Der magische Reiter reiter1
Findet heraus, wer sie sind und welches ihre Heimatprovinz ist. Ich will wissen, wie mächtig sie sind, falls sie Vergeltung üben wollen.«
»Ja, mein Lord. Sonst noch etwas?«
»Sendet Rektor Geyer eine Nachricht, dass ich Daten brauche, nicht bloß Namen. Ich hielt den Mann für intelligent, wie Gelehrte es sein sollten.«
Beryl blickte fragend. »In welcher Hinsicht …?«
»Er wird wissen, worum es geht – und sagt unserem Boten, er soll mir umgehend Meldung machen. Ihr könnt gehen, Major.«
»Ja, mein Lord.«
Beryl verbeugte sich und ging. Eine tüchtige Frau, diese Beryl. Mirwell umgab sich gern mit tüchtigen Untergebenen. Tüchtigkeit bedeutete Kompetenz, und Kompetenz bedeutete, dass er seine Ziele erreichen konnte. Er brauchte lediglich die Befehle zu erteilen. Er warf wieder einen Blick auf Rektor Geyers Schreiben. In Selium gab es eine Naturkundeklasse voller Kinder fürstlichen Geblüts, einige davon Söhne und Töchter von Clanoberhäuptern. Interessant, dass der Name dieses G’ladheon-Mädchens auf der Klassenliste stand. Auf sonderbare Weise hatte Timas ihr das Leben gerettet, indem er sie dazu brachte davonzulaufen.
Der Schulausflug, den der Rektor genehmigt hatte, würde gewährleisten, dass keines der adligen Kinder für Prinz Amiltons Thronbesteigung mehr eine Gefahr darstellen würde.
Oh, es gab da draußen noch andere, dickblütige Adlige, die bereit waren, den Thron zu übernehmen, doch mit ihnen würde er sich, falls nötig, einzeln befassen. Kinder waren lediglich ein kleines Opfer für einen höheren Zweck.
Mirwell zerknüllte das Schreiben und warf es ins Feuer. Er sah zu, wie die Flammen nach dem Papier leckten und es an den Rändern schwärzten, und wie es zusammenschmorte, bis es nicht mehr da war. Er musste seinen Plan noch einmal überdenken, dabei hatte er seit Jahrzehnten daran gearbeitet. Nur mit Hilfe des Grauen schien es überhaupt möglich zu sein, dass er Realität wurde.
Neben seinem Sessel stand ein kleiner Tisch mit einem Intrige-Brett, auf dem blaue, grüne und rote Figuren standen. Nur wenige waren von der Startposition an den Rändern des Brettes nach innen verschoben, weil lediglich eine Person dieses Spiel spielte.
Mirwell entfernte einen grünen Boten aus dem Umkreis des roten Hofs. Die Figuren waren schon uralt, jedenfalls recht alt, und aus emailliertem Blei. Die Finger von Generationen von Spielern hatten die Gesichter der Figuren bis zur Unkenntlichkeit abgewetzt.
Er kippte den grünen Boten um. »Du bist tot«, sagte er.
Dann brachte er einen anderen grünen Boten ins Spiel. Er verrückte drei rote Soldaten, zwei rote Ritter, und dahinter stellte er einen blauen Attentäter auf.
DIE AUSGEBURTEN VON KANMORHAN VANE
Mehrere Tage vergingen, deren Eintönigkeit nur durch gelegentliche Frühlingsschauer unterbrochen wurde. Karigan wechselte zwischen der Nordstraße und dem Schutz der endlosen Wälder hin und her und ritt einige Male auf ihrer Fährte zurück, in der Hoffnung, Immerez und seine Männer zu verwirren, falls sie sich wieder an ihre Fersen geheftet hatten. Immer wieder hatte sie den Eindruck, beobachtet zu werden, und wurde von dem zermürbenden Drang erfasst, ständig von Neuem über ihre Schulter zu blicken. Doch niemals entdeckte sie irgendein Anzeichen, dass sie verfolgt wurde, und Pferd schien ganz und gar unbekümmert zu sein. Konnte es sein, dass F’ryan Coblebays Geist ihr noch immer folgte?
Gegen Mittag setzte sie sich auf einen Felsen und kaute ein Stück Dörrfleisch. Pferd lief in der Nähe herum, tat sich am Gras gütlich, das auf der Straße wuchs, und schlug mit dem Schweif nach Fliegen. Karigan patschte sich mit der Hand an den Hals. Nach dem vielen Regenwetter schwirrten massenweise Mücken in der Luft.
Seit ihrem Aufenthalt in Siebenschlot war sie erst wenige Tage wieder unterwegs, und schon vermisste sie all die kleinen Annehmlichkeiten, welche die Berry-Schwestern ihr geboten hatten – das weiche Bett, den heißen Tee, die duftenden
Bäder und besonders die Gespräche. Alles war sehr zivilisiert gewesen. Sie trug die Geschenke, die die Schwestern ihr gemacht hatten, stets bei sich. Der Mondstein befand sich in ihrer Hosentasche, und den Lorbeerzweig und die Steinbeerblüte hatte sie in der Innentasche des Mantels verstaut. Wann immer sie die Sachen hervorholte, waren sie unbeschädigt und nicht verwelkt, doch das überraschte sie nicht.
Pferd wieherte und blickte zum Himmel; Grashalme ragten aus den Winkeln seines
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