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Der magische Reiter reiter1

Der magische Reiter reiter1

Titel: Der magische Reiter reiter1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: britain
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herrlicher Blumen anregen. Unter ihrem huldvollen Blick wuchsen Liebstöckel, Rittersporn, Beinwell und anderes. Zu ihren Füßen blühten Veilchen und Kornblumen. Auf dem angrenzenden Beet war in ordentlichen Reihen Gemüse angepflanzt; zarte Triebe strebten zur Sonne, und Blätter öffneten sich.
    Ein Messingteleskop auf einem Dreibein schaute durch das Erkerfenster zum Himmel hinauf. Ein teurer Besitz, selbst für jemanden, der so wohlhabend war wie Karigans Vater. Allein die Milchglasscheibe war sicher schon zwei Barken feinster Seide wert.
    In einem heimeligen Ofen prasselte ein Feuer, das sanfte Wärme im Raum verbreitete. Die Bibliothek war überhaupt ein sehr gemütlicher Ort.
    Eine Ansammlung von Gegenständen auf einem Mahagonitisch zog sie in die Mitte des Raums. Das Astrolabium eines Navigators stand neben dem durchlöcherten Schädel eines unbekannten Wesens. Eine herrliche Harfe, in die Smaragde, Saphire, Granate, Rubine, Turmaline und Diamanten eingelassen waren, funkelte im Feuerschein. Es gab viele Sachen, die nicht auf bestimmte Weise angeordnet waren: ein Walzahn mit dem fein geschnitzten Ornament eines Seemanns und seiner Herzensdame, ein Brocken geschmolzenen, glasartigen Gesteins unbekannter Herkunft, ein verrosteter Dolch mit poliertem Perlmuttknauf, eine halbe Goldmünze mit Zahnabdrücken … Haufenweise Gegenstände,
die einen neugierigen Menschen lange beschäftigen konnten.
    Ein Miniaturschiff in einer Flasche faszinierte Karigan am meisten. Es schnitt durch schaumgekrönte Wellen, die vollgetakelten Segel gebläht, offenbar unter einer starken Brise. Winzige Gestalten liefen über Deck und kletterten in der Takelung herum. Leichter Nebel zog auf das Schiff zu und durch es hindurch. Die Dünung beruhigte sich etwas, und die Segel erschlafften.
    Sie war versucht, die Flasche zu entkorken, um zu sehen, ob das Meer herausfließen würde. Sie unterdrückte den Impuls, doch erst, nachdem irgendetwas sie dazu gebracht hatte, die Flasche in die Hand zu nehmen und zu schütteln. Der »Himmel« verdunkelte sich; weiße Wogen gischteten über das Deck, das Schiff tauchte tief ein und krängte. Regen fiel in dichten Schleiern. Ameisengroße Seeleute suchten nach Halt, und sie stellte sich vor, dass sie über dem tosenden Meer ihre Schreie hören konnte. Lasst die Hecktakelung sausen, Jungs, passt auf den Hauptmast auf, den fegt’s gleich um!, brüllte der Bootsmann. Und dann: Mann über Bord!
    Die Seeleute torkelten und krabbelten nach achtern, zogen sich Hand für Hand weiter, taten, was sie nur konnten, um nicht über Bord gespült zu werden, doch bis sie das erhöhte Achterdeck erreicht hatten, war ein weiterer ihrer Kameraden in der aufgewühlten See verschwunden.
    Hastig stellte Karigan die Flasche ab und wich angewidert einen Schritt zurück. Dabei versuchte sie sich klarzumachen, dass die lebensechten Eigenschaften des Schiffs nur die Wirkung einer Illusion oder eines Zaubers gewesen waren und dass die winzigen Gestalten an Bord sich nie wirklich in Gefahr befunden hatten.

    Mit der Zeit ließ der Sturm nach, und die See beruhigte sich wieder. Die Besatzung warf den Anker aus und machte sich daran, die Segel und die Takelung auszubessern. Karigan entfuhr unwillkürlich ein Seufzer der Erleichterung.
    Als Nächstes hob sie einen klaren, runden Kristall hoch. Blendende Silberstrahlen erwachten in seinem Innern zum Leben und schickten wirkungsvoller als selbst das heiße Bad vorhin Wärme durch ihre schmerzenden Muskeln. Sie stellte sich vor, dass es ein gefangener Mondstrahl war, wie Kinder ihn jagen, wie sie selbst ihn früher in Silbermondnächten gejagt hatte. Sie hatte noch nie gehört, dass jemand einen gefangen hätte. Es hieß, dass nur die Eleter schnell genug waren, doch niemand wusste, ob es dieses liebliche Volk noch gab, das einst den Eltforst bewohnt hatte.
    Karigan glaubte nicht daran, dass man Mondstrahlen fangen könne, doch sie hatte auch keine Erklärung dafür, wie Licht von einem Kristall ausgehen konnte. Sie hielt ihn eine Weile und genoss die Wärme.
    Schließlich erregte die Sitzharfe ihre Aufmerksamkeit. Sie war so alt wie nur irgendetwas, das sie in den Museen von Selium gesehen hatte, und so reich mit Verzierungen versehen, dass es jeden König zufriedengestellt hätte. Sie zupfte an den goldenen Saiten und war überwältigt von den reinen Tönen und dem Klang wie von menschlichen Stimmen. Einzelne Saiten brachten perfekt gestimmte Einzelstimmen hervor; kombinierte

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