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Der magische Reiter reiter1

Der magische Reiter reiter1

Titel: Der magische Reiter reiter1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: britain
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und dieser seinen Gedanken mit der Klinge Ausdruck verschaffte, statt der heutigen schlappschwänzigen Politisiererei von Hofeunuchen, die einem ohne Vorwarnung den Dolch in den Rücken stießen …
    Der Großkönig war in den alten Zeiten auch nicht mehr als ein Clansherr gewesen, der auf seinem hübschen Thron saß und darüber wachte, dass seine ganzen Lehnsherren – die Clanoberhäupter – einander nicht an die Gurgel gingen. Die Clanoberhäupter hatten in beachtlichem Umfang die Kontrolle über ihr Land und all jene inne, die in seinen Grenzen lebten. Einmal im Jahr schworen sie Krone und Land in einer seltenen Zurschaustellung von Frieden die Treue, entrichteten dem Reich ihre Steuern, und das war’s dann. Aber die Oberhäupter von Mirwell stellten oftmals die engsten Vertrauten des Königs und dienten ihm als Ratgeber.
    Damals war König Agates Sealender, der letzte seines Geschlechts, an Altersschwäche gestorben, ohne einen Erben hinterlassen zu haben, und Clanoberhaupt Smidhe Hillander vom Clan Hillander war ihm auf den Thron gefolgt. Das hatte der Geschichte ein Ende bereitet. Mirwell fuhr sich mit den Fingern durchs glatte graue Haar. Ja, mit dem Clan Hillander war alles anders geworden.
    König Smidhe bändigte das Land mit seiner Streitmacht, schuf feste Grenzen und ächtete das Blutvergießen zwischen den Clans. Er erklärte die Clanoberhäupter zu Brüdern und Schwestern und mahnte, das Land Sacoridien könne nie überdauern, wenn es nicht Geschlossenheit zeige. Es gäbe andere
Möglichkeiten als Blutvergießen, sagte er, um zu Ruhm und Ehre zu gelangen.
    Wahrhaftig, seit dem Langen Krieg hatten die Clans keine solche Einigkeit mehr erfahren. König Smidhe sagte, dass die Gründerclans von Sacoridien, als sie das Amt des Großkönigs schufen, nie vorgehabt hätten, ein solches Chaos heraufzubeschwören, wie es unter der Herrschaft des Geschlechts der Sealender entstanden sei. Das Oberhaupt des Clans Mirwell bekämpfte diesen neuen Weg, doch daraufhin kamen die Soldaten des Königs und befriedeten auch den Clan Mirwell. Mirwells Soldaten wurden dezimiert oder flohen in die Teligmar-Berge, und schließlich mussten sie sich ergeben. Seitdem war die Ehre des Clans nie wiederhergestellt worden.
    König Smidhe verlieh den Clanoberhäuptern neue Titel – sie wurden zu Lordstatthaltern, und der Anstoß zu Handel und Wandel wurde gegeben. Das Kaufmannswesen blühte auf, als man begann, gewerblich Bäume zu fällen und Granit abzubauen. Schließlich wurde das Verfahren der Papierherstellung entdeckt und die Druckerpresse erfunden. König Smidhe unterstützte sogar den Aufbau guter Beziehungen zum Nachbarland Rhovani, und bald besegelten die kleineren Clans mit einer Flotte von Kauffahrteischiffen die Küstengewässer und begründeten Sacoridiens Ruf als eines der reichsten Länder des Kontinents.
    Der alte Großkönig erhielt den Ehrentitel Großer Friedensstifter, und man führte den Provinztag als Nationalfeiertag ein, der im Sommer überall im Land gefeiert wurde, um der Einheit Sacoridiens und jenes Mannes zu gedenken, dessen unsterbliche Worte in seine Grabplatte in Sacor eingraviert waren. Sie lauteten: In der Einheit liegt Größe. Nur
wenn wir über unsere Wurzeln und unsere tierische Natur hinauswachsen, können wir gemeinsam bestehen.
    Das Feuer zischte und dampfte vom Regen, der durch den Kamin herabtropfte, und Mirwell schüttelte den Kopf. Das aufbrausende Gemüt seines Clans war niemals ganz besänftigt worden. Turniere und die Jagd zerstreuten einen Teil der Blutgier, doch damit ließ sich nicht der gleiche Ruhm erlangen. Oh, es gab gelegentlich Beutezüge in die Unteren Königreiche. Mirwell hatte selbst einige davon mitgemacht. Doch im Lauf der Zeit waren sogar Treuebündnisse mit diesen Wilden geschlossen worden, und so war ihnen nichts geblieben. Nichts – bis jetzt.
    Der Statthalter war entschlossen, seinen Clan wieder zur einstigen Größe zu führen. Gemeinsam mit Sacoridiens Königen wollte er die alten Grenzen erweitern, die längst viel zu eng gesteckt schienen, und seinem Clan dadurch wieder einen Platz an der Seite der sacoridischen Könige sichern. Er gedachte das auf die alte Art zu erreichen: durch Gewalt.
    Mirwell seufzte und warf einen Blick auf die zerknitterte Nachricht auf seinem Schoß, die das Siegel des Rektors trug. Bevor er die Grundfesten Sacoridiens erschütterte, würde er erst ein Wörtchen mit seinem Sohn reden müssen, seinem einzigen Nachkommen trotz einer

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