Der magische Reiter reiter1
sich in den Sattel ziehen konnte. Rasch führte sie ihr Pferd neben das von Amilton. Über den Sattelknauf gebeugt, flüsterte sie ihm zu: »Ich diene Euch mit meinem Leben.«
DIE JAGD
Ein Tag verstrich, dann ein weiterer, und noch immer hatte Karigan nichts über das Schreiben gehört und auch Hauptmann Mebstone nicht gesehen. Niemand schenkte ihr besondere Aufmerksamkeit, nicht einmal eine der Waffen, abgesehen von Alton, der nichts weiter zu tun hatte, und Mel, die so munter wie eh und je war, aber auch kein neues Licht in die Angelegenheit bringen konnte.
»Wie ich schon sagte, ich habe Hauptmann Mebstone seit vorgestern Abend nicht mehr gesehen«, meinte Mel und ließ sich auf Karigans Bett fallen.
Karigan zurrte die Bettrolle an ihrem Bündel fest, das die Küchenbediensteten mit Lebensmitteln gefüllt hatten. Sie warf sich das Bündel über eine Schulter und den Wasserschlauch über die andere. »Ich mach mich aus dem Staub. Ich habe mein Teil getan und will nach Hause.«
»Musst du wirklich?« Mel blickte traurig drein. »Ich habe schon so lange mit keinem anderen Mädchen mehr reden können.«
Wie schwer es für sie sein musste, in einer Welt von Erwachsenen zu leben, die lediglich Erwachsenenprobleme kannten und nicht mehr die geringste Fantasie besaßen. »Ich muss nach Hause. Mein Vater wird schon auf mich warten.
Vielleicht … vielleicht kommt er im Herbst hierher, um Geschäfte zu tätigen, und ich kann ihn begleiten.«
»Vielleicht erlaubt mir Hauptmann Mebstone, dich zu besuchen. « Ein Anflug von Hoffnung schwang in Mels Stimme mit.
»Ich wüsste nicht, was dagegen spräche.« So eine Reise täte ihr gut. Durchaus möglich, dass Mel noch nie über die Stadtmauern hinausgekommen war. »Tja, ich geh dann mal.«
Karigan schritt mit Mel im Schlepptau durch den Hauptkorridor der Unterkünfte. Der Gang war leer. Die Grünen Reiter waren überall im Land auf Botenritten unterwegs.
Sie traten ins Freie, und die Sonne schien Karigan warm auf die Schultern, als wäre es Sommer und nicht Frühling. Sie ging an dem Zaun vorbei, der die Pferdeweide umgab, und hielt mit zusammengekniffenen Augen nach einem vertrauten Freund Ausschau, um ihm Lebewohl zu sagen.
»Suchst du jemanden?«, fragte Mel.
»Pferd. Alle anderen scheinen hier draußen zu sein, aber er nicht.«
»Kondor? Er ist im Stall.«
Karigan wunderte sich darüber, und auch über das schelmische Grinsen auf Mels Gesicht. Sie begaben sich in den Stall und blinzelten, bis ihre Augen sich an die Dunkelheit gewöhnt hatten. Alton D’Yer stand im Gang zwischen den Verschlägen und hielt die Zügel seines großen schwarzen Wallachs, dem die weißen Fesseln und eine weiße Blesse auf der Stirn den Namen Nachtfalke eingebracht hatten. Wie immer wirkte Alton wie aus dem Ei gepellt, genau wie sein Pferd und sein Geschirr. Er grinste sie schief an und tätschelte Nachtfalkes Hals. »Wohin willst du?«, fragte er.
Karigan runzelte die Stirn. Nach Korsa natürlich. Das hatte sie ihm wieder und wieder gesagt. »Nach Hause.«
»Muss ein langer Weg sein.«
Karigan stemmte verärgert die Hände in die Hüften. »Ich nehme eine Fähre den Fluss hinunter.«
»Aber du trägst die Uniform einer Grünen Reiterin. Es würde sich nicht gut machen, wenn du zu Fuß reist.«
»Was soll ich sonst tun? Nackt herumlaufen?« Alton kicherte, doch Karigan ignorierte es. »Ich glaube, ich habe noch genug Geld, um mir etwas zu kaufen, damit ich diese grüne Kluft loswerde.«
»Grün ist deine Farbe.« Diesmal scherzte Alton nicht. »Willst du nicht lieber reiten?«
»Ein Pferd kann ich mir nicht leisten.«
»Ich weiß nicht, was Kondor dazu sagen würde.«
Mel war in einem angrenzenden Bereich des Stalls verschwunden und kehrte nun mit dem gesattelten und frisch gestriegelten Kondor zurück. Er wieherte zur Begrüßung. »Er freut sich schon darauf, Korsa kennenzulernen«, sagte Mel.
»Was?« Karigan blickte erst Mel, dann Alton an und bekam den Mund gar nicht mehr zu. »Aber er gehört mir doch nicht.«
Alton sagte: »Diese Botenpferde sind sehr wählerisch, was ihre Reiter angeht. Du bist Kondors Reiterin, ob du dich nun entschließt, dem Botendienst beizutreten oder nicht. Hauptmann Mebstone meinte, ihn dir zu überlassen wäre das Mindeste, was wir tun könnten, um dir für die Überbringung von F’ryans Botschaft zu danken.«
Karigan nahm von Mel die Zügel entgegen und sah zu Kondor hoch. »Du meinst also, du kannst es mit mir aushalten? «
Kondor
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