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Der magische Reiter reiter1

Der magische Reiter reiter1

Titel: Der magische Reiter reiter1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: britain
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Auflösungskraft des Teleskops war erstaunlich. Was Reichweite und Deutlichkeit anging, hielten nur die Teleskope in der Sternwarte von Selium einem Vergleich stand.
    Der Legende nach hatte einmal eine große Heldin namens Sevelon Gott und Göttin gedient, indem sie sich auf Erden ihrer Belange annahm und Recht sprach, wie die Unsterblichen es für richtig hielten. Im Volksglauben manipulierte Sevelon die Begebenheiten oft zum Vorteil ihrer Mitsterblichen und sorgte auf diese Weise dafür, dass die Unsterblichen nie Demut und Bescheidenheit verlernten. Nach vielen Lebensspannen tüchtiger Arbeit belohnten Aeryc und Aeryon Sevelon damit, dass sie ihr erlaubten, die Kristalltreppe zum Himmel zu ersteigen, um künftig bei den Unsterblichen zwischen den Sternen zu wohnen.
    Als sie auf dem letzten Treppenabsatz ankam, warf sie ihr Schwert für alle Zeit beiseite, und nun konnte man es durch den Nachthimmel wirbeln sehen. Im Frühling ragte es empor,
die Schwertspitze in der Haltung des »Grußes« nach oben gerichtet, und mit dem Kommen und Gehen der Jahreszeiten drehte das Schwert sich, bis die Spitze zum Anbruch des Winters in der Haltung des »Ruhenden Kriegers« nach unten wies. Dann verschwand das Schwert vom Himmel, um im darauffolgenden Frühling groß und strahlend wiederzukehren.
    Interessanterweise galt Sevelon in der sacoridischen Legende als Frau, während sie der rhovanischen Legende nach ein Mann war, trotz der Tatsache, dass im großen Saal des Königs in Randann eine Statue von Sevelon stand, die eine Frau darstellte. Ob nun Mann oder Frau, Sevelons Taten dienten in beiden Ländern als Grundlage für moralische Geschichten, die man den Kindern erzählte. Sevelon wurde als ritterlich, tapfer und gut geschildert, während Gott und Göttin als wankelmütige Wesen beschrieben wurden, die die Menschen für ihre Launen missbrauchten. Karigan hatte sich oft gefragt, ob Sevelon wirklich so rein war, wie die Geschichten behaupteten.
    Sie wollte das Teleskop gerade auf einen anderen Ort richten, als die Sterne vor ihren Augen verschwammen. So sehr sie sich auch bemühte, weder durch Blinzeln noch durch das Zusammenkneifen der Augen konnte sie das Bild wieder scharf bekommen. Eine Szene entfaltete sich vor ihr, und trotz aller Bemühungen konnte sie sich nicht vom Okular losreißen.
    Immergrüne Bäume wirbelten umher, verschmolzen miteinander und glitten aus ihrem Gesichtskreis. Bruchstücke eines Bildes fügten sich kaleidoskopartig zusammen und formten den nur zu vertrauten Anblick der Wälder des Grünen Mantels und des trostlosen Zustands der Nordstraße. Ein großes Eichhörnchen verharrte auf der Straße, dann huschte
es hinüber ins Unterholz und in den Schatten der Bäume. Ein Rabe ließ sich sanft auf dem Wipfel einer Tanne nieder, so dass der Zweig sich unter seinem Gewicht durchbog. Das Tier krächzte einmal und schlug kurz mit den Schwingen. Sonst herrschte überall Stille.
    Obwohl Karigan den Abschnitt der Straße nicht genau einordnen konnte, erschien er ihr vertraut. Doch schließlich gab es nicht viele Merkmale, mit deren Hilfe man auf den endlosen Meilen aus Windungen und Biegungen einen Teil der eintönigen Strecke durch den Grünen Mantel von einem anderen hätte unterscheiden können.
    Aus den Augenwinkeln nahm sie eine Bewegung wahr, und prompt vergrößerte das Teleskop mit schwindelerregender Geschwindigkeit einen Bereich, so dass sie sich selbst sehen konnte. Sie beobachtete sich dabei, wie sie Pferd von F’ryan Coblebays Leiche wegführte. Pferd trottete mutlos hinter ihr her, den Kopf gesenkt, während sie offenbar tief in Gedanken versunken dahinschritt.
    Daran erinnere ich mich.
    Als sie einer Biegung der Straße folgten, erregte etwas hinter ihnen Pferds Aufmerksamkeit. Die Karigan in der Vision schaute ebenfalls zurück, genau wie sie selbst an jenem Tag, sah jedoch nichts. Die Karigan, die alles durch das Teleskop beobachtete, erkannte eine schattenhafte Gestalt, die hinter ihnen herging, gebeugt und grün gekleidet, mit zwei Pfeilen im Rücken.
    Bevor sie Zeit fand, darüber nachzudenken, löste die Vision sich auf, als werde sie mit Wasser fortgespült, und eine andere trat an ihre Stelle. Helles Sonnenlicht erfüllte die Szene, doch sonst konnte sie vom Ort der Begebenheit nicht viel wahrnehmen. Die Soldaten Sarge und Thursgad wandten ihr
den Rücken zu und versperrten ihr den Blick. Das Teleskop holte den Ausschnitt langsam heran und erlaubte ihr, ihnen über die Schultern zu

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