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Der magische Reiter reiter1

Der magische Reiter reiter1

Titel: Der magische Reiter reiter1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: britain
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Säbel in Karigans Hand wies Amilton-Shawdells Finsternis zurück, wie er das schon vor Äonen in den Händen der Ersten Reiterin während des Langen Kriegs getan haben musste. Sie tauchte in die Aura der Dunkelheit ein, und die Magie summte um sie herum und brachte ihre Haut zum Kribbeln.
    Sie hob die Klinge über den Kopf und hieb nach unten. Sie zerschlug die Goldkette, die den schwarzen Stein an Amilton-Shawdells Hals band.
    König Zacharias kippte um wie eine starre Granitsäule. Der schwarze Stein entglitt seiner Hand. Als er den Boden berührte, flammte rund um Karigan schwarze Energie auf, als befände sie sich im Auge eines schwarzen Gewittersturms. Ein magischer Tentakel schoss über die Decke und hinterließ eine schwarze Zickzacklinie im Porträt von König Amigast Hillander.
    Das Letzte, was Karigan hörte, war der schreckliche zweifache Schrei von Amilton-Shawdell. Dann wurde die Welt weiß.

TRIADE

    Karigan lag ausgestreckt auf einer kalten, harten Oberfläche. Ihre Augen öffneten sich flatternd und sahen Weiß. Hauchdünnes Weiß. Leinen kitzelte sie an der Nase und bedeckte ihre Wimpern.
    »Götter!« Sie riss sich das Tuch herunter und setzte sich keuchend auf. Der Anblick, der sich ihren Augen bot, war nicht sehr ermutigend.
    Eine milchig weiße Landschaft mit einem ebensolchen Himmel umgab sie – wenn man es so nennen konnte. Weiße Ebenen erstreckten sich endlos in alle Richtungen. Am Himmel stand keine Sonne, keine Wolke, kein Mond, er war einfach nur weiß. Es gab keine Unterschiede, keinen Horizont, keine Geländeerhebungen, keine Trennlinien. Nichts durchbrach oder befleckte das alles umfassende Weiß.
    Selbst das Grün ihrer Uniform war ausgewaschen, als könne sich an diesem seltsamen Ort Farbe nicht lange halten. Ihre Haut war blass geworden.
    Doch am schlimmsten war, dass über ihr ohne erkennbare Verankerung ein Porträt von ihr hing, wie ein Spiegelbild, nur dass es sie als Schläferin mit geschlossenen Augen und über der Brust verschränkten Armen zeigte. Ein Totenporträt.
    »Götter!«
    Karigan wälzte sich von der Grabplatte herunter. Sie entsprach
hundertprozentig denen, die sie in der Allee der Helden gesehen hatte. Sie war mit Bestattungssymbolen versehen, und rund um den Sockel waren Tafeln angebracht, auf denen Szenen aus dem Leben des oder der Verblichenen abgebildet waren. Die Tafeln an diesem Grab zeigten Bilder ihrer Reise. Auf einer Tafel kämpfte sie gegen die Kreatur aus Kanmorhan Vane, auf einer anderen stellte sie sich Thorne, und auf einer dritten ritt sie Kondor in vollem Galopp.
    Sie legte eine Hand an die Schläfe. »Ist das der Tod?« Ihre Stimme klang leise und gedämpft.
    Dichter Nebel wallte und wogte über die Ebene. Im Nu hatte er sie erreicht und umgab sie mit seinen wabernden Schwaden, trübte die fahle Welt durch eine weitere Schicht von milchigem Weiß. Er hüllte sie ein, kam näher, immer näher. Sie drehte sich unablässig im Kreis und hielt nach einer Lichtung, einem Bezugspunkt Ausschau, doch der Nebel war allumfassend. Ihre Versuche, ihn fortzuwedeln, wirbelten ihn nur auf und ließen ihn verwirrende Muster bilden. Sie blieb atemlos stehen. In dichten Schwaden zog er an ihr vorbei, und so schnell, wie er gekommen war, trieb er auch wieder davon und enthüllte zwei Reihen Grabplatten, auf denen Menschen lagen.
    Nicht noch einmal, dachte sie ahnungsvoll.
    Sie ging langsam zwischen den Grabplatten hindurch. Die Leichentücher lagen so eng an, dass sie deutlich die Umrisse der Gesichter erkennen konnte: Fastion, Mel, König Zacharias, Sevano, Hauptmann Mebstone, ihr Vater …
    Mit einem Aufschrei riss sie das Leichentuch von ihrem Vater herunter. Raschelnd sank es neben ihr auf den Boden. Sie schüttelte ihn und schlug ihm auf die Wangen, doch seine Haut war kalt und sein Körper starr.

    »Nein!«
    Helles, melodiöses Lachen klang um sie herum auf. »Tot«, sagte eine Stimme. Der Eleter.
    Karigan blickte in alle Richtungen, doch da war niemand. »Wenn das der Tod ist«, rief sie, »wo sind dann all die anderen Geister?«
    »Tot.« Seine Stimme schallte wie eine tönende Glocke.
    Den Tränen nahe ging Karigan zu Hauptmann Mebstones Grab. Sie schlug das Leichentuch ein wenig zurück. Laren Mebstone wirkte im Tod weitaus friedlicher, als sie das jemals im Leben getan hatte. Sie war korrekt in ihre offizielle Uniform gekleidet – bis hin zu den goldenen Hauptmannschnüren auf den Schultern – und hatte eine Seidenschärpe um die Taille gebunden. Sie

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