. »Man kann nie wissen. Wenn diese Vandalen hier alles stürmen, wird bestimmt nichts verschont bleiben, nicht einmal das Geheimfach und . . .«
    Ein finsterer Blick der Adlernase erinnerte ihn daran, sich lieber zu

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